Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Kinderkrankheiten von A–Z

Kinderkrankheiten von A–Z

Titel: Kinderkrankheiten von A–Z Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dr. med. Isabella und Christian Schellenberg
Vom Netzwerk:
nach. Der Riss heilt normalerweise wieder innerhalb weniger Tage von selbst zu.
Komplikationen
    Meist heilt eine akute Mittelohrentzündung gut aus. Gefährdet für Komplikationen sind immungeschwächte und kleine Kinder bis zu 2 Jahren. Die Keime können das Trommelfell zerstoren oder sich auf umliegende Strukturen wie die luftgefüllten Knochen hinter dem Ohr (Warzenbeinzellen = Mas toid) oder die Hirnhäute ausbreiten und dort Entzündungen (Mastoiditis, Meningitis) hervorrufen. Die Mastoiditis zeigt sich durch erneutes Fieber, zunehmende Schmerzen und Schwerhörigkeit; die Region hinter dem Ohr ist gerötet und geschwollen, das Ohr steht ab. Sie erfordert Antibiotika und manchmal eine Operation. Verdacht auf eine Meningitis (→  S. 186 ) besteht bei plötzlichen starken Kopfschmerzen und Nackensteifigkeit.
    Eine Mittelohrentzündung erkennt der Arzt mit einem Ohrenspiegel meist gut am Trommelfell
    Bei manchen Kindern kehren Mittelohrentzündungen ständig wieder oder heilen nicht richtig aus. Es sammelt sich immer wieder Eiter im Mittelohr an, der sich oft durch das einmal gerissene Trommelfell entleert. Dies kann auf Dauer zur Beeinträchtigung des Hörvermögens führen und erfordert den Besuch eines HNO-Spezialisten.
Was Sie für Ihr Kind tun können
    Suchen Sie bei Ohrenschmerzen einen Arzt auf. Er klärt mit einer einfachen Untersuchung mit dem Ohrenspiegel, ob eine Entzündung vorliegt, und entscheidet über eine Antibiotikatherapie.
Antibiotika: Etwa 80 % der akuten Ohrinfektionen heilen von allein ab. [ 129 ] Deshalb wird meist dann auf Antibiotika verzichtet, wenn der Allgemeinzustand recht gut und nur ein Ohr betroffen ist, die Schmerzen nicht zu stark sind, sich kein eitriger Ausfluss aus dem Ohr entleert und das Kind älter als 2 Jahre ist. Allerdings will der Arzt Ihr Kind dann in einigen Tagen oder bei Verschlechterung der Beschwerden noch einmal sehen.
Schmerzmittel: Gegen die Schmerzen und das Fieber helfen Paracetamol oder Ibuprofen. Mit Paracetamol-Zäpfchen können Sie auch die Zeit bis zum Arztbesuch überbrücken.
Nasentropfen: Abschwellende Nasentropfen werden zwar immer mal wieder verordnet; ein Effekt bei einer Mittelohrentzündung konnte bisher jedoch nicht nachgewiesen werden. Verwenden Sie alternativ kochsalzhaltige Nasentropfen zur Anfeuchtung der Schleimhaut.
Ohrentropfen: Diese haben keinerlei Wirkung, da sie wegen des Trommelfells gar nicht bis zum Mittelohr gelangen. Nur bei einer Entzündung des Trommelfells haben betäubende Ohrentropfen einen schmerzstillenden Effekt.
    Wie bei jeder Infektion mit Fieber (→  S. 143 ) sollte Ihr Kind ausreichend trinken und sich schonen. Zum Abschwellen der Schleimhäute kommen die bei Erkältung (→  S. 199 ) beschriebenen Maßnahmen zum Einsatz.
Heilpflanzen, Wasser & Wickel
    Zwiebel und Kamille werden traditionell bei Infektionen im Kopf-Hals-Bereich eingesetzt, um Entzündungen zu hemmen und Schmerzen zu stillen.
    Ohrenwickel Ob mit gehackter Zwiebel oder einer Handvoll getrockneter Kamillenblüten gefüllt – ein Ohrenwickel aus Baumwolltuch und Schal oder Wickelmütze aus dem Fachhandel nimmt den Schmerz. Vorheriges Anwärmen oder eine Wärmflasche, auf die sich das Kind mit dem kranken Ohr legen kann, verstärkt die Wirkung. Das Zwiebelsäckchen kann mehrfach täglich etwa eine halbe Stunde und über Nacht liegen bleiben.
    Wärme Die meisten Kinder empfinden eine Wärmflasche oder eine Rotlichtbestrahlung als angenehm (2- bis 3-mal täglich über etwa 10 Minuten; das Kind sollte eine Schutzbrille tragen und einen halben Meter entfernt von der Lampe sitzen).
    Knoblauch Als schnelles Mittel zur Schmerzbekämpfung ist folgende Maßnahme einen Versuch wert: Reiben Sie frisch gepressten Knoblauch etwa eine Minute lang in die Ellenbeuge ein, die dem betroffenen Ohr genüberliegt, und waschen Sie den Knoblauch anschließend kalt ab.
    AUS DER FORSCHUNG
    Therapie und Vorsorge
    Antibiotika ja oder nein?
    Die Empfehlungen zur Antibiotikatherapie bei akuter Mittelohrentzündung werden seit Jahren kontrovers diskutiert mit der Folge, dass z. B. in den Niederlanden nur 1/3 der Kinder Antibiotika erhalten, in den USA und Australien dagegen 98 %. Antibiotika verkürzen zwar die Dauer der Schmerzen (was genauso gut mit Schmerzmitteln zu erreichen ist), beeinflussen den sonstigen Verlauf aber nicht nennenswert. [ 130 ] Auf der Website der Universität Witten/Herdecke ( www.patientenleitlinien.de ) finden Sie Informationen zur Mittelohrentzündung,

Weitere Kostenlose Bücher