Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Kindertotenlied: Thriller (German Edition)

Kindertotenlied: Thriller (German Edition)

Titel: Kindertotenlied: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Minier
Vom Netzwerk:
mir zwei Stunden.“
    Zlatan Jovanovic würde sie sich später vorknöpfen. Sie brannte darauf, zu erfahren, was Martin herausgefunden hatte.
    Flaschen, ein Tauchgang, ein See …
    Mit einem Schatz am Grund , sagte sie sich.

44
     
    Der Tauchgang
    Der Nachmittag war bereits weit fortgeschritten, als sie in den Feldweg einbogen. Von Westen her zogen immer mehr Gewitterwolken auf. Sie fuhren über den holprigen Weg bis zu der Kette, die zwischen zwei Blöcken gespannt und mit einem Vorhängeschloss versehen war. Daran schaukelte ein verrostetes Schild:
    „Baden verboten!“
    See und Staudamm lagen vor ihnen. Servaz betrachtete zweihundert Meter entfernt das gegenüberliegende Ufer; die Straße wand sich in engen Kurven oberhalb des Sees dahin. An dieser Stelle war der Bus von der Fahrbahn abgekommen und auf den Hang gekippt. Dort konnte man unmöglich an den See gelangen: Das Ufer unterhalb der Straße fiel über zehn Meter beinahe senkrecht ab, und nur einige alte Bäume krallten sich dort fest; mehrere Uferabbrüche hatten ihre Wurzeln entblößt, die bis ins Wasser reichten; zwischen den Wurzeln trieb eine dicke Schicht aus Totholz und Pflanzenresten an der Oberfläche. Ringsum war der Hang zwar weniger steil, aber noch immer zu abschüssig und vor allem zu dicht mit Tannen und Gestrüpp bewachsen, als dass man in einem Taucheranzug ans Ufer hätte gelangen können.
    Es gab nur einen einzigen Zugang: der Weg, auf dem sie sich befanden.
    Servaz stellte die Klimaanlage ab, öffnete die Tür, und sogleich schlug ihm die sengende Hitze entgegen. Irène war bereits um den Cherokee herumgegangen und hatte die Heckklappe geöffnet. Sie zog schnell ihre Kleidung aus, und Servaz sah, wie braun sie war. Er betrachtete ihre langen, muskulösen Beine, ihre schmale Taille, den flachen Bauch, die kleinen Brüste. Sie zog ihren schwarzen Neopren-Anzug über ihren rosa String und BH. Auch er begann sich auszuziehen.
    „Beeilen wir uns“, sagte sie mit einem Blick auf die Gewitterwolken.
    In der Ferne grollte der Donner. Hin und wieder leuchtete stumm ein Blitz. Aber noch immer kein Regen. Sie holte die zweite Ausrüstung aus dem Kofferraum und half ihm in den Anzug. Bei der Berührung mit dem kalten Neopren bekam er Gänsehaut. Er versuchte sich die Erläuterungen, die sie ihm unterwegs im Auto gegeben hatte, ins Gedächtnis zu rufen, und er begann seine Initiative zu bereuen.
    „Das Gewitter kann jederzeit losbrechen“, bemerkte sie. „Ich weiß nicht, ob das eine gute Idee ist.“
    „Eine andere habe ich nicht“, wiederholte er.
    „Wir könnten vielleicht bis morgen warten. Dann sucht ein Taucherteam den See ab. Wenn es etwas zu finden gibt, werden sie es finden.“
    „Morgen wird jeder in der République de Marsac lesen können, dass die Polizei nach einer Verbindung zwischen dem Unfall und dem Mord an Claire Diemar sucht, und die gesamte Presse wird sich auf diese Geschichte stürzen. Wenn es da unten irgendetwas gibt, will ich nicht, dass die Presse da ist und es sieht.“
    „Wonach suchen wir überhaupt?“
    „Nach einem grauen Mercedes. Und vielleicht einem, der da drin ist.“
    „Ach, mehr nicht?“
    Für einen kurzen Moment wollte er alles abblasen. Aber ein Rest von Stolz hielt ihn davon ab, zu kneifen. Sie las es in seinen Augen und schüttelte seufzend den Kopf. Aber sie verkniff sich einen Kommentar. Sie erklärte ihm noch einmal den Oktopus – den Reserveatemregler – und die Atemtechnik, befestigte die Sauerstoffflasche an seinem Rücken und richtete sie gerade, dann schnallte sie die Gurte fest und brachte die Schläuche des Oktopus, Maske und Schnorchel an.
    „Das ist die Tarierweste. Mit diesen Druckknöpfen da bläst du Luft hinein oder lässt du Luft ab, wie ich es dir gezeigt habe. An der Oberfläche ist sie immer vollständig aufgeblasen. Damit kannst du mühelos außerhalb des Wassers bleiben. Die Tarierweste ist über diesen Gurt an der Flasche befestigt, die ihrerseits mit dem Druckminderungsventil verbunden ist. Du führst es so in deinen Mund ein. Beiß leicht auf den Gummi, wenn du befürchtest, es zu verlieren.“
    Er versuchte zu atmen. Die Luft schien ihm im Schlauch einen Widerstand entgegenzusetzen, aber das war wohl auf den Stress zurückzuführen. Sein Herz pochte heftig. Irène überprüfte ihren Gürtel und ihre Flossen; sie befestigte den Tauchcomputer – eine Art große Uhr - an ihrem Handgelenk.
    „Das da ist die Tauchtiefe und das die Wassertemperatur. Und das hier ist die

Weitere Kostenlose Bücher