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Kinder des Sturms

Kinder des Sturms

Titel: Kinder des Sturms Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roberts Nora
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aufnehmen.«

    Nigel runzelte die Stirn und trommelte mit seinen beringten Fingern auf der Tischplatte herum. »Na, das müssen ja Geschwister sein.«
    »Glaub mir.«
    »Trotzdem, Trev. Du weißt genau, dass es leichter wäre, seine Sachen zu vermarkten, wenn wir sie von einem etablierten Künstler aufnehmen lassen würden.«
    »Ich überlasse es dir, dafür zu sorgen, dass die CD auch anders ein Erfolg wird.« Trevor sah ihn lächelnd an. »Ich habe sie gehört. Ich möchte, dass du für ein paar Tage rüber nach Ardmore kommst. Hör sie dir einfach einmal an, und wenn du denkst, dass ich falsch liege, dann werden wir noch mal darüber reden.«
    »Ardmore.« Nigel zuckte zusammen und spielte nachdenklich mit seinem kleinen goldenen Ohrring. »Himmel, Trev, was soll denn wohl ein eingeschworener Städter wie ich in einem Kaff an der irischen Küste, das so klein ist, dass man es kaum auf der Landkarte findet?«
    »Die Ohren spitzen«, kam die einfache Antwort. »Die Gallaghers haben etwas Besonderes, aber bevor ich weiter mit ihnen oder dir über die Sache rede, will ich, dass du sie dir persönlich anhörst. Ich will eine objektive Meinung.«
    »Und weshalb, bitte, hältst du dich nicht selbst für objektiv?«
    »Wie gesagt, die Gallaghers haben – genau wie Ardmore und die ganze Gegend – etwas Besonderes.« Unbewusst tastete er nach dem silbernen Anhänger, den er an der Kette unter seinem Hemd trug. »Vielleicht liegt es ganz einfach an der gottverdammten Luft dort. Ich habe keine Ahnung. Auf alle Fälle will ich, dass du nach Irland kommst und dir das Ganze mit eigenen Augen ansiehst.«
    Nigel hob die Hände und ließ sie wieder sinken. »Du bist der Boss. Ich nehme an, ich sollte mir anschauen, was genau
es ist, das dich dazu bewegt, so viel Zeit, Geld und Gedanken in die fixe Idee von diesem Theater zu investieren.«
    »Es ist keine fixe Idee. Es ist ein durch und durch solides Geschäftsvorhaben. Jetzt schnaub bloß nicht verächtlich auf«, warnte Trevor, der seinen Kumpel kannte.
    »Ich schnaube nie. Vielleicht grinse ich manchmal, aber ich werde der Versuchung höflich widerstehen.«
    »Gut. Ich habe ein neues Stück von Shawn Gallagher dabei.« Trevor trat vor seine Aktentasche und zog das Blatt hervor. »Sieh es dir am besten einmal an.«
    Jetzt grinste Nigel doch – »vielleicht sollte ich es besser hören«  – und winkte in Richtung des am Ende des Raumes stehenden Klaviers.
    »Also gut. Aber er hat es für Gitarre, Violine und Flöte konzipiert.«
    »Trotzdem kann ich es mir, wenn du es spielst, sicher ungefähr vorstellen.« Nigel schloss die Augen, als Trevor an das Klavier trat. Er selbst beherrschte kein einziges Instrument, aber trotzdem hatte er einen untrüglichen musikalischen Instinkt.
    Und kaum hatte Trevor den ersten Takt gespielt, begannen seine inneren Antennen zu vibrieren.
    Schnell, dachte Nigel, lebendig, auf subtile Weise sinnlich und vor allem amüsant. Ja, wie immer hatte Trevor Recht. Shawn Gallagher war die reinste Goldmine. Und sicher könnte es nicht schaden, den Mann einmal persönlich kennen zu lernen, selbst wenn er dazu – Gott stehe ihm bei – nach Irland fahren müsste.
    Er lauschte, nickte und grinste, als Trevor anfing zu singen. Sein Freund hatte eine kraftvolle und dennoch leichte Stimme. Doch das, was er vortrug, waren die Worte einer Frau. Das erkannte er sofort.

    Reich mir die Hand, schenk mir dein Herz,
gib alles mir von dir,
denn weniger, das wär’ ein Scherz,
und ich nahm’ einen andren
Galan ins Visier.
    Ja, es war ein Frauenlied, sexy, selbstbewusst und über alle Maßen arrogant.
    Er klappte die Augen wieder auf und grinste, als Trevor die letzten Töne spielte. Für gewöhnlich war es nicht gerade einfach, ihn von der Qualität eines neuen Stücks zu überzeugen, doch in diesem Fall klopfte sein Fuß, selbst als das Lied vorbei war, immer noch den Takt.
    »Der Mann ist ein verdammtes Genie«, erklärte er. »Einfache, direkte Texte in einem Wirrwarr komplizierter Noten. Nicht jeder kann so etwas singen, ohne dass es dabei an Schwung verliert.«
    »Nein, aber ich hätte da eine Person, von der ich weiß, dass sie es kann. Also, ich erwarte dich in Ardmore, Nigel.«
    Nigel trank einen Schluck aus der Designer-Wasserflasche, die stets in seiner Nähe stand. »Wenn’s unbedingt sein muss. Hätten wir jetzt vielleicht das Wichtigste besprochen?«
    »Das Wichtigste, ja. Warum?«
    »Weil ich als alter und intimer Freund gerne wissen würde, was

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