Kinder erziehen - die 101 wichtigsten Fragen und Antworten
Bedeutung bekommen, und jedes Kind dabei zu unterstützen, sich diese Gegenstände zu erarbeiten. Dafür schaut man sich am besten an, womit sich Kinder beschäftigen: Lara, 5, und Tobias, 6, rühren einen Zauberbrei aus Erde, Zuckerwatte und Seifenresten. Marceline, 10, verarztet ihr Knie. Sie hat ein neues Kunststück auf ihren Inlineskates ausprobiert. Das ist schiefgegangen, aber gleich wird sie zum nächsten Versuch ansetzen. Tami, 3, baut einen Turm aus alten Joghurtbechern und wirft ihn immer wieder um, Jonathan, 12, imitiert Oliver Pocher, wie er Boris Becker imitiert, und Charlotte, 8, möchte nicht gestört werden. Sie trainiert gerade ihren Hund. Ganz normale Kinderbeschäftigungen? Wissenschaftler sehen darin auch etwas anderes. Was Kinder intensiv tun, ist der Schlüssel zu der Art und Weise, wie sie ihre Intelligenz einsetzen. Der amerikanische Intelligenzforscher Howard Gardner hat sieben Formen der Wissenserfassung definiert. In aller Regel zeigen sich bei jedem Kind zwei, drei oder mehr. Diese sind miteinander verbunden, funktionieren aber auch unabhängig voneinander. Vor allem jedoch sind sie nicht unveränderlich festgelegt, sondern können wie Muskeln im Lauf eines Lebens zunehmen (und abnehmen), wenn sie entsprechend ernährt und trainiert werden.
Visuell-räumliche Intelligenz: Dazu gehört eine ausgeprägte Beobachtungsgabe. Kinder können detailliert von Ereignissen erzählen und in Bildern denken. Sie bauen und basteln gernund realisieren Gedankenbilder mit unterschiedlichen Materialien.
Sprachliche Intelligenz: Diese Kinder sprechen früh und viel, experimentieren mit Sprache, erfinden und verfremden Worte, reimen und sammeln neue Worte und ausgefallene Formulierungen. Sie haben ein gutes Gedächtnis und können ganze Passagen von Kinderbüchern auswendig.
Musische Intelligenz: Diese Kinder singen und tanzen gern, erkennen Melodien nach einmaligem Hören wieder, haben ein ausgeprägtes Rhythmusgefühl, machen mit Fantasieinstrumenten Musik.
Kinästhetische Intelligenz: Diese Kinder bewegen sich gewandt und drücken Gefühle und Gedanken über Bewegung aus. Sie sind handwerklich geschickt, basteln und reparieren gern.
Logisch-mathematische Intelligenz: Diese Kinder gehen sicher mit Mengen und Zahlen um und können abstrakt und logisch denken und Probleme analysieren.
Soziale Intelligenz: Diese Kinder sind kontaktfreudig, kommunikativ, teamfähig und gute Beobachter. Sie können die Dinge aus der Perspektive des anderen sehen, ohne den eigenen Standpunkt zu verlieren.
Intrapersonale Intelligenz: Diese Kinder haben ein gutes Gespür dafür, was ihnen wichtig ist und wie sie sich fühlen. Sie beschäftigen sich gern allein, sind selbstdiszipliniert und zielorientiert.
Alle diese Facetten der Intelligenz muss man nicht testen und nicht messen. Nur wenn ernste Anhaltspunkte zum Beispiel auf eine massive Entwicklungsverzögerung hindeuten, können differenzierte Intelligenztests eventuell helfen, das Kind besser zu verstehen.
83 Muss ich mir Sorgen machen, wenn mein Kind nicht so weit ist wie andere?
Vergleiche hinken bekanntlich, ganz besonders, wenn es umKinder geht. Für keinen Bereich der kindlichen Entwicklung gibt es nur
ein
richtiges Alter. Neue Untersuchungen legen nahe, dass sogar die bisher als unheilbar geltende Amblyopie, das Unvermögen, räumlich zu sehen, geheilt werden kann.
Der Entwicklungsstand setzt sich immer aus genetischer Basis, Lebensalter und Umweltanregung zusammen. Das bedeutet: Jedes Kind hat sein eigenes Tempo, Unterschiede zwischen Kindern gleichen Alters sind völlig normal. Das Sprechen wird am besten zwischen dem ersten und dritten Lebensjahr erlernt, es gibt aber auch Kinder, die erst mit vier richtig losplappern. Irgendwann zwischen 9 und 15 Monaten machen Kinder die ersten Schritte, manche allerdings auch viel später oder aber früher.
Damit man einen zu behandelnden Entwicklungsrückstand rechtzeitig erkennt, ist es wichtig, die Vorsorgeuntersuchungen wahrzunehmen. Tests wie die Progress Assessment Chart (PAC) können systematisch den aktuellen Entwicklungsstand erfassen. Ansonsten empfehlen Kinderärzte und Entwicklungspsychologen bis zur Einschulung Ruhe und eine weite Sicht. Das gilt auch und ganz besonders im Hinblick auf die vielzitierten Zeitfenster. Richtig ist, dass es günstige Phasen für bestimmte Lernerfahrungen gibt. Aber es öffnen sich immer wieder neue Fenster. Für Eltern heißt «lange Sicht»: Was einem im Augenblick den Schlaf
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