Kinder des Sturms
mich kocht, bekommt jede Menge Zärtlichkeit von mir. Und wenn sie mir noch Frühstück macht, bin ich ihr ergebener Sklave.«
»Dann müssen sich die Kellnerinnen in New York ja förmlich darum schlagen, wer an deinem Tisch den Service machen darf.« Sie umfasste seine Hände. Nur einen Augenblick lang wollte sie die Illusion von ruhiger, beständiger Liebe. »Ich für meinen Teil suche gerade keinen Sklaven, aber du darfst dich gern mit allem bedienen, was du hier in der Küche auftreibst.«
Da sich nicht gerade viel in den Schränken fand, steckte er sich eine Scheibe Toast in den kleinen Röster und lehnte sich gegen die Anrichte, während sie das kochend heiße Wasser über das Kaffeepulver goss.
»Gott.« Er atmete tief ein. »Wie kann jemand ohne diesen Geruch am Morgen leben?« Er bedachte sie mit einem mitleidigen Blick. »Tee.«
»Obwohl ihr Yankees so viel von dem Zeug trinkt, scheint euch bisher noch nicht aufgefallen zu sein, dass es nicht annähernd so gut schmeckt, wie es riecht.«
»Das ist Blasphemie. Zwei Blöcke von meiner Wohnung entfernt gibt es ein Café, in dem sie einen Kaffee kochen, der einem Mann die Tränen der Dankbarkeit in die Augen treibt.«
»Diese Dinge scheinen dir zu fehlen.« Da die Küche tatsächlich von einem verführerischen Duft erfüllt war, holte sie einen zweiten Becher für sich aus dem Schrank. »Die Cafés, das allgemeine Treiben.« Sie öffnete den Kühlschrank und nahm eine kleine Milchtüte heraus. »Was vermisst du sonst noch?«
Das Brot sprang aus dem Toaster. »Doughnuts.«
»Doughnuts?« Sie nahm auch Butter und Marmelade aus dem Kühlschrank, blieb jedoch, statt sie auf den Tisch zu stellen, einfach reglos stehen und starrte ihn mit großen Augen an. »Ein Mann mit deinen Möglichkeiten, und alles, was du hier vermisst, sind Kaffee und Doughnuts?«
»Jetzt, zum Beispiel, würde ich hundert Dollar für einen frischen Doughnut zahlen. Ohne eurem irischen Brot zu nahe treten zu wollen.«
»Tja, das ist wirklich erstaunlich.«
Er wollte einen Scherz machen, doch der wunderbare Duft, der durch die Küche zog, brachte seine Hirnzellen auf Trab. Eine solche Chance, dachte er, ließ er besser nicht ungenutzt verstreichen.
»Obwohl man den Kaffee und die Doughnuts wirklich nicht unterschätzen sollte, hat New York natürlich noch viel mehr zu bieten.« Er legte den Toast auf den Teller. »Restaurants, Theater, Museen und für die Materialisten unter uns alles, was man kaufen kann. Du würdest es ganz einfach lieben.«
»Weil ich eine Materialistin bin?«
»Weil du, wenn du weißt, was du willst, es fast sicher dort findest. Danke.« Dankbar nahm er den gefüllten Becher. »Es ist eine der Städte, in die du kommst, wenn du den Aufnahmevertrag bei Celtic unterschreibst.«
Womit, so dachte sie, die Tür zum Privatmann wieder geschlossen und die zum Geschäftmann geöffnet worden war. Doch es machte keinen Sinn, deswegen allzu enttäuscht zu sein. »Und weshalb käme ich dann nach New York?«
»Aus dem gleichen Grund, aus dem du auch nach Dublin, London, Chicago, L.A., Sydney und überall sonst hinkommen würdest. Um Konzerte zu geben, um Aufnahmen zu machen, zu Werbezwecken.«
Sie gab Milch und Zucker in ihren eigenen Becher. »Du machst großartige Versprechungen, obwohl du keine Ahnung hast, wie gut ich bei der Aufnahme oder bei einem Auftritt
wäre oder ob ich dieses Leben überhaupt auf Dauer aushielte.«
»Ich weiß es. Das zu wissen ist mein Job.«
»Du hast eine Menge Jobs, Trevor, und ich wette, du machst sie alle gut. Aber dieser spezielle Job betrifft nun mal auch mich. Wenn ich dich beim Wort nehme und die Aufnahme mache, verändere ich dadurch mein ganzes bisheriges Leben. Ich würde also sehr, sehr viel riskieren, nur weil dir meine Stimme zu gefallen scheint.«
Ehe er ihr widersprechen konnte, hob sie abwehrend die Hand. »Mir ist durchaus bewusst, dass auch du etwas riskieren würdest. Schließlich würdest du in mich investieren. Aber das gehört für dich zum Alltag, oder etwa nicht? Du investierst bestimmte Summen in irgendwelche Unternehmen, und wenn sich eines davon nicht auszahlt, machst du das durch die Gewinne aus einem anderen wieder wett, sodass du niemals allzu viel verlierst. Es ist vielleicht eine Enttäuschung oder ein Ärgernis, aber es geht niemals um dein Leben.«
»Ich verstehe, was du meinst«, erklärte er nach einem Augenblick des Überlegens. »Zieh dich an.«
»Wie bitte?«
»Zieh dich an. Ich glaube, ich weiß,
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