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Kinder des Sturms

Kinder des Sturms

Titel: Kinder des Sturms Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roberts Nora
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Trevor höchst zufrieden damit, wie sich die Dinge entwickelten. Der Bau des Theaters verlief genau nach Zeitplan. Die Einheimischen waren hilfsbereit und interessiert. Es verging kein Tag, an dem nicht einige von ihnen vorbeigeschlendert kamen, um den Männern bei der Arbeit zuzuschauen, Anmerkungen oder Vorschläge zu machen oder ihm irgendeine Geschichte von seinen Verwandten zu erzählen.
    Ein paar Vettern hatte er bereits getroffen. Tatsächlich hatte er sogar zwei von ihnen als Arbeiter engagiert.
    Da Mick während der nächsten Tage ausfiel, würde er selbst mehr Stunden auf der Baustelle verbringen müssen. Doch das störte ihn nicht. Dadurch würden seine Gedanken von den Träumen von Darcy Gallagher, denen er in letzter Zeit allzu häufig nachhing, endlich wieder auf die wirklich wichtigen Dinge des Lebens gelenkt.
    Damit hätte er auch diese Sache endlich in Ordnung gebracht. Sie beide waren zu vernünftig, um sich von Legenden, selbstsüchtigen Feenprinzen oder Träumen von einem tief unten auf dem Grund des Meeres kraftvoll und regelmäßig schlagenden Herzen beeinflussen zu lassen.
    Er hatte zu tun, erinnerte er sich, als er eine Tasse Kaffee in das kleine Arbeitszimmer in der oberen Etage des Cottage trug. Musste Telefongespräche führen, Verträge aushandeln, Lieferungen bestellen. Er konnte keine Zeit damit vergeuden, darüber nachzudenken, was er sah oder auch nicht sah, was er glauben sollte oder besser ins Reich der Fabel verwies. Seine
Arbeit wartete nicht, während er darüber grübelte, wie viel von den irischen Mythen wohl tatsächlich stimmte und wie viel seiner Einbildung entsprang.
    Er berührte das unter seinem Hemd versteckte Amulett. Es war real, dachte er, allzu real. Aber er kam damit zurecht.
    Er sah auf seine Uhr, dachte, dass er seinen Vater vielleicht gerade noch zu Hause in New York erwischte, ging durch die Tür des Zimmers – und goss sich kochend heißen Kaffee über die Hand.
    »Gottverdammt!«
    »Oh, es besteht keine Notwendigkeit, ausfallend zu werden.« Gwen schnalzte missbilligend mit der Zunge und fuhr mit ihrer Stickarbeit fort. Mit zu einem ordentlichen Knoten zurückgesteckten Haaren und ernster Miene saß sie in dem Sessel vor dem Kamin und bestickte mit geschickten Fingern eine weiße Decke.
    »Wenn du keine Salbe darauf tust, bekommst du sicher eine Blase«, erklärte sie ihm.
    »Ist nicht weiter schlimm.« Was war schon eine leichte Verbrennung, verglichen damit, dass er inzwischen allerorten Geister sah und sogar mit ihnen sprach? »Ich war gerade dabei, mich davon zu überzeugen, dass ich nicht an Sie glaube.«
    »Sicher, denn schließlich musst du tun, womit du dich wohl fühlst. Wäre es dir lieber, ich ließe dich in Ruhe?«
    »Ich weiß nicht, was mir lieber wäre.« Er stellte die Tasse auf den Tisch, drehte seinen Schreibtischstuhl herum, nahm ihr gegenüber Platz und lutschte geistesabwesend an seiner verbrannten Hand. »Ich habe von Ihnen geträumt. Das habe ich bereits erzählt. Allerdings habe ich nicht erwähnt, dass ich, bereits bevor ich hierher kam, halbwegs glaubte, ich würde Sie hier finden. Nein, nicht Sie«, verbesserte er sich und geriet gerade genug ins Stottern, um verärgert zu sein. »Sondern jemand«  – das Wort »lebendig« erschien ihm irgendwie nicht höflich – »Reales. Eine Frau.«

    Gwen hob den Kopf und bedachte ihn mit einem weichen, verständnisvollen Blick. »Vielleicht hast du gedacht, du würdest die Frau aus deinen Träumen finden, und sie wäre diejenige, die das Schicksal für dich vorgesehen hat.«
    »Vielleicht. Nicht, dass ich auf der Suche wäre«, fügte er eilig hinzu. »Aber vielleicht habe ich trotzdem etwas Ähnliches gedacht.«
    »Ein Mann kann sich, wenn er es zulässt, auch in einen Traum verlieben. Es ist eine einfache Sache, die keine Mühe, keine Arbeit, keine Schwierigkeiten macht. Die jedoch auch keine echte Freude für ihn bringt. Du ziehst es vor, dir alles zu erarbeiten, nicht wahr? Das ist ein Teil von deinem Wesen.«
    »Ich schätze, da haben Sie Recht.«
    »Die Frau, der du begegnet bist, macht jede Menge Mühe, Arbeit und Schwierigkeiten. Sag mir, Trevor, bringt sie dir auch Freude?«
    »Sie meinen Darcy?«
    »Wen denn bitte sonst?«, wollte Gwen von ihm wissen. »Natürlich meine ich Darcy Eine wunderschöne und zugleich komplizierte Frau mit einer Stimme wie ...« Sie brach ab und schüttelte lachend den Kopf. »Ich wollte gerade Engel sagen, nur dass sie kaum etwas von einem Engel hat.

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