Kinder des Sturms
Telefon und Fax weiterzuführen. Aber er beobachtete, wie Darcy geschmeidig in ihre Unterwäsche glitt, und wusste, in der nahen Zukunft flöge er ganz sicher nirgendwohin. Zumindest nicht allein.
»Mr. O’Toole sollte noch zu Hause bleiben und sich vollständig von seinem Sturz erholen.«
»›Ich habe allmählich genug davon, dass ständig irgendwelche Frauen um mich herumschwirren.‹« Trevors durchaus
passable Imitation von Micks genervter Miene zauberte tatsächlich ein Lächeln auf Darcys Gesicht.
»Trotzdem.«
»Willst du vielleicht versuchen, ihn dazu zu bringen, sich weiter brav ins Bett zu legen? Bitte. Ich für meinen Teil habe dazu nicht den erforderlichen Mut.«
»Tja.« Sie blickte grübelnd auf ein Hemd. »Solange er es nicht übertreibt. Schließlich ist er kein alter Mann, aber ganz jung ist er eben auch nicht mehr. Und typisch Mann will er natürlich immer mehr tun, als er eigentlich sollte.«
»Willst du damit etwa sagen, Männer seien Angeber?«
»Natürlich sind sie das.« Sie warf einen amüsierten, typisch weiblichen Blick über ihre Schulter. Nachsichtig und dadurch grob beleidigend. »Findest du das etwa nicht?«
»Wahrscheinlich hast du Recht. Aber Brenna lässt ganz sicher nicht zu, dass er sich übernimmt. Statt ihn zu becicren, wacht sie über ihn wie eine Wölfin über ihr Junges. Ich glaube, dass ihm das sogar gefällt. Männer haben es nämlich durchaus gern, wenn sie von einer Frau verwöhnt werden. Sie müssen einfach nur so tun, als wenn es sie störte.«
»Als ob ich das als Schwester von zwei Brüdern nicht genauestens wüsste. Ich werde ihn nachher zu einer heißen Mahlzeit in die Küche locken und ihm, während ich ihn verwöhne, erklären, was für ein starker, attraktiver Kerl er ist.« Sie schloss die Knöpfe ihres Hemds. »Er ist nämlich für Schmeicheleien durchaus empfänglich.«
Sie hängte ihre Hose über einen Finger und drehte sich um. »Hättest du es, da du, wie ich aus Erfahrung weiß, ebenfalls ein ganzer Mann bist, vielleicht gerne, wenn dir dieselbe Behandlung zuteil würde? Vielleicht würde ich mich dazu überreden lassen, dir unten in deiner gemütlichen Küche etwas zu essen zu kochen und dir, während du es genießt, zu erzählen, dass auch du ein starker, attraktiver Kerl bist.«
Adams Verführung mit dem Apfel war nichts im Vergleich
zu Darcys Lächeln. Doch er durfte sich von seinem Vorhaben nicht abbringen lassen. »Ich habe bereits einen Doughnut gegessen«, erklärte er ihr deshalb grinsend. »Er war wirklich fantastisch.«
»Das freut mich.« Bei aller Verblüffung freute sie sich wirklich. Sie stieg in ihre Hose und die Schuhe. »Lass mich nur noch meine Haare und mein Gesicht in Ordnung bringen, dann können wir los.«
»Was stimmt denn nicht mit deinen Haaren?«
»Zum Beispiel sind sie nass.«
»Also bitte, draußen werden sie sowieso wieder feucht.« Ungeduldig stand er auf und griff nach ihrer Hand. »Wenn ich dich noch mal in das Badezimmer lasse, kommst du frühestens in einer Stunde wieder raus.«
»Trevor.« Sie versuchte, sich ihm zu widersetzen, als er sie wenig sanft über die Treppe in Richtung Haustür zog. »Ich bin erst halb fertig.«
»Du siehst fantastisch aus.« Eilig griff er nach ihrer Jacke. »Wie immer.« Ohne auf ihre Proteste einzugehen, hüllte er sie in die Jacke ein.
»Warum hast du es bloß so eilig?« Trotz der Frage beschloss sie, sich von dem Kompliment besänftigen und klaglos weiter mitziehen zu lassen.
Schließlich, dachte sie, bestand eine Beziehung darin, dass man gleichermaßen gab wie nahm. Und es zeugte von weiblicher Vernunft, wenn frau einem Mann in Dingen, die nicht wirklich wichtig waren, seinen Willen ließ.
Ihrer Meinung nach war es draußen nicht besonders feucht. Der dünne Nebelschleier hing wie ein wunderbarer Filter, der die normalen Konturen aller Dinge märchenhaft verschwimmen ließ, in der morgenfrischen Luft. Die für gewöhnlich leuchtend bunten Farben der Blumen im Garten waren angenehm gedämpft, und die grünen Hügel sahen wie geheimnisvolle Riesenschildkröten aus. Die bisher dichte Wolkendecke
bekam bereits die ersten Risse, und in dem Grau erblickte Darcy die ersten hoffnungsfrohen Flecken sommerlichen Blaus.
Alles war derart gedämpft, als gäbe es außer ihnen beiden niemanden sonst auf der Welt, und als er im Gehen ihre Hand nahm, empfand sie dieselbe Wärme und Vertrautheit wie während der Nacht.
Sie gingen über das Feld, und eine Zeit lang lief sie, völlig
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