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Kinder des Wassermanns

Kinder des Wassermanns

Titel: Kinder des Wassermanns Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Poul Anderson
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vergeben, wenn wir ihnen die Kehlen durchschnitten, wie? … Also, bevor ich mein Messer in dieses barbeinige Weib stoße, werde ich erst noch etwas anderes tun …“ Ranild behielt seine Meinung für sich. Auch er wahrte Abstand von den drei Geschwistern, nachdem seine wenigen Versuche, Freundschaft zu schließen, abgewiesen worden waren. Tauno hatte sich bemüht, ihm entgegenzukommen. Aber die Redensarten des Skippers langweilten ihn, wenn sie ihn nicht anekelten, und sich zu verstellen hatte er nicht gelernt.
    Niels mochte er gern. Sie sprachen jedoch selten miteinander, denn Tauno war wortkarg, außer wenn er ein Gedicht vortrug. Außerdem stand Niels im Alter Kennin näher, und diese beiden hatten viel miteinander an Erlebnissen auszutauschen und an Witzen zu erzählen. Abgesehen von anderen Arbeiten wurden Stunden am Tag darauf verwandt, die zusätzlich mitgenommenen Taue zu einem großen Netz zu knüpfen. Niels und Kennin machten sich für gewöhnlich gemeinsam daran. Sie lachten und schwatzten miteinander und achteten nicht auf die mürrischen Mienen der Männer in ihrer Nähe.
    „… Ich schwöre, das war das einzige Mal, daß eine Auster sich ihre Überraschung hat anmerken lassen!“
    „Hm, das erinnert mich an eine Geschichte, als ich noch ein kleiner Junge war. Wir hielten ein paar Kühe, und ich führte eine von ihnen zu dem Bullen eines Verwandten. Am Weg stand eine Mühle, und aus der Ferne konnte ich sehen, wie sich ihr Wasserrad zu drehen begann. Eine Kuh hat schlechtere Augen als ein Mensch, und dieses liebeskranke Geschöpf erkannte nur, daß da etwas Großes stand. Sie brüllte und rannte davon, und ich galoppierte hinterdrein und schrie, doch dann riß sie mir den Strick aus der Hand. Aber ich habe sie bald wieder eingefangen, o ja. Als sie feststellte, daß das kein Bulle war, blieb sie stehen, und sie sah aus wie eine aufgepustete Blase, in die man mit dem Messer gestochen hat. Sie stand einfach da, und ich griff nach dem Strick, und dann kam sie so benommen mit, als habe sie die Axt vor den Kopf bekommen.“
    „Ho, ho, da muß ich dir erzählen, wie wir Jungen einmal einem Walroß das Staatsgewand meines Vaters angezogen haben …“
    Eyjan nahm an ihrer Fröhlichkeit häufig teil. Sie achtete nicht einmal in dem geringen Ausmaß auf weibliche Zurückhaltung wie die meisten anderen Meerfrauen. Sie schnitt sich die roten Locken auf Schulterlänge ab, trug außer bei Festen weder Ring noch Kette noch goldenes Gewand, wollte lieber jagen oder den Kampf mit der tosenden Brandung aufnehmen, als zahm zu Hause sitzen. Im großen und ganzen verachtete sie das Landvolk (obwohl sie gern durch den Wald gelaufen war und Blumen, Vogelgesang, Rehe, Eichhörnchen, das flammende Laub im Herbst und danach den Schnee und die glitzernden Eiszapfen mit Entzückensrufen begrüßt hatte). Aber einige Menschen mochte sie gern, und dazu gehörte Niels. Auch schlief sie nicht mit ihren Brüdern – ein christliches Gesetz, das Agnete ihren Kindern, ehe sie sie verließ, gut eingeprägt hatte –, und die Wassermänner waren zu einem unbekannten Ort davongezogen, und die Burschen von Alsen waren an Land zurückgeblieben.
    Die Herning pflügte Tag und Nacht die Wellen bei Wind und Sturm, bis sie eine Inselgruppe erreichte, die Tauno und Ranild beide für die südlichen Orkney-Inseln hielten. Das war gegen Abend, das Wetter war mild, der Wind gut, und es standen eine klare Sommernacht und ein Vollmond bevor. Sie sahen keinen Grund, die Engen nicht nach Sonnenuntergang zu durchfahren, zumal die Brüder sich erboten, vorauszuschwimmen und die Wasserlinie zu beobachten. Eyjan wollte mit, aber Tauno meinte, einer müsse zurückbleiben, denn es könne ein Unheil geschehen wie zum Beispiel ein plötzlicher Angriff durch Haie. Sie losten, und sie zog den kurzen Strohhalm. Minutenlang fluchte sie, ohne sich einmal zu wiederholen, ehe sie sich wieder beruhigte.
    So geschah es, daß sie allein auf dem Hauptdeck in der Nähe des Vordecks stand. Ein zweiter Ausguck saß hoch oben, ihren Augen hinter dem sich blähenden Segel verborgen, und ein Rudergast war im Schatten des Achterdecks versteckt. Die übrigen schnarchten unten, denn sie hatten gelernt, den Halbblutkindern in allem, was mit dem Wasser zu tun hatte, zu vertrauen.
    Nur Niels kam wieder an Deck und fand Eyjan dort. Das Mondlicht funkelte auf ihrem Hemd, schimmerte auf Gesicht, Brüsten und Gliedern und verlor sich in ihrem Haar. Es wusch das Deck sauber, es baute

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