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Kinder des Wassermanns

Kinder des Wassermanns

Titel: Kinder des Wassermanns Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Poul Anderson
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Begehrens.
    Und doch war er sanft, er berührte sie nur leicht, suchte ihren Blick, während seine Lippen sich zu einem schüchternen Lächeln verzogen. Dann drehte er sich wieder zu den Geschwistern um und erklärte: „Aye, ich werde helfen, ihretwegen. Bedankt euch bei dieser Dame, alle drei. Wie könnte ich sie ertrinken lassen?“
     
    Sein Name sei Hauau, teilte er ihnen mit, und er wohne auf Sule Skerry. Nur wenige von seiner Art seien noch übrig, vielleicht sei er sogar der letzte. (Das war wohl anzunehmen, denn niemand in Liri hatte je von diesem Volk gehört.) Von Urbeginn an hatten die Menschen die Seikies gehaßt und gejagt. Hauau meinte, es könne daran liegen, daß sie die Netze der Fischer beraubten wie ihre Verwandten, die echten Seehunde, aber mit menschlicher Schläue und Geschicklichkeit. Er war sich nicht sicher, denn er war seit seiner frühesten Kindheit allein gewesen und hatte nur ein paar undeutliche Erinnerungen an seine Mutter und die Lieder, die sie ihm vorsang. Er war entkommen, nachdem Männer in einem Boot sie gefangen und in Stücke geschnitten hatten. Ihm war so, als hätte er gehört, daß sie Odin anriefen. Doch wie dem auch gewesen sein mochte, es war vor langer Zeit geschehen.
    Das kam in abgerissenen Worten heraus, wie auch die Geschichte der Reisenden. Das Wichtigste war jetzt, alle Kräfte anzustrengen, um zu überleben. Sie konnten die Herning nicht länger treiben lassen; im Lee war die Küste zu nahe. Abgesehen davon, daß ein Stag zerbrochen war, splitterte der Mast und mußte verstärkt werden. Wenn sie zwei Reserve-Spiere aus dem Frachtraum holten und fest anbanden, sollte dies genügen …
    Hauau hatte ungeheuerliche Kräfte. Er hielt Tauno und Niels auf den Schultern, während sie am Mast arbeiteten. Erschöpft, wie sie waren, wäre es ihnen ohne Hauau wohl kaum gelungen, das Stag und das durchnäßte Segel zu heben und die Schoten fest genug zu zurren, daß das Flickwerk hielt. Und hätte er nicht dreimal so lange pumpen können wie sie, dann wäre das Schiff vollgelaufen.
    Noch erstaunlicher waren seine seemännischen Fähigkeiten. Er erklärte seinen Gefährten, was jeder Befehl, den er gab, zu bedeuten hatte, und drillte sie entsprechend, bevor er das Ruder übernahm, als sie die Brandung vor den Felsenklippen schäumen sahen. Die beschädigte, leckende, schwerfällige Kogge erwachte unter seinen Händen zum Leben. Es war knapp, aber sie entkamen dieser Falle und auch der nächsten und der übernächsten. Das Schiff blieb auf dem Kiel, ja, sie konnten sogar wieder einen Abstand zwischen sich und die Küste legen.
    Als merke er, daß er sie nicht bekommen sollte, verzog sich der Sturm.

 
3
     
    „Aye, natürlich kann ich euch nach Hause bringen“, brummte Hauau. „Aber zuerst müssen wir dieses alte Faß zusammenflicken, oder es wird nicht die Hälfte der Strecke mehr machen.“
    Bast für diesen Zweck war an Bord. Normalerweise hätte man das Schiff kielholen müssen, aber dazu war Taunos Mannschaft zu klein, und außerdem wagten sie nicht, am Ufer liegenzubleiben. Gefährlicher als der Haß der Menschen auf das Feenvolk war das Gold, das zu Mord und Totschlag führen würde. Die Geschwister und der Selkie konnten unter Wasser arbeiten und Fasern in die zahlreichen Lecks hämmern. Am besten wäre gewesen, sie von außen zu teeren. Da dies unmöglich war, brachte Ingeborg das Feuer auf dem Kochherd wieder in Gang und hielt für Niels einen Kessel voll Pech warm, und er verstrich es von innen. Nach zwei schweren Tagen war die Arbeit getan. Die Herning benötigte immer noch ein gelegentliches Pumpen, und der gesamte Rumpf war sehr geschwächt, aber Hauau meinte, sie sei beinahe wieder seetüchtig.
    Als seine Gefährten einen langen Schlaf genossen und ihr Fasten gebrochen hatten, versammelte er sie auf dem Deck. Es war ein ruhiger Morgen, das Wasser glänzte wie ein Spiegel. Möwen segelten vor einem Himmel dahin, der blau mit einigen wenigen Wolken, weiß wie ihre Flügel, war, und die Luft wurde warm. Auf Steuerbord war am Horizont ein Streifen festen Landes zu sehen – Irland.
    Tauno und Eyjan legten ihre großen, schönen Körper nackt auf die Planken. Ingeborg war ebenfalls unbekleidet, ihre schmutzige Kleidung weichte am Ende eines Taus im Wasser ein. Dasselbe war mit Niels’ Kleidern der Fall, aber er hatte einen Mantel eng um sich gewik-kelt und wollte sich nicht hinsetzen. Immer, wenn sein Blick auf die weiblichen Gestalten fiel, jagten sich Feuer und

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