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Kinder des Wassermanns

Titel: Kinder des Wassermanns Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Poul Anderson
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Dann sah sie mich wieder an und plauderte weiter mit mir, ganz unbeschwert. Aber ich hatte ihre Schultern und Hände beobachtet.« Eyjan seufzte. »Es ist für Sterbliche wirklich nicht gut, sich mit Bewohnern des Feenreichs einzulassen.«
    »Umgekehrt auch nicht«, brummte Tauno.
    »Das ist wahr. Arme Ingeborg. Und doch – wie können wir als die
    letzten beiden vom Seevolk in Dänemark überleben? Finden wir unseren Vater nicht, müssen wir versuchen, uns einem anderen Stamm anzuschließen. Schwer genug wird uns die Suche durch die ganze Welt werden.«
    »Ja ... schwer«, sagte Tauno. Sie blickten einander in die Augen. Er wurde bleich, sie errötete. Mit einem Mal tauchte er und kam eine Stunde lang nicht wieder nach oben.
     
    Die
Herning
umrundete Wales, fuhr an den weißen Klippen von England entlang und an den Niederlanden vorbei auf die Heimat zu.
     

4
    Das Schiff der Liri-Leute hatte schon mehr als die halbe Strecke an der dalmatinischen Küste entlang zurückgelegt, als die Sklavenfänger es entdeckten.
    Anfangs fürchtete keiner des Seevolks etwas Böses, nicht einmal Vanimen. Seit sie das Tor des Herkules hinter sich gelassen hatten, waren ihnen viele Schiffe begegnet; das hier waren vielbefahrene Gewässer. Da Vanimen acht darauf gab, sich ein gutes Stück vom Land entfernt zu halten, griff sie niemand an. Ebenfalls aus Vorsicht hatte er befohlen, daß jeder tagsüber an Deck Kleider zu tragen hatte, die aus den Truhen der Seeleute stammten, und daß die Schwimmer bis nach Eintritt der Dunkelheit unter Wasser bleiben mußten. Das Nordland-Fahrzeug, offensichtlich vom Sturm angeschlagen, zog Neugier und manchmal – so glaubte Vanimen – Hilfsangebote auf sich. Hielt ein Schiff auf sie zu, dann winkte er ab und rief hinüber, so gut er es auf Latein konnte, sie benötigen nichts und seien unterwegs zu einem nahe gelegenen Hafen. Das tat seine Wirkung, auch wenn er nicht sicher war, ob es daran lag, daß seine Sprache der hier gebräuchlichen nahe genug kam oder daß die Skipper einer so zerlumpten und merkwürdig aussehenden Gesellschaft, wie sie da erblickten, lieber aus dem Weg gingen. Aus der Anwesenheit von Frauen und Kindern, die er mit Absicht an Deck weilen ließ, ging jedoch klar hervor, daß sie keine Piraten waren. Deshalb kam kein Kriegsschiff längsseits.
    Wäre das geschehen, dann hätten sie das Schiff verlassen. In allen anderen Fällen war Vanimen dagegen. Das Schiff blieb trotz seines schlechten Zustands, seiner Langsamkeit, Schwerfälligkeit und der unaufhörlichen Arbeit an den Pumpen ihr Zufluchtsort – und diente ihnen auf dem engen Meer, das Christen und Muselmanen voneinander trennte und in dem kein Angehöriger des Feenreichs überlebt hatte, als Tarnung. Deshalb ließ er es weiterfahren, Tag und Nacht, Tag und Nacht. Trat Windstille ein und war die Sonne untergegangen oder waren keine Menschen in der Nähe, dann ließ er das Schiff von seinem Volk ziehen. So entfaltete es eine größere Geschwindigkeit als jede sterbliche Mannschaft aus ihm herausgeholt hätte. Trotzdem waren es ermüdende Wochen, bis sie den Eingang zum Adriatischen Meer erreichten. Hätten die Wanderer nicht in den Wellen jagen, tollen und sich regenerieren können, wären sie wohl an der Verzweiflung zugrundegegangen.
    Nun wurde die Fahrt noch langsamer und vorsichtiger, denn sie mußten sich eng an die östliche Küste halten, damit einzelne Gruppen die Gegenden erforschen konnten. Diese Route erhöhte die Wahrscheinlichkeit, daß sie von einem Schiff des Herrschers dieses Landes angehalten und untersucht wurden. Trotzdem stieg die Stimmung, Gesang klang auf, denn dies hier war ein schönes Land, steil, bedeckt mit Wäldern, reich an Fischen. Vanimen wollte weitersegeln, so lange es mit dem Schiff möglich war, es sei denn, er fand vorher eine vollkommene Stelle. Aber es würde jetzt keine Katastophe mehr bedeuten, wenn sie den Hulk aufgeben mußten.
    So dachte er.
    Tatsächlich lebte die Halbwelt immer noch an diesem Küstenstreifen und bestimmt auch in den Bergen, die sich dahinter erhoben. Als Vanimen zum Ufer schwamm und am Strand aus dem Wasser stieg, spürte er Magie wie ein Singen in seinem Blut, nachdem er in letzter Zeit auf ihrer Reise nichts als Öde empfunden hatte. Er erspähte Wesen, die scheu oder ihm nicht wohlgesinnt, auf jeden Fall aber nicht aus gewöhnlichem Fleisch und Blut waren. Fremd waren sie ihm, und wenn sie nicht davonflitzten, als hätten sie Angst, dann drohten sie ihm, und

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