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Kinder Des Nebels

Kinder Des Nebels

Titel: Kinder Des Nebels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brandon Sanderson
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fast zur völligen Auslöschung gejagt hatte.
    »In Ordnung«, sagte Kelsier. »Geh zurück zu eurem Unterricht. Ende der Woche gibt Graf Wager einen Ball, und Vin wird daran teilnehmen, egal, ob sie schon dazu bereit ist oder nicht.«

Es verblüfft mich, wieviele Nationen sich hinter unserem Ziel zusammengeschlossen haben. Natürlich gibt es noch Abweichler - und bedauerlicherweise haben sich einige Königreiche in Kriege verstrickt, die ich nicht abwenden konnte.
    Dennoch ist es wunderbar und beinahe erniedrigend, diese allgemeine Einheit zu beobachten. Ich wünschte, die verschiedenen Nationen der Menschheit hätten keine so schreckliche Bedrohung gebraucht, um den Wert von Frieden und Zusammenarbeit zu erkennen.

Kapitel 10
    V in ging eine Straße in Spaltenheim - einem der vielen Armenviertel der Skaa in Luthadel - entlang und hatte ihre Kapuze aufgezogen. Aus irgendeinem Grund war ihr die stickige Wärme unter der Kapuze lieber als das bedrückende rote Sonnenlicht.
    Mit gesenktem Blick schlich sie dahin und hielt sich nahe bei den Häusern. Die Skaa, denen sie begegnete, wirkten gleichermaßen niedergedrückt. Niemand sah auf, niemand ging mit geradem Rücken oder zeigte ein optimistisches Lächeln. In den Armenquartieren wäre ein solches Verhalten verdächtig gewesen.
    Sie hatte beinahe vergessen, wie niederschmetternd Luthadel sein konnte. Während ihrer Zeit in Fellise hatte sie sich an Bäume und geschrubbten Stein gewöhnt. Hier hingegen war nichts weiß - keine Birken mit gewundenen Ästen, kein gekalkter Granit. Alles war schwarz.
    Die Gebäude waren durch die zahllosen Ascheregen verdreckt. Aus den berüchtigten Schmieden von Luthadel und den tausend einzelnen Adelsküchen kräuselten sich Luft und Rauch hoch in den Himmel. Pflastersteine, Türeingänge und Hausecken waren voller Ruß - in den Armenvierteln wurde nur sehr selten gekehrt.
    Es ist, als ob alles ... in der Nacht heller wäre als am Tag,
dachte Vin. Sie zog ihren geflickten Skaa-Mantel enger zusammen und bog um eine Ecke. Sie kam an Bettlern vorbei, die sich in die Eingänge drückten und die Hände in der Hoffnung auf eine milde Gabe ausstreckten. Ihr Flehen fand kein Gehör bei denjenigen, die selbst gegen das Verhungern kämpfen mussten. Sie passierte Arbeiter, die mit gesenkten Köpfen und Schultern dahingingen und Kappen oder Kapuzen aufgesetzt hatten, damit ihnen die Asche nicht in die Augen drang. Gelegentlich ging sie an Wachen aus der städtischen Garnison vorbei, die in voller Rüstung patrouillierten - Brustpanzer, Helm und schwarzer Umhang - und so einschüchternd wie möglich zu wirken versuchten.
    Diese letzte Gruppe bewegte sich als der verlängerte Arm des Obersten Herrschers in den Vierteln, welche die meisten Obligatoren mieden. Die Soldaten traten nach Bettlern, weil sie sich vergewissern wollten, dass es tatsächlich Krüppel waren; sie hielten Arbeiter an und warfen ihnen vor, auf der Straße statt bei der Arbeit zu sein, und machten sich auf viele weitere Arten unbeliebt. Vin duckte sich weg, als eine Soldatengruppe an ihr vorbeimarschierte, und zog sich die Kapuze noch enger um den Kopf. Sie war schon so alt, dass sie entweder Kinder haben oder in der Mühle arbeiten konnte, aber aufgrund ihrer geringen Größe wirkte sie viel jünger.
    Entweder zeigte die Finte bereits Wirkung, oder diese besondere Abteilung war nicht interessiert daran, nach Grubenarbeitern Ausschau zu halten; jedenfalls ließen die Männer Vin passieren, ohne sie eines Blickes zu würdigen. Sie hastete um eine Straßenecke, lief eine Gasse entlang, in der die Asche umhertrieb, und näherte sich der Suppenküche am Ende des Weges.
    Wie die meisten derartigen Küchen war auch diese schmuddelig und schlecht ausgerüstet. In einem Wirtschaftssystem, in dem die Arbeiter selten oder nie direkt bezahlt wurden, mussten solche Küchen vom Adel unterhalten werden. Einige örtliche Grafen - vermutlich die Eigentümer der Mühlen und Schmieden in diesem Bezirk - bezahlten dem Kücheneigner die Nahrungsmittel für die hier ansässigen Skaa. Die Arbeiter erhielten Essensmarken, und es wurde ihnen eine kurze Pause zur Mittagszeit gewährt, damit sie die Küchen aufsuchen konnten. Diese zentralen Küchen erlaubten es den kleineren Betrieben, die Kosten für eigene Kantinen zu vermeiden.
    Da der Kücheneigner unmittelbar von den Adligen bezahlt wurde, konnte er natürlich alles, was er an den Zutaten sparte, in die eigene Tasche stecken. Nach Vins Erfahrung war

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