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Kinder Des Nebels

Kinder Des Nebels

Titel: Kinder Des Nebels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brandon Sanderson
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andere reagieren müssen.«
    Er hielt inne und deutete mit dem Duellstab auf Vin. »Der Unterschied zwischen Besänftigern und normalen Menschen besteht darin, dass wir uns dessen bewusst sind, was wir tun. Außerdem haben wir einen kleinen ... Vorteil. Aber ist er so viel mehr wert als eine charismatische Persönlichkeit oder gute Zähne? Ich glaube nicht.«
    Vin erwiderte nichts darauf.
    »Außerdem«, fügte Weher hinzu, »muss ein guter Besänftiger, wie ich schon erwähnte, neben der Allomantie noch andere Fähigkeiten besitzen. Die Allomantie befähigt dich nicht dazu, die Gedanken oder auch nur die Gefühle anderer Menschen zu lesen. In gewisser Weise bist du genauso blind wie alle anderen. Du feuerst Gefühlsschwingungen ab, die entweder auf eine bestimmte Person oder auf ein klar umgrenztes Gebiet gerichtet sind. Die Gefühle deiner Gegner ändern sich, und im besten Fall erreichst du das, was du erreichen wolltest. Wirklich große Besänftiger sind aber nur jene, die zusätzlich ihre Augen und Instinkte einsetzen und dadurch wissen, wie sich eine Person fühlt,
bevor
sie besänftigt wird.«
    »Welche Rolle spielen ihre Gefühle?«, fragte Vin, die ihre Wut zu verbergen versuchte. »Du besänftigst sie doch sowieso, oder? Wenn du mit der betreffenden Person fertig bist, fühlt sie genau das, was du willst.«
    Weher seufzte und schüttelte den Kopf. »Was würdest du wohl dazu sagen, wenn du wüsstest, dass ich dich während unseres Gesprächs dreimal besänftigt habe?«
    Vin erblasste. »Wann?«, wollte sie wissen.
    »Spielt das eine Rolle?«, fragte Weher. »Diese Lektion musst du unbedingt lernen, meine Liebe. Wenn du nicht erkennst, wie sich jemand fühlt, wirst du deine Gefühlsallomantie niemals sanft einsetzen können. Wenn du zu hart gegen jemanden drückst, dann erkennt sogar der blindeste Skaa, dass er gerade beeinflusst wird. Wenn du ihn aber zu sanft berührst, bringst du keine erkennbare Wirkung hervor. Andere, mächtigere Gefühle werden deinen Gegner weiterhin bestimmen.« Weher schüttelte den Kopf. »Es geht darum, die Menschen zu verstehen«, führ er fort. »Du musst erkennen, wie jemand sich fühlt, und dann dieses Gefühl verändern, indem du es sanft in die richtige Richtung lenkst und den neuen Gefühlszustand zu deinem Vorteil einsetzt. Das, meine Liebe, ist die Herausforderung, die unsere Fähigkeit an uns stellt. Es ist schwierig, aber für diejenigen, die es gut können ...«
    Die Tür wurde geöffnet, und der mürrische Skaa kehrte mit einer ganzen Flasche Wein zurück. Er stellte sie zusammen mit einem Becher auf den Tisch vor Weher und begab sich dann auf die andere Seite des Zimmers zwischen die Gucklöcher, die in den Speisesaal wiesen.
    »Uns winkt ein gewaltiger Lohn«, sagte Weher und lächelte still. Er blinzelte ihr zu und schenkte sich Wein ein.
    Vin war sich nicht sicher, was sie denken sollte. Wehers Meinung kam ihr grausam vor. Doch Reen hatte sie gut ausgebildet. Wenn sie keine Macht über diese Fähigkeit des Besänftigens erlangte, dann würden andere Macht über sie erlangen. Sie verbrannte Kupfer - wie Kelsier es sie gelehrt hatte - und versuchte sich vor weiteren Beeinflussungen durch Weher zu schützen.
    Die Tür öffnete sich erneut, und eine vertraute Gestalt in einer Weste stapfte herein. »Hallo, Vin«, sagte Hamm und winkte ihr freundlich zu. Er ging hinüber zum Tisch und beäugte den Wein. »Weher, du weißt doch, dass die Rebellion für so etwas kein Geld hat.«
    »Kelsier wird sie dafür entschädigen«, meinte Weher und machte eine abwehrende Handbewegung. »Ich kann nun einmal nicht mit trockener Kehle arbeiten. Wie sieht es in der Gegend aus?«
    »Sie ist sicher«, antwortete Hamm. »Aber für alle Fälle habe ich Zinnaugen an den Straßenecken aufgestellt. Dein Fluchtweg befindet sich hinter der Luke in der Zimmerecke.«
    Weher nickte, und Hamm wandte sich an Keulers Lehrling. »Rauchst du da hinten, Steinchen?«
    Der Knabe nickte.
    »Guter Junge«, sagte Hamm. »Dann ist ja alles in Ordnung. Jetzt brauchen wir nur noch auf Kells Rede zu warten.«
    Weher sah auf seine Taschenuhr. »Er wird erst in ein paar Minuten erwartet. Soll ich dir einen Becher holen lassen?«
    »Nein danke«, sagte Hamm.
    Weher zuckte die Achseln und nippte an seinem Wein. Schweigen machte sich breit. Schließlich sagte Hamm: »Also ...«
    »Nein«, unterbrach Weher ihn. »Aber ...«
    »Was immer es ist, ich will es nicht hören.«
    Hamm starrte den Besänftiger gelangweilt

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