Kinder des Sturms
versteckte Silberamulett ihm plötzlich auf der Haut zu brennen schien.
Hinter ihm stieß der Kessel einen frustrierten Pfiff aus. Trevor drehte sich um und schaltete unerklärlich wütend die Herdplatte ab.
»Guten Morgen, Darcy.« Nigel hatte das Gefühl, als träte er auf bloßliegende Nerven, doch behielt er sein höflich nettes Lächeln bei. »Kann ich Ihnen vielleicht einen Kaffee anbieten, sobald er fertig ist?«
»Nein, danke, ich habe schon welchen getrunken. Nachdem ich unsanft geweckt wurde.«
»Ah.« Nigel beschloss, das Beste aus dem Vormittag zu machen, und setzte sich ihr gegenüber an den Tisch. »Wenn unser Trevor einen Energieschub kriegt, ist niemand vor ihm sicher. Dann überrollt er einen gnadenlos wie eine Flutwelle.«
»Ach ja?«
»Allerdings.« Nigel zündete sich die erste Zigarette des Tages an. »Entweder man lässt sich mitziehen, oder man ertrinkt. Natürlich ist das einer der Gründe, weshalb er die Dinge immer so geregelt kriegt, wann und wie er will.«
Darcy beugte sich vergnügt nach vorn. »Erzählen Sie mir mehr.«
»Er ist ein zielstrebiger Mensch, der nur dann einen Umweg in Kauf nimmt, wenn er meint, dass es sich lohnt. Gnadenlos würden einige ihn sicherlich nennen, und sie hätten durchaus Recht.« Er machte eine Pause und blies eine blaue
Rauchwolke über den Tisch. »Aber er ist ein Junge, der seine Mutter liebt.«
»Halt die Klappe, Nigel«, befahl Trevor, als Darcy fröhlich lachte.
»Nicht, solange ich nicht meinen Kaffee vor mir stehen habe.«
»Oh, und Sie wagen es, ihm gegenüber derart unverschämt zu sein?«
»Mich liebt er eben auch.« Nigel bedachte Trevor, der mit böser Miene vor dem Herd stand, mit einem herausfordernden Blick. »Aber wer würde das wohl nicht?«
»Ich finde Sie allmählich ebenfalls sympathisch. Und was sollte ich sonst noch von diesem gnadenlosen Typen wissen, der seine Mutter liebt?«
»Er verfügt über einen messerscharfen Verstand und ein treues, wenn auch starrsinniges Herz. Er ist ein großzügiger Mensch, aber er lässt sich niemals ausnutzen. Er bewundert Effizienz, Ehrlichkeit und Kreativität in allen Dingen. Und die Frauenherzen fliegen ihm reihenweise zu.«
»Das reicht.« Verärgert, aber nicht weiter getroffen, stellte Trevor einen Becher vor Nigel auf den Tisch.
»Oh, aber ich bin sicher, dass er gerade erst angefangen hat«, protestierte Darcy. »Und das Thema ist wirklich äußerst interessant.«
»Ich habe ein Thema, das du sicher noch interessanter finden wirst. Nigel leitet die Londoner Filiale von Celtic Records. Und wie ätzend er auch als Privatmann sein mag, in seinem Beruf ist er ein echtes Ass.«
»Das ist wahr.« Nigel nippte an seinem Kaffee. »Das ist wirklich wahr.«
»Du hast Darcy gestern Abend singen hören, in einem Pub, ohne Mikro, ohne Filter, ohne Orchester, ohne Probe. Es war also ein höchst unprofessioneller Rahmen. Welchen Eindruck hattest du von ihr?«
»Sie war sehr gut.«
»Dies sind keine Vertragsgespräche, Nigel«, erklärte Trevor seinem Freund. »Wir brauchen also nicht um den heißen Brei herumzureden. Sag ihr also bitte geradeheraus, was du von ihr gehalten hast.«
»Also gut«, antwortete Nigel. »In meinem Beruf stolpert man hin und wieder über ein Juwel, einen Diamanten – nein, in Ihrem Fall würde ich sagen, Saphir, weil das zu Ihren Augen passt. Ein seltenes, strahlendes, bisher unentdecktes Juwel. Genau das habe ich gestern Abend im Gallagher’s gehört. Und es würde mir großes Vergnügen bereiten, dieses Juwel mit der passenden Fassung zu versehen.«
»Ich überlasse es dir, zu erklären, wie diese Fassung aussehen könnte. Ich muss auf die Baustelle. Ich komme sowieso bereits zu spät.« Trevor nahm seine Schlüssel von der Anrichte, wo Nigel sie am Abend hingeworfen hatte, und hielt sie Darcy hin. »Den Wagen lasse ich dir da.«
Sie starrte auf die Schlüssel. »Danke, aber ich gehe lieber zu Fuß. Dadurch bekomme ich einen klaren Kopf.«
»Halt es, wie du willst.« Er trat hinter sie und legte seine Hände sanft auf ihre Schultern. »Jetzt muss ich wirklich los.«
»Kein Problem. Komm doch einfach zum Mittagessen in den Pub. Schließlich hattest du heute kein anständiges Frühstück.«
»Falls ich Zeit habe, sehr gern.« Er küsste sie auf die Wange und wandte sich an Nigel. »Komm doch später mal auf der Baustelle vorbei und schau dir alles an. Der Spaziergang wird deinen Städterbeinen gut tun.«
»Dank für den gut gemeinten Hinweis.« Als
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