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Kinder des Wassermanns

Kinder des Wassermanns

Titel: Kinder des Wassermanns Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Poul Anderson
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hielten ihn aufrecht. Er blickte nach unten und sah einen verschwommenen, schrumpfenden Tintenfleck. Der Krake kreischte und schlug um sich, während er sank.
    „Sie nur, sieh!“ jubelte Kennin. Er wies mit dem Licht seiner eigenen Laterne in die Tiefe. Der blasse Strahl durchdrang Blut, Tinte und Schaum und zeigte den Kraken in seiner Qual.
    Bruder und Schwester hatten ihre Waffe über ihn gezogen. Sie hatten sie von dem Floß losgeschnitten. Der Speer hatte, mit einer Tonne Felsgestein hinter sich, den Körper des Kraken durchbohrt.
    „Bist du verletzt?“ fragte Eyjan. Ihre Stimme schwankte durch den Aufruhr. „Mein Lieber, mein Lieber, kannst du dich bewegen?“
    „Ich muß wohl“, brummte Tauno. Er schüttelte den Kopf, und das schien den Nebel ein wenig zu vertreiben.
    Der Krake sank zurück in die Stadt, die er gemordet hatte. Die Speerwunde war wohl ernst, konnte aber sein kaltes Leben nicht beenden. Auch war der Felsblock nicht so schwer, daß er ihn nicht hätte heben können. Doch rings um ihn schlang sich das riesige Netz.
    Und jetzt faßten die Kinder des Meermanns die Anker am Rand dieses Netzes und machten sie in den Ruinen von Averorn fest.
    Verzweifelt arbeiteten sie, denn das gewaltige Ungeheuer schlug um sich, die mächtigen Arme droschen das Wasser und griffen nach ihnen. Aufgewirbelter Schlamm und erbrochene Tinte blendeten die Augen, drangen in stinkenden Wolken in die Lungen und drohten sie zu ersticken. Taue peitschten, verwirrten sich und rissen. Mauern stürzten unter Schlägen ein, die das Donnern des Weltuntergangs durch das Wasser schickten. Die Schreie hämmerten auf Schädel und krallten sich in Trommelfelle. Die Angreifer wurden getroffen, verletzt, zur Seite geschleudert, von rauher Haut gekratzt, bis ihr eigenes Blut der Säure des Kraken Eisengeschmack hinzufügte. Alle drei waren übel zugerichtet, als sie ihn endlich binden konnten.
    Aber sie banden ihn. Und sie schwammen dahin, wo sein großer Kopf ruckte und pulsierte. Sein Schnabel schnappte nach den Strängen, die ihn gefangenhielten, seine Arme wanden sich wie ein Schlangenpfuhl unter dem Netz. Durch die dunklen Nebelschwaden blickten sie in diese großen, bewußten Augen. Der Krake hielt inne mit seinem Geschrei. Sie hörten nur das Wasser rauschen, in seine Kiemen und aus seinen Kiemen. Sein lidloser Blick ruhte auf ihnen.
    „Tapfer bist du gewesen“, sprach Tauno, „ein Mitbewohner des Meeres. Deshalb sollst du wissen, daß du nicht aus Habgier getötet wirst.“
    Er nahm das rechte Auge, Kennin das Linke. Sie stießen ihre Harpunen bis zu den Schaftenden hinein. Als das dem Toben, das nun folgte, kein Ende bereitete, benutzten sie ihr zweites Paar und beide Harpunen Eyjans. Krakenblut und Krakenqual trieben sie hinweg.
    Nach einer Weile war es vorbei. Die eine oder andere Waffe mußte sich bis ins Gehirn vorgearbeitet und es durchbohrt haben.
    Die Geschwister flohen von Averorn ins Sonnenlicht. Sie sprangen in die Luft und sahen die Kogge sich auf den Wellen wiegen, die der Kampf in den Tiefen aufgerührt hatte. Tauno und Eyjan machten sich die Mühe nicht, ihre Lungen zu entleeren, obwohl sie, wenn sie Luft atmeten, leichter waren als das Wasser. Sie ließen sich mit leichten Paddelbewegungen treiben. Das Meer umschmeichelte ihre schmerzenden Körper, und in tiefen Zügen saugten sie die Gewißheit ein, noch zu leben. Der junge Kennin war es, der den zusammengedrängten weißen Gesichtern am Schanzkleid zurief: „Wir haben es geschafft! Wir haben den Kraken erschlagen! Der Schatz gehört uns!“
    Als er das hörte, sauste Niels die Webeleinen hinauf und krähte wie ein Hahn, und Ingeborg brach in Tränen aus. Die anderen Seeleute stimmten ein Freudengeschrei an, das merkwürdig kurz ausfiel. Danach richteten sie ihre Aufmerksamkeit hautsächlich auf Ranild.
    Durch die Wellen kamen die Delphine gesprungen, zweimal zwanzig von ihnen, um die Geschichte zu hören.
    Es blieb Arbeit zu tun. Als die Schwimmer durch Zeichen zu verstehen gaben, sie hätten sich genug ausgeruht, warf Ranild ihnen ein langes, beschwertes Tau mit einem Sack und einem Haken am Ende zu. Damit tauchten sie wieder nach unten.
    Die Geisterfische, die zu fangen er zu langsam gewesen war, nagten bereits an dem Kraken. „Tun wir unsere Arbeit und machen wir uns von hier fort, so schnell wir können“, sagte Tauno. Seine Gefährten stimmten ihm zu. Es gefiel ihnen nicht, in einem Grab herumzustochern.
    Aber für Margrete, die Yria gewesen war,

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