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Kinder des Sturms

Kinder des Sturms

Titel: Kinder des Sturms Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roberts Nora
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rufen, entdeckte er schon Jude, die am oberen Treppenende saß. Ihr Gesicht war kreidebleich, ihr Haar war wild zerzaust, und das Nachthemd, das sie trug, war feucht von ihrem Schweiß.
    »Gott sei Dank. Oh, Gott sei Dank. Ich komme nicht mehr runter.« Keuchend presste sie die Hände fest auf ihren Bauch. »Das Baby. Das Baby kommt.«
    Er verdrängte jede Panik, rannte die Stufen hinauf und packte ihre Hand. Sie drückte sie so fest, dass er meinte, dass sie ihm jeden Knochen brach. »Atmen. Atme schön ruhig und langsam ein und aus. Schau mich an, und atme ganz langsam ein und wieder aus.«
    »Ja, okay, ja.« Als die nächste Wehe kam, starrte sie ihn mit vor Schmerz glasigen Augen Hilfe suchend an. »Gott, oh, Gott, sie ist einfach riesig!«
    »Ich weiß. Ich weiß. Atme trotzdem immer weiter. Gleich ebbt die Wehe wieder ab.«
    »Ja. Es wird weniger, aber ... ich hätte nie gedacht ... es geht alles so entsetzlich schnell.« Während sie erleichtert über das Abnehmen der Schmerzen aufatmete, hob sie eine Hand und schob sich zitternd die Haare aus der Stirn. »Ich wollte es mir mit einer Tasse Tee gemütlich machen. Ich habe Aidan gesagt, ich würde ins Bett gehen und dort noch eine Tasse Tee trinken. Und dann fiel der Strom aus, und plötzlich fing es an.«

    »Wir bringen dich ins Krankenhaus. Es wird alles gut.«
    »Trevor, dazu ist es zu spät. Bis ins Krankenhaus werde ich es ganz sicher nicht mehr schaffen.«
    Wieder wallte Panik in ihm auf, doch ehe sie auf die werdende Mutter überspringen konnte, verdrängte er sie. »Normalerweise zieht sich eine Geburt doch ein wenig hin. Wie groß ist der Abstand zwischen den einzelnen Wehen?«
    »Bei den letzten Wehen habe ich nicht mehr auf die Uhr geschaut. Das Telefon ist ausgefallen. Ich konnte also weder im Pub noch beim Arzt anrufen. Ich dachte, wenn ich runterginge... aber es ging einfach nicht mehr. Zu Anfang kamen sie ungefähr alle zwei Minuten, aber jetzt kommen sie immer öfter und werden immer stärker.«
    Himmel. Lieber, gütiger Himmel. »Hast du schon das Fruchtwasser verloren?«
    »Ja. So schnell sollte es nicht gehen. In sämtlichen Kursen, in sämtlichen Büchern hieß es, es würde Stunden dauern. Hol Aidan. Bitte, hol ... oh, oh, Gott, jetzt geht es wieder los!«
    Während er ihr mit ruhiger Stimme auch durch diese Wehe half, dachte er verzweifelt nach. Die Attacken kamen viel zu schnell und waren viel zu stark. Er hatte drei Geburten miterlebt, was reichte, um zu wissen, dass Jude Recht hatte. Bis ins Krankenhaus schaffte sie es ganz eindeutig nie.
    »Jetzt bringe ich dich erst einmal ins Bett. Leg deine Arme fest um meinen Nacken. Ja, genauso ist es richtig.«
    »Ich brauche Aidan.« Wie gerne hätte sie geweint, geschrien, hemmungslos geschluchzt.
    »Ich weiß. Ich werde ihn holen. Ganz ruhig, Jude. Halt dich einfach an mir fest.« Er legte sie ins Bett und sah sich eilig um. Sie hatte es geschafft, mehrere Kerzen anzuzünden. Sie müssten als Lichtquelle genügen. »Wenn die nächste Wehe kommt, immer schön langsam und tief atmen. Ich bin sofort wieder da.«
    »Ich komme schon zurecht.« Sie legte den Kopf gegen die
von ihm in ihrem Rücken aufgetürmten Kissen. Sie musste zurechtkommen. Alles hing davon ab. »Früher haben die Frauen ihre Kinder immer ohne Ärzte und Krankenhäuser auf die Welt gebracht.« Sie zwang sich zu einem Lächeln. »Nur dass ich, verdammt, keine von ihnen bin. Beeil dich.«
    Am besten, er dächte nicht daran, wie viele Wehen sie durchstehen müsste und wie verängstigt sie wirkte, ganz allein in dem breiten Bett mit ein paar Kerzen als einziger Lichtquelle. Am besten, er dächte nicht daran, was alles schief gehen könnte, während er nicht da war.
    Er sprintete zurück in das Unwetter. Der Wind hatte sich verändert, blies ihm in den Rücken, als wollte er ihn schieben, als wollte er ihn drängen, damit er sich beeilte. Trotzdem hatte er das Gefühl, als wäre er meilenweit gerannt, als seine Hand endlich auf dem Knauf der Tür des Pubs lag.
    Er platzte in die Wärme, die Musik und das Gelächter.
    Darcy wirbelte strahlend zu ihrem neuen Gast herum. »Hallo, guckt mal, wen der Sturm hereingetrieben hat.« Sie sah in seine Augen und brach ab. »Was ist los? Bist du verletzt?«
    Er schüttelte den Kopf, packte ihre Schulter und wandte sich bereits an Aidan. »Es geht um Jude.«
    »Jude?«
    Nie zuvor in seinem Leben hatte Trevor einen Mann derart erbleichen sehen. »Was ist mit ihr?« Noch während er fragte, warf

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