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Kinder

Kinder

Titel: Kinder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jürgen Seibold
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und ein Team von Eltern und Oberstufenschülern
stellten von acht Uhr an Tische und Bänke im Schulhof auf, unter der großen
Ulme war schon in den Tagen zuvor ein Podium errichtet worden, auf dem Rektor
Wehling eine kurze Rede halten würde und danach die diversen Vorführungen
stattfinden sollten.
    Ab elf Uhr trafen die Kuchen und Torten ein, die von den Eltern
beigesteuert wurden, und die neunten und zehnten Klassen malten mit bunter
Kreide einen Parcours für die Unterstufenschüler auf den Asphalt. Aus der Aula
drang der Gesang von Kinderstimmen, ein paar Mal wurden Lieder begonnen und
wieder abgebrochen. Als die Chorkinder auf den Hof hinausströmten, war aus der
Aula die Probe der Orchester- AG zu hören.
    Rektor Wehling stand am Fenster und sah dem Treiben zufrieden zu.
Seine Rede hatte er kurz gehalten, das würden ihm Schüler, Lehrer und Eltern
gleichermaßen danken, und das Programm, das er heute früh noch einmal
durchgegangen war, hatte für alle etwas zu bieten. »Sogar mehr, als die meisten
ahnen«, ging es ihm durch den Kopf, und er wurde ein wenig nervös bei dem
Gedanken an Moellers unkonventionelles Vorhaben.
    Franz Moeller half im Untergeschoss des Schulgebäudes dabei, Ringe
und Bälle für die geplanten Spiele im Hof zu sortieren, und dabei behielt er
immer den Zugang zur Aula im Blick, um nicht zu verpassen, wenn die Orchester- AG endlich ihre Probe beendete und den Raum verließ.
    Rainer Pietsch erwartete seine Gäste vor dem Haus. Beide
Wagen kamen gleichzeitig die Straße entlang und parkten am Straßenrand. Er
wartete, bis alle ausgestiegen waren, dann begrüßte er Klara Schulze, Anna
Wirsching und die Ehepaare Brahem und Speidler mit Handschlag und ging ihnen
voraus ins Haus.
    Die Kinder waren bereits in der Schule, wo sie noch mit den letzten
Vorbereitungen für das Schulfest beschäftigt waren. Auch sie selbst mussten
bald los.
    Aber zuvor hatten sie und Ursel Weber, die mit Annette Pietsch
bereits im Wohnzimmer saß, noch einiges mit ihren Gästen zu besprechen.
    Endlich war die Musikprobe zu Ende. Franz Moeller ging zur
Aula hinüber, wartete ab, bis der letzte Schüler seine Trompete im
Instrumentenkoffer verstaut hatte und hinausgegangen war, dann huschte er zu
den Toren hinüber, hinter denen Spiel- und Turngeräte gelagert wurden.
    Er zog eines der Tore auf, schlüpfte in den dahinter liegenden Raum
und machte sich an die letzten Vorbereitungen.
    Etwas später kamen Annette und Rainer Pietsch zusammen mit
Ursel Weber auf den Hof, ihr Mann Achim stand zusammen mit Christine Werkmann
neben dem Podium, winkte sie zu sich heran und erzählte ihnen, was er bisher
vom Programm des heutigen Tages in Erfahrung bringen konnte. Christine Werkmann
wirkte ein wenig nervös, aber sie hatte es sich nicht nehmen lassen, zum
Schulfest zu kommen – eigentlich hatte Annette Pietsch ihr von der für den
heutigen Tag geplanten Gegenüberstellung nur erzählt, damit sie merkte, dass
ihr toter Sohn nicht vergessen war und sie noch immer daran arbeiteten, den Moellers
das Handwerk zu legen.
    Anna Wirsching, Klara Schulze und die Ehepaare Brahem und Speidler
hatten sich unter die Eltern des hiesigen Gymnasiums gemischt, hielten
Blickkontakt zueinander und achteten darauf, dass Franz und Rosemarie Moeller
sie nicht sehen konnten. Es war immerhin möglich, dass sich die beiden Lehrer
einige ihrer Gesichter gemerkt hatten – sechs tote Kinder innerhalb von drei
Schuljahren sollten auch die Moellers so beschäftigen, dass sie deren Eltern
wiedererkennen würden.
    Schließlich kletterte Rektor Wehling auf das Podium unter der Ulme.
Die Ehepaare Pietsch und Weber rückten zusammen mit Christine Werkmann ein
wenig zur Seite, und Wehling war kurz irritiert, als er vom Podium herunter die
Mutter des verunglückten Kevin bemerkte. Anna Wirsching hatte Franz Moeller im
Eingang zur Schule entdeckt, gab den Pietschs ein unauffälliges Zeichen und
wandte sich ein wenig ab. Rosemarie Moeller trat aus dem Gebäude, sagte etwas
zu ihrem Mann, blieb dann stocksteif neben ihm stehen und sah zur Ulme hinüber.
    Frido Hässler wischte sich die feuchten Hände immer wieder
an der Hose ab und versuchte die Moellers im Blick zu behalten. Rektor Wehling
hatte ihn gegen den Willen von Franz Moeller in dessen Plan eingeweiht – und er
hatte ihn gebeten, darauf zu achten, dass auch alles glatt laufen würde.
    Hässler war nicht wohl dabei, er hielt das Ganze ohnehin für eine
Schnapsidee, aber Wehling war nicht dazu zu bringen,

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