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Kinder des Wassermanns

Kinder des Wassermanns

Titel: Kinder des Wassermanns Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Poul Anderson
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wachten ununterbrochen. Ranild war vor seinen Feinden auf der Hut.
    Doch genügte, was er tat? Die Reling lag mitschiffs kaum einen Faden über dem Wasser. Es war möglich hinaufzuklettern …
    Und vielleicht einen Mann oder zwei zu töten, bevor der Lärm alle übrigen herbeirief. Das hatte keinen Sinn. Vanimens Kinder hatten schon einmal die ganze Mannschaft geschlagen, aber damals hatte kein Seemann eine andere Waffe als sein Messer gehabt, und einen richtigen Kampf hatte im Grund niemand gewollt. Es war ja auch – sobald Oluv aus dem Weg geschafft war – kein Kampf auf Leben und Tod gewesen.
    Außerdem war Kennin nicht mehr.
    Tauno ließ nur den Kopf bis zu den Augen aus dem Wasser sehen und wartete darauf, daß irgend etwas geschah.
    Endlich hörte er Schritte, und der Mann, der an Steuerbord dunkel vor dem Himmel aufragte, rief: „Sieh an, lechzt du schon nach uns?“
    „Du bist auf Wache, denke daran“, antwortete Ingeborgs Stimme – so schleppend, so ganz und gar leer! „Ich würde die Zähne zusammenbeißen und dich verführen, wenn ich glaubte, der Skipper ließe dich auspeitschen, weil du deinen Posten verlassen hast. Aber soviel Glück werde ich nicht haben. Nein, ich habe den Schweinestall im Frachtraum verlassen, um einen Atemzug frische Luft zu schöpfen und dabei zu vergessen, daß auch hier widerwärtige Schweine sind.“
    „Sei vorsichtig, du Hure. Du weißt, wir können keine Zeugen am Leben lassen – auch dich nicht. Aber es gibt verschiedene Todesarten.“
    „Und wenn du zu frech wirst, warten wir mit dir nicht bis zu der letzten Nacht auf See“, fiel der Mann auf der Backbordseite ein. „Mit dem Gold kann ich mir mehr Huren kaufen, als ich bedienen kann, was kommt es da noch auf Stockfisch-Ingeborg an?“
    „Aye, piß auf sie“, rief der Mann im Krähennest und versuchte, es zu tun. Sie floh weinend unter das Achterdeck. Gelächter heftete sich ihr an die Fersen.
    Tauno war einen Augenblick wie erstarrt. Dann tauchte er geräuschlos unter und schwamm zum Ruder.
    Es war mit rauhen Seepocken und schleimigen Algen besetzt und schlecht anzufassen. Tauno hob sich langsamer und vorsichtiger empor als beim Auskundschaften des Krakenlagers. Da das Schiff gierte, befand sich die Ruderpinne ungefähr acht Fuß über ihm, in der Höhle, die das obere Deck bildete. Tauno faßte die Achse mit beiden Händen, krümmte sich, zwängte die Zehen zwischen die Achse und Rumpf und legte sein Gewicht auf eine Planke. In einer fließenden Bewegung, ohne zusammenzuzucken, als die Bronze sich in sein Fleisch grub, schwang er sich so weit auf, daß er die Finger um die Reling am Achterdeck schließen konnte. Er hakte das Kinn nach und zog sich hoch.
    „Was war das?“ rief ein Seemann auf dem dämmerigen Hauptdeck.
    Tauno wartete. Das Wasser, das von ihm abtropfte, machte kein lauteres Geräusch als die Wellchen, die an den Rumpf klatschten. Ihm war kalt.
    „Ach, ein verdammter Delphin oder etwas Ähnliches“, ließ sich ein anderer Mann hören. „Bei Christi Bart, ich werde froh sein, wenn wir diesen unheimlichen Ort verlassen!“
    „Was ist das zweite, was du an Land tun willst?“ Die drei begannen ein zotiges Gespräch. Tauno schlich sich zu Ingeborg. Sie hatte einmal scharf Luft geholt, als sie ihn vor dem silberdunklen Himmel entdeckte. Danach hatte sie sich ganz ruhig verhalten, abgesehen davon, daß ihr Herz wild flatterte.
    In der Finsternis unter dem Achterdeck zog er sie an sich. Selbst in diesem Augenblick spürte er ihre festen Rundungen, den warmen Duft, das Kitzeln ihres Haars an seinen Lippen, die er ihrem Ohr näherte. Aber er flüsterte nur: „Wie geht es an Bord? Lebt Niels?“
    „Bis morgen.“ Sie konnte nicht mit der gleichen Standfestigkeit antworten, die Eyjan gezeigt hätte, aber sie hielt sich gut. „Sie hatten uns beide gebunden und geknebelt, weißt du. Mich wollen sie noch eine Weile behalten – hast du es gehört? So lasterhaft sind sie nicht, daß Niels irgendeinen Nutzen für sie hätte. Er liegt jetzt gebunden unten. Sie sprachen vor seinen Ohren darüber, was sie mit ihm tun sollten. Schließlich meinten sie, am meisten Spaß würde es ihnen machen, wenn sie ihn morgen früh an der Rahnock zappeln sähen.“ Ihre Fingernägel gruben sich in seinen Arm. „Wenn ich keine christliche Frau wäre, wie gut wäre es dann, über Bord in dein Meer zu springen!“
    Er erfaßte die Bedeutung ihrer Worte nicht. „Tu es nicht. Ich könnte dir nicht helfen, und du würdest,

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