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Kinder des Wassermanns

Kinder des Wassermanns

Titel: Kinder des Wassermanns Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Poul Anderson
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zweifellos weit und breit verehrt leben, bis sie stirbt, was bestimmt im Geruch der Heiligkeit erfolgen wird. Das heißt, wenn man glaubt, daß der Leichnam einer Heiligen nicht stinken wird wie deiner und meiner.“
    „Das ist ja grauenhaft!“ rief Tauno entsetzt aus.
    „Wieso? Viele würden es ein unerhörtes Glück nennen.“
    Er durchbohrte sie mit seinen Blicken. „Du auch?“
    „Hm … nein.“
    „Bis an ihr Lebensende zwischen Mauern eingeschlossen, geschoren, schwer gekleidet, schlecht ernährt, so soll sie Gebete näseln und dabei das verwelken lassen, was Gott ihr zwischen die Beine gelegt hat. Sie wird niemals die Liebe kennenlernen, niemals Kinder um sich haben, kein Heim und keine Familie wachsen sehen, nicht einmal im Frühling unter blühenden Apfelbäumen Spazierengehen dürfen …“
    „Tauno, das ist der Weg zur ewigen Seligkeit.“
    „Da möchte ich meine Seligkeit schon lieber jetzt haben. Soll danach das Dunkel kommen. Und im Grunde deines Herzens willst du das gleiche, auch wenn du einmal behauptest hast, du hättest die Absicht, auf dem Totenbett zu bereuen. Euer christlicher Himmel scheint mir ein zu schäbiger Ort zu sein, als daß ich darin für immer leben möchte.“
    „Vielleicht denkt Margrete anders darüber.“
    „Mar … ach ja. Yria.“ Er brütete eine Weile, das Kinn auf die Faust gestützt, die Lippen fest geschlossen. Sein Atem ging laut in der verqualmten Luft. „Wenn es das ist, was sie in Wahrheit möchte“, meinte er schließlich, „so soll es geschehen. Aber wie können wir es wissen? Wie kann sie es wissen? Wird man ihr eine Vorstellung davon lassen, daß die Welt außerhalb ihres düsteren Klosters wirklich und schön ist? Ich will nicht, daß meine kleine Schwester betrogen wird, Ingeborg.“
    „Du hast sie an Land geschickt, weil du sie nicht von den Aalen gefressen sehen wolltest. Welche Wahl hast du nun noch?“
    „Keine?“
    Die Verzweiflung des Mannes, der immer so stark gewesen war, schnitt ihr wie ein Messer ins Herz. „Mein Lieber, mein Lieber.“ Sie drückte ihn an sich. Aber statt in Tränen auszubrechen, besann sie sich auf die alte Hartköpfigkeit des Fischervolks.
    „Es gibt ein Ding, das unter den Menschen jeden Weg – außer dem zum Himmel – öffnet, und den braucht es nicht unbedingt zu versperren“, sagt sie. „Das ist das Geld.“
    Ihm entfuhr ein Wort in der Sprache des Seevolks. „Sprich weiter!“ befahl er auf dänisch und umklammerte schmerzhaft ihren Arm.
    „Um es mit dem einfachsten Wort zu sagen: Gold.“ Ingeborg versuchte, sich loszumachen. „Oder alles, was für Gold eingetauscht werden kann, obwohl das Metall selbst am besten ist. Siehst du, wenn sie Vermögen hätte, könnte sie leben, wo sie wollte – wäre es groß genug, am Hofe des Königs oder in einem anderen Land, das reicher als Dänemark ist. Zu ihrem Befehl stünden Diener, Bewaffnete, Lagerhäuser, reiche Äcker. Sie könnte unter ihren Bewerbern wählen. Dann, wenn es ihr Wunsch wäre, dies alles zu verlassen und zu den Nonnen zurückzukehren, hätte sie freie Wahl.“
    „Mein Volk hatte Gold! Wir können es aus den Ruinen ausgraben!“
    „Wieviel?“
    Sie sprachen noch lange Zeit darüber. Die Meerleute hatten nie daran gedacht, etwas zu bewerten, das ihnen nichts als ein Metall war, für die meisten Zwecke zu weich, wenn es auch hübsch anzusehen sein mochte und nicht rostete.
    Schließlich schüttelte Ingeborg den Kopf. „Zu wenig, fürchte ich“, seufzte sie. „Im normalen Verlauf der Dinge wäre es viel. Das hier ist etwas anderes. Das Asmild-Kloster und die Kathedrale von Viborg haben in Margrete ein lebendes Wunder. Sie wird Pilger von überallher anziehen. Die Kirche ist ihr gesetzlicher Vormund und wird sie für deine paar Becher und Teller nicht gehen lassen, damit sie eine Familie gründen kann.“
    „Wieviel wäre dann nötig?“
    „Eine überwältigende Summe. Tausende von Mark. Siehst du, einige müssen bestochen werden. Andere, die nicht käuflich sind, muß man mit großen Geschenken an die Kirche gewinnen. Und dann muß noch genug übrigbleiben, daß Margrete reich ist … Tausende von Mark.“
    „ Welches Gewicht?“ brüllte Tauno und hing den Fluch eines Wassermannes daran.
    „Wie soll ich das denn wissen, ich, die Waise und Witwe armer Fischer, die nie auch nur eine Mark in der Hand gehabt haben? … Ein Schiff voll? Ja, ich glaube, ein Schiff voll würde genügen.“
    „Ein Schiff voll?“ Tauno sank zurück. „Und wir

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