Kinder des Sturms
an der Schulter eines Mannes aus.«
»Da bin ich mir ganz sicher«, erwiderte er ruhig. »Aber wenn es doch irgendwann mal dazu kommen sollte, Darcy, hoffe ich, dass Sie es an meiner Schulter tun.«
Sie war froh, dass sie sich dafür entschieden hatte, zu Fuß ins Dorf zurückzukehren, denn ihr schwirrten zahllose Gedanken durch den Kopf. Sie hatte keine Ahnung, wie lange es dauern würde, sie alle zu entwirren und einzeln durchzugehen. Nein, sie wusste nur, es war wichtig, dass es ihr gelang.
Sie fragte sich, was sie wohl täte, wenn das Einzige, was sie und Trevor verbände, das Angebot wäre, und die Antwort kam schneller als erwartet. Natürlich nähme sie es an. Es wäre ein wunderbares Abenteuer und eine echte Chance. Falls sie versagen würde, wäre das keine große Schande, hätte sie jedoch Erfolg, könnte sie endlich das luxuriöse Leben führen, das schon immer ihr Wunsch gewesen war.
Und das alles nur, weil sie singen konnte. War es nicht erstaunlich?
Die Arbeit, von der Nigel gesprochen hatte, schreckte sie nicht. Sie hatte keine Angst davor, für ihr Geld zu schuften. Und die damit verbundenen Reisen waren etwas, wovon sie stets geträumt hatte. Ein kleines Problem war, dass sie keinen allzu großen Ehrgeiz hatte, auf der Bühne zu stehen. Aber vielleicht war das sogar besser. Ohne das dringende Verlangen,
im Mittelpunkt zu stehen, hätte sie an ihrer Arbeit vielleicht viel größeren Spaß.
Sie hätte genug Geld für sich, ihre Familie, ihre Freunde. Oh, mit all dem Geld hätte sie ganz sicher nicht das geringste Problem.
Doch führten diese Überlegungen ins Leere. Denn schließlich war da etwas zwischen ihr und Trevor, was ihr so wichtig war wie nie zuvor etwas im Leben.
Sie musste ihn dazu bringen, sich in sie zu verlieben.
Es war wirklich ärgerlich, dass sie nicht wusste, ob sie in diesem Bereich auch nur die kleinsten Fortschritte erzielte. Der Mann war einfach zu beherrscht. Sie zog einen Schmollmund, zupfte eine Fuchsienblüte von der Hecke und riss sie, während sie den schmalen Weg hinunterstapfte, schlecht gelaunt entzwei.
Weshalb hatte sie ihr Herz ausgerechnet an einen Mann verlieren müssen, der nicht blind vor Liebe und Verlangen nach ihr war? Der nicht eifrig wie ein junger Welpe darauf versessen war, ihr gefällig zu sein? Der ihr nicht die Welt auf einem silbernen Tablett versprach, obgleich ihm anders als den meisten Männern, die dieses Versprechen gaben, sowohl das Tablett als auch die Welt zur Verfügung standen?
Hätte er diese Dinge tatsächlich getan, hätte sie sich wahrscheinlich gar nicht erst in ihn verliebt, aber darum ging es nicht. Sie war in ihn verliebt, weshalb also konnte er diese Liebe nicht einfach erwidern, und alles wäre gut.
Dieser perverse Kerl.
Hatte er, als er sie in der Küche des Faerie Hill Cottage geküsst hatte, denn nicht gespürt, dass ihr Herz aus ihrer Brust direkt in seine Hand gesprungen war? Oh, sie hasste es, dass sie dagegen völlig machtlos war.
Hasste es, zu wissen, dass der erste Mann, von dem sie wollte, dass er in ihr Herz sah, einfach nicht hinzuschauen schien.
Sie musste etwas unternehmen. Sie warf die Reste der zerpflückten Blüte fort und beobachtete, wie sie wie Konfetti von dem frischen Wind über den Hügel geweht wurden. Nun, sie hatte noch lange nicht alle Waffen, die ihr zur Verfügung standen, gegen Trevor eingesetzt. Aber früher oder später hätte sie mit einem ihrer Tricks ganz sicher Erfolg.
Wenn nicht, wollte sie verdammt sein.
Wenn sie mit ihm fertig wäre, wäre sie reich und berühmt. Und verheiratet.
Als sie um die Kurve bog, schien ihr die leuchtend helle Sonne direkt ins Gesicht. Sie schirmte die Augen mit den Händen ab, blinzelte und wurde eines silbrigen Glitzerns direkt vor ihr gewahr.
»Guten Morgen, schöne Darcy.«
Langsam, mit pochendem Herzen, ließ sie die Hände wieder sinken. Es war nicht die Sonne gewesen, die sie geblendet hatte. Die Sonne war hinter einer dünnen Wolkenwand in der Farbe von Trevors Augen vor ihrem Blick verborgen. Es war Magie, die derart strahlte, und sie ging von dem Mann aus, der direkt unter dem hoch aufragenden alten Rundturm gelassen am Wegrand stand.
»Man sagte mir bereits, dass Sie öfter hier am Brunnen des Heiligen Declan anzutreffen sind.«
»Oh, ich bin mal hier, mal da. Aber du kommst nur selten hier herauf.«
»Ich bin ebenfalls mal hier, mal da.«
Seine Augen blitzten ebenso hell wie das Wams an seinem Leib. »Aber da wir beide nun mal
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