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Kinder des Sturms

Kinder des Sturms

Titel: Kinder des Sturms Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roberts Nora
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Nein, sie hat die Stimme einer Frau, voll und reich und sehr verführerisch. Zum Beispiel hat sie dich verführt.«
    »Ohne Ihnen zu nahe treten zu wollen, muss ich sagen, dass sie sogar einen Toten in Versuchung führen könnte.«
    »Da hast du sicher Recht. Ich frage mich, Trevor, denkst du nicht vielleicht auch, dass sie diejenige sein könnte, nach der du zeit deines Lebens gesucht hast?«
    »Bisher habe ich nach nichts und niemandem gesucht.«
    »Wir alle sind auf der Suche. Die Glücklichen unter uns werden eines Tages fündig.« Ihre Hände lagen reglos auf dem weißen, bunt bestickten Tuch. »Und die Weisen akzeptieren, was das Schicksal ihnen schenkt. Ich hatte Glück, aber ich war
leider nicht weise. Meinst du, du könntest vielleicht etwas aus meinem Fehler lernen?«
    »Ich liebe sie nicht.«
    »Vielleicht liebst du sie, vielleicht aber auch nicht.« Gwen griff erneut nach ihrer Nadel. »Aber bisher hast du es noch nicht gewagt, dein Herz der Liebe überhaupt zu öffnen. Diesen Teil deiner selbst hast du bisher stets mit aller Macht beschützt, Trevor.«
    »Vielleicht gibt es einen solchen Teil von mir ja gar nicht.« Vielleicht war er bereits in Ardmore abgetrennt worden, dachte er, lange bevor er überhaupt auf die Welt gekommen war. »Vielleicht bin ich ja gar nicht in der Lage, jemanden so zu lieben, wie Sie meinen.«
    »Das ist ja wohl blanker Unsinn.«
    »Ich habe bereits eine andere Frau verletzt, weil ich sie nicht lieben konnte.«
    »Und dabei hast du, wie ich denke, dich selbst ebenfalls verletzt. Dieser Vorfall hat Zweifel in dir aufkommen lassen. Aber ich verspreche dir, dass ihr beide diese Sache nicht nur überleben werdet, sondern dass euch die Erfahrung gut tut. Wenn du erst mal aufhörst, dein Herz als Waffe zu betrachten anstatt als Geschenk, wirst du finden, was du die ganze Zeit schon suchst.«
    »Hier geht es nicht um mein Herz, sondern um das Theater.«
    Sie machte ein Geräusch, das Zustimmung hätte bedeuten können. »Es ist eine wunderbare Sache, etwas Dauerhaftes erbauen zu können. Dieses Cottage zum Beispiel hat, so einfach es auch ist, bereits mehrere Menschenleben überdauert. Natürlich wurden im Lauf der Zeit ein paar Veränderungen vorgenommen, aber das Haus selbst ist immer noch dasselbe wie vor hundert Jahren. Genau wie der Feenpalast mit den silbernen Türmen am Ufer des blauen Flusses, der seit Jahr und Tag im Inneren des Hügels unter diesem Cottage steht.«

    »Sie haben statt des Palastes das Cottage gewählt«, stellte Trevor fest.
    »Allerdings, das habe ich, aber aus den falschen Gründen. Trotzdem werde ich niemals bereuen, meine Kinder bekommen zu haben und mit dem Mann verheiratet gewesen zu sein, der sie mir geschenkt hat. Diese Gefühle wird Carrick vielleicht nie verstehen, und ich bin zu dem Schluss gekommen, dass es falsch wäre, das von ihm zu verlangen. Das Herz eines Menschen kann in einer Sache aufgehen, ohne dass der Mensch dadurch ein anderer wird. Wahre Liebe kann das akzeptieren, da wahre Liebe etwas ist, das alles akzeptiert.«
    Inzwischen erkannte er das Muster, das sie stickte. Es waren der silberne Palast mit seinen hellen Türmen, der saphirblaue Fluss, die Bäume mit den goldenen Früchten. Und auf einer Brücke, die über das Wasser führte, sah er die Umrisse zweier halb fertiger Gestalten.
    Sie selbst und Carrick, dachte Trevor, und beide streckten sehnsüchtig die Hände nacheinander aus.
    »Sie sind einsam ohne ihn.«
    »Ich verspüre« – zärtlich strich sie mit dem Finger über den dünnen Faden, aus dem sie das silbrige Wams ihres Geliebten gestickt hatte – »eine gewisse Leere. Es gibt einen Teil von mir, der auf ihn wartet, der während all der langen Jahre auf ihn gewartet hat.«
    »Und was wird aus Ihnen werden, falls der Bann nicht gebrochen werden kann?«
    Sie hob erneut den Kopf und bedachte ihn mit einem ruhigen Blick aus ihren dunklen Augen. »Dann werde ich hier bleiben und Carrick weiterhin nur in meinem Herzen sehen.«
    »Für wie lange?«
    »Bis ans Ende aller Zeit. Du hingegen hast die Wahl, Trevor Magee, so wie ich sie früher einmal hatte. Du hast die freie Wahl.«
    »Das ist nicht dasselbe«, antwortete er, als sie sich plötzlich
wie der morgendliche Nebel einfach auflöste. »Das ist nicht dasselbe«, wiederholte er, obgleich er inzwischen allein war. Er drehte sich zu seinem Schreibtisch herum, und es dauerte eine Weile, bis er nach dem Hörer griff und endlich das tat, weshalb er überhaupt hierher gekommen

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