Kinderkrankheiten von A–Z
beim Stuhlgang einen hohen Druck im Bauchraum aufbaut, tritt ein Nabelbruch im ersten Lebensjahr recht häufig auf.
HAUPTSYMPTOME
Ein Knubbel am Nabel oder an der Leiste
Am Nabel bzw. ein- oder beidseitig in der Leistengegend ist eine Wölbung sicht- und gut tastbar, besonders beim Husten, Niesen, Schreien oder Stuhlgang. Beim Leistenbruch klagen die Kinder manchmal über Bauchschmerzen. Beim Hodenwasserbruch ist der Hodensack prall-elastisch geschwollen, aber nicht gerötet.
Stärkere Bauchschmerzen, anhaltendes Schreien bei Säuglingen mit bekanntem Bruch und später Übelkeit und Erbrechen und ein "harter Bauch" können eine Einklemmung anzeigen. Sie führt zum Absterben von Darmgewebe oder zum Darmverschluss - sofort den Notarzt verständigen!
Beim Leistenbruch wandern die Eingeweide - bei Jungen zusammen mit dem Samenstrang - durch den Leistenkanal unter das Leistenband. Durch diesen Kanal wandern die Hoden während der Entwicklung im Mutterleib von der Bauchhöhle in den Hodensack (Skrotum). Wird der Kanal nun nicht, wie meist bei den Mädchen, durch Bindegewebe verschlossen, ist dies eine Schwächstelle, durch die ein Bruch bis in das Skrotum (Skrotalhernie) oder bei Mädchen in die Schamlippen (Vaginalhernie) wandern kann.
Bei Jungen kommt gar nicht so selten gleichzeitig oder alternativ ein Hodenwasserbruch (Hydrozele) vor, bei dem statt der Darmschlingen Flüssigkeit aus dem Bauchraum in den Hodensack gelangt. Dieser schwillt dadurch langsam an und schmerzt manchmal etwas. Die Hydrozele bildet sich im Gegensatz zum Leistenbruch allerdings meist von selbst zurück; ansonsten ist auch hier ein kleiner ambulanter Eingriff nötig.
Was Sie für Ihr Kind tun können
Der Nabelbruch kommt bei jedem fünften Neugeborenen und bei 4 von 5 Frühgeborenen vor. Da er sich bei fast allen Kindern bis zum 4. Lebensjahr von selbst verschließt und nur äußerst selten einklemmt, wird einfach abgewartet: auf jeden Fall bis zum 2. Geburtstag, wenn er sich bis dahin merklich verkleinert, auch noch länger. Die über »Mundpropaganda« weitergereichten Tipps wie Nabelpflaster oder -binden (mit oder ohne darunter festgeklebten Münzen) sind überflüssig, da wirkungslos!
Der Leistenbruch ist zwar seltener als der Nabelbruch (bei etwa 1-4 % der Kinder bzw. 20 % der Frühgeborenen), bildet sich aber nie spontan zurück. Die Gefahr der Einklemmung ist recht hoch (bei etwa jedem 10. betroffenen Kind und vor allem im 1. Lebensjahr). Deshalb wird er immer operiert. Liegt keine akute Einklemmung vor, können Sie den Eingriffstermin mit Ihrem Arzt in Ruhe planen. Die Operation ist ein vergleichsweise kleiner Eingriff und wird in der Regel ambulant durchgeführt. Ist der Bruch dagegen bereits eingeklemmt, ist Eile geboten. In den ersten 12 Stunden versucht der Arzt (!) noch ein Zurückdrücken des Darminhaltes (Reponieren): Gelingt dies, ist für Operationsvorbereitungen etwas Zeit gewonnen. Ansonsten ist eine sofortige Notoperation angezeigt!
Nabelkolik
Viele Kinder haben sie, keiner weiß so genau, wo sie herkommen: immer wieder auftretende, kurze Anfälle krampfartiger Bauchschmerzen in der Nabelgegend.
Manche Kinder reagieren wohl - genau wie einige Erwächsene - auf aufregende Situationen verstärkt mit körperlichen Symptomen. Häufig äußern sich diese als Verkrampfungen des Darms (funktionelle Bauchschmerzen). Besonders betroffen sind Kinder im Vorschul- und Grundschulalter, mehr Mädchen als Jungen und häufig Kinder, die sehr ehrgeizig, empfindsam und brav sind. Warummanche Menschen eher körperlich auf Stress reagieren als andere, ist noch ungeklärt - möglicherweise besteht eine besonders ausgeprägte Verbindung zwischen Nervenzellen im Darm (»Bauchhirn«) und dem zentralen Nervensystem.
HAUPTSYMPTOME
Diese Bauchschmerzen regen mich auf
Das Kind hat plötzlich krampfartige, mehr oder weniger starke Schmerzen in der Nabelgegend, die es dazu bringen, sich nach vorn zu krümmen und hinzulegen (oft auf den Bauch). Die Attacken dauern wenige Minuten bis zu einer Stunde und klingen dann von selbst wieder ab (im Anschluss ist das Kind wieder »fit«). Der Bauch ist auch während der Schmerzattacke weich, beim Draufdrücken findet sich kein eindeutiger Schmerzpunkt, Herumlaufen ist problemlos möglich.
Begleitend können Blässe, vermehrtes Schwitzen, Kopfschmerzen oder Zeichen eines niedrigen Blutdrucks (→ S. 294 ), z. B. Schwindel auftreten.
Andere Symptome sprechen eher für eine andere Erkrankung!
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