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Kinder des Sturms

Kinder des Sturms

Titel: Kinder des Sturms Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roberts Nora
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Garderobe wie der Butler, kam lautlos durch den Flur. Ihre aschgrauen Haare hatte sie zu einem Knoten zusammengebunden, und ihre wässrig blauen Augen blickten Darcy durch eine dicke Brille hindurch an.
    »Guten Morgen, Miss Gallagher. Wenn Sie mir bitte folgen würden?«
    Jetzt gaff nicht derart blöde, du Idiotin. In dem verzweifelten Bemühen, sich nonchalant zu geben, schlenderte Darcy über das im Licht eines prachtvollen Kristalllüsters glänzende goldbraune Parkett der Eingangshalle in Richtung einer breiten, geschwungenen Treppe.
    Sie hätte nicht behaupten können, dass dies ein Palast war. Dafür war es zu distinguiert. Eher wie in einem Museum, dachte sie, herrschte in den auf Hochglanz polierten Räumlichkeiten eine derart gedämpfte Atmosphäre, dass sie geradezu eingeschüchtert war.
    Entlang der Treppe hingen zahlreiche Gemälde, doch sie wagte nicht, sich die Zeit zu nehmen, um sie genauer zu studieren. Die Wände selbst waren vermutlich mit Seidentapeten behängt, denn sie verströmten einen unvorstellbar warmen, weichen Glanz. Darcy musste sich zusammenreißen, um sie nicht vorsichtig mit den Fingern zu berühren.
    Die Haushälterin – vermutlich war Winthrup die Haushälterin  – führte sie durch einen mit dunklem, schimmerndem Holz verkleideten, scheinbar endlos langen Gang. Darcy fragte sich, wie viele Räume es wohl in diesem Haus gab, wie sie möbliert waren, was man durch die vielen Fenster sah.
    Dann öffnete Winthrup eine mit reichem Schnitzwerk versehene Tür zu einem prachtvollen Gemach.
    Über dem Bett von der Größe eines kleinen Sees spannte sich eine herrliche gewölbte Decke. Darcy hatte keine Ahnung, was für Teppiche auf dem frisch gewachsten Boden lagen, doch eines war sicher – sie waren alt und prachtvoll.
    Alles – Kommode, Schränke, Spiegel, Tische – verströmte
einen warmen Glanz. Dutzende weißer Rosen standen in einer sicher mindestens fünf Kilo schweren Vase aus schimmerndem Kristall.
    Links und rechts der spiegelblanken Fenster hielten dicke goldene Quasten schwere dunkelgrüne Vorhänge an ihrem Platz. An einer Wand fand sich ein weißer, rosa geäderter marmorner Kamin, auf dessen Sims, gerahmt von schweren Leuchtern, eine zweite Vase – diesmal voller blendend weißer Lilien – den Blick des Betrachters auf sich zog.
    Direkt vor der Feuerstelle lud eine kleine Sitzgruppe, bestehend aus einem kleinen Tischchen und zwei bequemen Sesseln, zum Verweilen ein.
    »Zur Rechten finden Sie das Wohnzimmer und zur Linken das Bad.« Winthrup faltete ihre schmalen Hände. »Möchten Sie, dass ich sofort für Sie auspacke, oder würden Sie lieber erst ein wenig ruhen?«
    »Ich ...« Darcy brachte nur mit Mühe einen Ton heraus. »Eigentlich, ich ... nein, ich brauche mich nicht auszuruhen, trotzdem vielen Dank.«
    »Wenn Sie möchten, führe ich Sie gerne durch das Haus.«
    »Meinen Sie, ich könnte vielleicht einfach ein wenig allein hier herumlaufen?«
    »Aber natürlich. Mr. Magee möchte, dass Sie sich hier wie zu Hause fühlen. Sie brauchen nur die Neun auf dem Haustelefon zu drücken, um mich zu erreichen, und die Acht, falls Sie Stiles zu sprechen wünschen. Vielleicht würden Sie sich ja gern ein wenig frisch machen.«
    »Das würde ich tatsächlich gerne, vielen Dank.« Mit butterweichen Knien machte sich Darcy auf den Weg in Richtung Bad. Ach, zum Teufel, dachte sie und drehte sich noch einmal um. »Miss Winthrup, das ist ein wunderbares Zimmer.«
    Winthrups Lächeln war ebenso schmal wie alles andere an ihr, aber trotzdem machte es ihre Züge etwas weicher. »Ja, das ist es.«

    Darcy marschierte durch die Tür des Bades, schloss die Augen und lehnte sich mit dem Rücken an die Wand. Sie hatte das Gefühl, als bewegte sie sich seit Beginn des Tages entweder auf einer Bühne oder in einem ihrer eigenen Träume. Aber nein, dies war die Wirklichkeit. Sie spürte ihren schnellen Herzschlag und das erregte Prickeln auf ihrer warmen Haut.
    Mit einem leisen Seufzer schlug sie die Augen wieder auf und sah sich grinsend um.
    Sicher hatten sie irgendwelche Wände eingerissen, um ein derart großes Zimmer zu erhalten. Wie im Schlafzimmer der Kaminsims, so wurde auch die Ablage zwischen den beiden ovalen Becken von einem frischen Blumenstrauß geschmückt, und das weiche Türkis der Wand – und Bodenfliesen gab einem das Gefühl, als schwebe man in irgendeiner wunderbaren Unterwasserfantasie.
    Die Wanne mit dem breiten, mit üppigen Farnen bestandenen Rand war

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