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Kinder des Wassermanns

Kinder des Wassermanns

Titel: Kinder des Wassermanns Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Poul Anderson
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Schwester Yria getan, die wie meine Mutter aussieht?“ Tauno nagte an seiner Unterlippe. „Aber das Schiff! Wie bekomme ich das Schiff und die Mannschaft?“
    Sie sprachen darüber. Sie versuchte, ihn von seinem Vorhaben abzubringen, aber er verbiß sich immer mehr in den Gedanken. Schließlich gab sie nach. „Vielleicht kann ich dir zeigen, was du wünschest“, sagte sie.
    „Was? Wie?“
    „Du mußt wissen, daß die Fischerboote von Alsen für das, was du im Sinn hast, nicht seetüchtig genug sind. Auch könntest du von keinem ehrbaren Eigentümer ein Schiff mieten, weil du seelenlos bist und dein Vorhaben wahnsinnig ist. Aber es gibt eine Kogge – kein großes Schiff, aber doch eine Kogge –, deren Heimathafen Hadsund ist, die Stadt, die ein paar Meilen von hier am Ende des Mariager-Fjords liegt. Ich gehe an den Markttagen nach Hadsund und habe auf diese Weise ihre Männer kennengelernt. Sie fährt die Häfen an, für die sie Fracht bekommt, und ist nordwärts schon bis nach Finnland, ostwärts bis nach Wendland, westwärts nach Island gekommen. In so entlegenen Gegenden hat sich die Mannschaft nicht über ein bißchen Piraterie erhaben gefühlt, wenn keine Gefahr damit verbunden zu sein schien. Es ist eine Bande von Raufbolden, und ihr Kapitän, der Eigentümer, ist der schlimmste. Er stammt aus einer guten Familie in der Nähe von Herning, aber sein Vater schlug sich im Streit zwischen den Söhnen des Königs auf die falsche Seite, und deshalb konnte er Herrn Ranild Grib nichts anderes hinterlassen als eben das Schiff. Und er flucht fürchterlich auf die Hanse, deren Flotten ihn aus den Geschäften drängen, die er früher noch tätigen konnte.
    Es mag sein, daß er verzweifelt genug ist, um ein Bündnis mit dir zu schließen.“
    Tauno dachte darüber nach. „Vielleicht. Hm-m-m … Wir Meerleute haben nicht die Gewohnheit, unsere eigene Art zu betrügen und zu töten, wie es die Menschen mit Seelen tun. Ich kann kämpfen; ich habe keine Angst, jedem Beliebigen mit irgendeiner oder gar keiner Waffe gegenüberzutreten. Doch wenn es darauf ankommt, zu feilschen und vor einem Schiffskameraden auf der Hut zu sein, könnten wir drei Geschwister leicht ins Hintertreffen geraten.“
    „Ich weiß“, sagte Ingeborg. „Am besten gehe ich und rede mit ihm und halte für euch die Augen offen.“
    Er fuhr auf. „Würdest du das wirklich tun?“ Nach einem Augenblick: „Du sollst einen vollen Anteil an der Beute bekommen, liebe Freundin. Auch du sollst frei sein.“
    „Wenn wir am Leben bleiben – und was spielt es andernfalls schon für eine Rolle? Aber Tauno, Tauno, du darfst nicht glauben, daß ich dir das Angebot aus Gier nach Reichtum gemacht habe …“
    „Ich muß natürlich mit Eyjan und Kennin sprechen … wir müssen noch einmal mit dir sprechen – aber trotzdem …“
    „Ja, Tauno, ja, ja. Morgen, immer sollst du von mir bekommen, was du willst. Doch ich bitte dich, vergiß heute nacht deine Sorgen, wirf den Schleier ab, der deine Augen verhüllt, und laß uns nur Tauno und Ingeborg sein. Siehst du, ich habe mein Kleid für dich ausgezogen.“

 
7
     
    Als die schwarze Kogge Herning den Mariager-Fjord verließ, fing sie einen Wind, der ihr Segel füllte und sie mit großer Geschwindigkeit nordwärts schickte. An Deck warfen Tauno, Eyjan und Kennin die Menschenkleider – stinkige, beengende Lumpen! – ab, die ihnen in den Tagen der Verhandlung mit Ranild Espensen Grib als Verkleidung gedient hatten. Sechs der acht Männer brüllten lüstern auf, als Eyjan weiß im Sonnenlicht stand, bekleidet nur mit einem Dolchgürtel, und ihre bronzefarbene Mähne zurückwarf. Es war ein zerlumpter, ver-flohter Haufen, diese Männer, voller Narben, die sie sich in Kämpfen geholt hatten, und ihre einheitlichen Lederjacken, Hemden und Hosen standen vor alten Fettflecken vom Körper ab.
    Der siebte war ein Bursche von achtzehn Wintern, Niels Jonsen geheißen. Er war vor zwei Jahren nach Hadsund gekommen und hatte Arbeit auf einem Fischerboot gesucht, um seiner verwitweten Mutter und den jüngeren Geschwistern, die auf einem winzigen Pachthof lebten, zu helfen. Vor nicht langer Zeit hatte das Boot, auf dem er diente, Schiffbruch erlitten – durch Gottes Gnade ohne Verlust an Menschenleben –, und er konnte keine andere neue Heuer bekommen als diese. Er war ein gutaussehender Junge, schlank, flachshaarig, blauäugig, mit einem ehrlichen, frischen Gesicht. Jetzt blinzelte er sich die Tränen weg. „Wie schön

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