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Kinder des Wassermanns

Titel: Kinder des Wassermanns Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Poul Anderson
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sprechen, Tauno? Sie läßt mich nicht davon reden, aber willst du es tun, meinet- und ihretwegen? Sie könnte sogar gerettet werden, wenn ...«
    Seine überstürzten Worte blieben ihm in der Kehle stecken, als der Sohn des Wassermanns ihn bei den Armen faßte und schüttelte, bis ihm die Zähne klapperten. »Halte den Mund!« fuhr Tauno ihn an. »Noch ein Wort, und ich schlage dich nieder! Genieße das Vergnügen, solange es dauert. Denn das bedeutet es für sie, verstehst du, ein Vergnügen, das vorerst letzte von Dutzenden. Nichts sonst. Sei froh, daß es ihrer Laune entspricht, sich dir hinzugeben, und belästige uns nicht mit deinem Gewinsel. Hast du verstanden?«
    »Ja, verzeih mir, es tut mir leid«, schluchzte Niels. Als Tauno ihn losließ, sank er auf dem Deck zusammen.
    Der Sohn des Wassermanns blieb eine Weile neben ihm stehen, aber sein Blick ging nach oben. Nichts rührte sich dort, außer daß der Wind eine Haarlocke flattern ließ. Er öffnete den Mund, um etwas in der Liri-Sprache hinaufzurufen, aber er schloß ihn wieder.
    Langsam kam er zu einer Entscheidung. »Bleib auf Deck, Niels, bis ich dir sage, daß du nach unten kommen darfst«, befahl er.
    Dann wandte er sich schnell der nächsten Luke zu. Er machte sich nicht die Mühe, den Deckel zu schließen, was die Geräusche gedämpft hätte. Er ging geradewegs zu Ingeborgs Strohsack und weckte sie auf.
    Ein sanfter Wind trieb Regen von Irland her und verwischte alle Farben zu Taubengrau. Lauter als das Flüstern der Brise schlugen die Tropfen auf das Wasser und übersäten die Wellen mit kleinen Löchern. Jeder Atemzug trug durch Kühle und Feuchtigkeit einen Hauch von grünen Feldern heran.
    Da ein Ausguck vom Mastkorb aus nichts nützte, schwammen Tau-no und Eyjan als Kundschafter voraus. Sie konnten die Kogge nur noch undeutlich erkennen. Zum ersten Mal seit langer Zeit waren sie miteinander allein. So langsam, wie das Schiff heute segelte, brauchten sie sich nicht anzustrengen und konnten sich leicht unterhalten.
    »Du warst grausam zu Niels«, sagte sie.
    Er spritzte mit Wasser. »Du hast uns gehört?«
    »Natürlich.«
    »Was hast du ihm gesagt?«
    »Du seist schlechter Stimmung gewesen, und er dürfe es sich nicht zu Herzen nehmen. Er war sehr traurig. Sprich freundlich zu ihm, Tauno. Er verehrt dich.«
    »Und dich betet er an. Der junge Einfaltspinsel!«
    »Nun, ich bin sein erstes, wirklich sein erstes Mädchen, hast du das gewußt?« Eyjan lächelte. »Er lernt schnell und gut. Soll er in seinem Leben noch viele andere glücklich machen, nachdem wir uns getrennt haben.«
    Tauno blickte finster. »Ich hoffe, er wird nicht so lange über dich grübeln, bis er allen Verstand verliert, den er je gehabt haben mag. Er und Ingeborg – wen sonst haben wir, der Yrias wegen für uns mit den Menschen verhandeln könnte? Du und ich, wir könnten uns kaum als Landvolk ausgeben, geschweige denn als dänische Untertanen.«
    »Ja, darüber haben wir gesprochen, er und ich.« Eyjan war ebenfalls besorgt. »Wenigstens weiß er, daß er vorsichtig sein muß, wenn er, ein einfacher Seemann, sich einen Weg durch Gesetze bahnen will, die dazu gemacht wurden, ihn fest an sein vorbestimmtes Geschick zu fesseln.« Eindringlich fuhr sie fort: »Und doch setze ich meine Hoffnung auf ihn, denn er ist klug, und es schlummern in ihm noch Möglichkeiten.« Leiser: »Vielleicht wird er mich wirklich nicht aus seinem Herzen reißen, wie er es tun müßte ...« Entschlossen: »Aber Ingeborg wird ihm mit Rat und Tat zur Seite stehen, und ich nehme an, daß sie schon alle Arten von Männern kennengelernt hat.«
    »Sie ist stark«, stimme Tauno gleichgültig zu.
    Eyjan dreht sich auf die Seite, damit sie ihn ansehen konnte. »Ich dachte, sie würde dir mehr als das bedeuten.«
    Tauno nickte. »Ich mag sie gern, aye.«
    »Und ihre Gefühle für dich ... Oben im Krähennest konnte ich hören, mit welcher Freude sie dich empfing, als du sie aufgeweckt hattest. Sie sagte kein lautes Wort, aber gehört habe ich sie doch.« Eyjan zuckte zusammen und dachte nach. Dann fuhr sie fort: »Am anderen Tag haben wir miteinander gesprochen, sie und ich. Von Frau zu Frau. Sie macht sich Gedanken darüber – auch wenn ihr Verstand ihr sagt, daß es unmöglich ist – , ob wir uns nicht in ihrer Nähe ansiedeln und die Suche nach unserem Volks aufgeben könnten. Mit dem Gold könnten wir uns Land an der Küste kaufen. Als ich ihr sagte, das sei unmöglich, wandte sie das Gesicht von mir ab.

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