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Kindheit bei Scientology: Verboten (German Edition)

Kindheit bei Scientology: Verboten (German Edition)

Titel: Kindheit bei Scientology: Verboten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ursula Caberta
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Scientologen erwarten, East Grinstead 1983, S. 9)
    Mit der ordnungsgemäßen und von der Organisation kontrollierten Umsetzung der Leitlinien wachsen Kinder in einem in sich geschlossenen System heran. Durch die Abkapselung nach außen verfestigt sich das Gruppengefühl. Dieses wird durch die vermittelten Thesen verstärkt, dass es bei nicht linientreuem Verhalten zu Problemen kommen kann und die Verantwortung dem Einzelnen zugeordnet wird (»… machen wir Studenten nicht zu guten Scientologen – und damit werden alle im Stich gelassen«). Das bedeutet dann auch, dass zwangsläufig die Überzeugung gefestigt wird: »Diese Gruppe, Scientology, der ich angehöre, unterscheidet sich von allen anderen.« Ein Ansatz, der durch Scientology-Jargon verstärkt wird und eine Gesprächsebene mit Nicht-Scientologen in den meisten Fällen verhindert.
    Ein weiteres gefährliches Moment für Kinder ist die Übernahme eines vorgefertigten Feindbildes. Sind erst einmal die Kurse über das »Wissen« und die Feinderkennung vermittelt, gibt das dem Einzelnen eine Rechtfertigung, sich gegenüber »erkannten Feinden« entsprechend zu benehmen. Die irgendwann verinnerlichte klare Trennung zwischen den »guten« Scientologen und den »verdammungswürdigen Unwissenden« lässt dem Scientologen keinen Verhaltensspielraum – schon gar nicht den Kindern.
     
    Diese nicht vorhandene Möglichkeit, sich selbst ein Bild von einem Menschen (laut Scientology »antisoziale Persönlichkeiten« oder auch »Unterdrücker«) machen zu können, wird bei konsequenter Anwendung auf Kinder beinahe zwangsläufig zu einer gefährlichen Ideologie führen. Bei ähnlich gelagerten »Fällen« anderer Gruppierungen, Parteien oder Institutionen wäre der Staat mit hoher Wahrscheinlichkeit aufgefordert, dagegen einzuschreiten.
    »Wenn Sie (…) alle jene antisozialen Persönlichkeiten (…) aussieben würden, und wenn Sie sich dann von ihnen trennen würden, könnten Sie eine große Erleichterung empfinden. Ebenso könnte sowohl sozial als auch wirtschaftlich Erholung eintreten, wenn die Gesellschaft diesen Persönlichkeitstyp als ein krankes Wesen erkennen und ihn isolieren würde, so wie sie jetzt Leute mit Pocken in Quarantäne steckt.«
    (PTS/SP Kurs, zitiert bei Minhoff, Irrgarten der Illusionen,
Hamburg 1998, S. 146)
    Hubbard schreckte aber auch nicht vor drastischeren Formulierungen zurück, die einmal mehr verdeutlichen, welche Einstellung er seinen Anhängern zu den so genannten »aberrierten« Menschen vermittelte:
    »Hin und wieder haben gewalttätige Männer in diesem oder jenem Land Programme durchgeführt, um die Gesellschaft von solchen Ansteckungsherden zu reinigen. Könige pflegten in alter Zeit Leute zu enthaupten, die ihnen ständig schlechte Nachrichten brachten – eine sehr weise Maßnahme. Aus neuerer Zeit wird von Gomez, dem verstorbenen Diktator von Venezuela, berichtet, er habe als Ansteckungsherd der Lepra im Lande die Bettler erkannt. (…) Gomez ließ (alle Bettler, d. Verf.) auf zwei große Flussschiffe laden. Die Flussschiffe fuhren in die Strommitte, die Mannschaft ruderte in kleinen Booten davon und die Schiffe explodierten mit gewaltigem Getöse. Das war das Ende der Lepra in Venezuela. (…) Das Gesetz verbot es dem Preclear, zu den Maßnahmen des Tyrannen oder eines Gomez zu greifen, denn das Gesetz ist in solche Leute (die nach Scientology als »aberrierte« Personen zu klassifizieren sind, d. Verf.) völlig vernarrt und verteidigt sie an allen Ecken und Enden, weil es ja auch fast ausschließlich eben diese Leute sind, die sich des Gesetzes bedienen. Der natürliche Impuls des Preclears, den Weg freizuräumen, wurde vereitelt; fassungslos musste er feststellen, dass die notwendige Aktion – nämlich Mord – durch das Vorhandensein von Polizei und Gerichten verhindert wurde. Dies brachte den Preclear dahin, sich von der Gesellschaft und dem Gesetz betrogen zu fühlen.«
     
    (Minhoff, Christoph; Müller, Martina: Scientology.
Irrgarten der Illusionen, Berlin 1998, S. 146f.)
    Derartige bislang unwidersprochen dem Sektengründer zugeschriebene Aussagen, die Menschen quasi das Leben absprechen, wenn sie dem aktiven Scientologen (Preclear) im Wege sind, in denen Mord als notwendige Aktion angesprochen wird, zeigen den Charakter der Ideologie. Abgesehen davon werden auch gleich staatliche Einrichtungen wie Polizei und Gerichte mit diffamiert und als unfähig dargestellt. Arme Kinder, die mit diesem ideologischen Ansatz aufwachsen

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