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Kinder des Wassermanns

Kinder des Wassermanns

Titel: Kinder des Wassermanns Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Poul Anderson
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einer Frau sein.“
    Sie trat einen Schritt zurück. „Was?“
    „Oh, nichts.“ Er wies nach achtern. „Sieh doch, wie die Räder des Großen Wagens leuchten.“
    „Nein, Hauau.“ Sie zitterte unter dem Mantel, den sie übergeworfen hatte, bevor sie an Deck ging. „Sprich weiter, ich bitte dich.“ Sie hielt inne; er nagte an der Unterlippe. „Wir werden … Gefährten sein … solange diese Fahrt dauert. Ich habe in letzter Zeit soviel Unheimliches gesehen, daß ich nicht wage, daran zu denken. Noch ein Geheimnis, das mit mir zu tun haben mag …“
    Er seufzte, schüttelte den Kopf und erwiderte: „Nein, diese Frau bist nicht du, Ingeborg, das brauchst du nicht zu befürchten. Ich … in meinem ganzen Leben meistens allein, grübelnd über den Tiefen … habe ein Stück vom Zweiten Gesicht gewonnen. Ich weiß mein Schicksal voraus.“
    „Und?“
    „Die Stunde wird kommen, da eine sterbliche Frau einen Sohn von mir trägt, und später werde ich ihn mit mir fortnehmen, damit sie ihn nicht als Dämonenbrut verbrennen. Und sie wird einen Mann heiraten, der uns beide erschlagen wird.“
    „Nein, nein, nein.“
    Er kreuzte die Arme. „Ich habe keine Furcht. Traurig für den Jungen, aye. Aber in jenen Tagen wird das Feenreich nur noch ein letztes dünnes Glimmen sein, bevor es für immer erlischt. Deshalb kann ich glauben, daß es eine Gnade für ihn ist, und auch für mich. Ich werde eins sein mit den Wassern.“
    Ingeborg weinte ganz leise unter den Sternen. Er wagte es nicht, sie zu berühren.
    „Ich bin unfruchtbar“, würgte sie hervor.
    Er nickte. „Ich weiß genau, daß du es nicht bist, die meinen Untergang herbeiführt. Dein eigenes Geschick …“ Er schloß fest den Mund. Nach einem Augenblick setzte er hinzu: „Du wirst müde sein nach allem, was du erlitten hast. Komm, ich bringe dich nach unten, damit du schlafen kannst.“
     
    Es war noch dunkel, als das Stundenglas den Beginn einer neuen Wache anzeigte, aber die Morgendämmerung war nicht mehr fern. Die Mannschaft war übereingekommen, daß des Nachts immer zwei vom Feenvolk Dienst tun sollten, und hatte einen Schichtplan ausgearbeitet. Diesmal übernahm Hauau das Steuer, und Tauno kletterte auf den Mast.
    Eyjan, die frei war, schwang sich geschmeidig durch eine Luke in den Frachtraum, wo die Schlafstellen waren. Für sie kam genug Licht von den Sternbildern, die die Öffnung einrahmte. Wäre der Lukendeckel geschlossen gewesen, hätte sie ihren Weg ertasten oder durch den Orts- und Richtungssinn einer Meerfrau finden können. Niels und Ingeborg schlummerten auf Strohsäcken Seite an Seite, er ausgestreckt, sie wie ein Kind zusammengerollt, einen Arm über die Augen gelegt. Eyjan hockte sich neben dem Jüngling nieder, strich ihm über das Haar und sagte ihm leise ins Ohr: „Komm, Schlafmütze. Jetzt sind wir dran.“
    „Oh … oh.“ Mit einem Ruck war er hellwach. Bevor er laut sprechen konnte, schloß sie seine Lippen mit den ihren.
    „Leise“, warnte sie. „Störe diese arme Frau nicht. Hier, ich führe dich.“ Sie nahm seine Hand. Außer sich vor Entzücken, folgte er ihr zur Leiter und auf Deck.
    Im Westen glitzerten die Sterne, aber im Osten hatte sich ein gehörnter Mond erhoben, und der Himmel unter ihm verwandelte sich in Silber. Das Meer schimmerte noch heller. Eyjan stand vor dem schattigen Hintergrund, als glühe eine kalte Lampe in ihr. Der Wind hatte aufgefrischt, er musizierte in der Takelage und blähte das Segel. Die Her-ning krängte ein wenig. Die Wellen rauschten.
    Niels blieb stehen. „Eyjan“, rief er, „du bist zu schön, deine Schönheit verbrennt mich!“
    „Leise, leise.“ Sie warf einen schnellen Blick den Mast hinauf.
    „Hier entlang, zum Vorderdeck.“ Sie tanzte voraus, er stolperte hinterher.
    Unter dem Vorderdeck lagerte keine Schwärze mehr. Statt dessen hatte sich ein Zwielicht ausgebreitet, in dem er sie deutlich sehen konnte, bis sie ihren Körper an ihn drängte und er im Wirbelsturm ihrer Küsse unterging. In seinem Inneren tönten Trompeten und Trommeln, explodierten Flammen. „Zieh diese dummen Kleider aus“, befahl sie.
    Danach ruhten sie sich für die nächste Umarmung aus. „Ich liebe dich“, flüstere er in ihr duftendes Haar. „Von ganzem Herzen mit meiner Seele liebe ich dich.“
    „Still“, wehrte sie ihn ab. „Du bist ein Mensch – und getauft.“
    „Das kümmert mich nicht!“
    „Es wird und es muß dich kümmern.“ Eyjan stützte sich auf einen Ellenbogen hoch, um

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