Kindheit bei Scientology: Verboten (German Edition)
der Organisation steht.
Die beiden Kinder sind inzwischen in einem Alter, in dem die scientologische Schule ihre Wirkung zeigt. Mit hoher Wahrscheinlichkeit haben auch diese beiden erkannt, dass sie den Beruf ihres Großvaters und die nicht mehr zur Scientology-Organisation gehörende Mutter Kidman als »Gefahren für ihre Organisation« einzustufen haben.
Dass die Fanatisierung von scientologischem Nachwuchs eben auch nicht Halt macht vor den Kindern von Prominenten, lässt sich am Beispiel des Sohnes der Schauspielerin Anne Archer darstellen. Tommy Davis, Sohn der Schauspielerin, war nach einem bisher unbestrittenen Bericht eingesetzt worden, unliebsame Presseberichterstattungen zu verhindern bzw. den recherchierenden Journalisten der britischen BBC wenigstens unglaubwürdig zu machen. Wie besagter Journalist später berichtet, ist dem Sohn Archers dies durchaus gelungen.
»Die Taktik funktonierte besser als erwartet. Im März, bei der Unheil prophezeienden Scientology-Ausstellung ›Psychiatrie des Todes‹ in Hollywood, verlor Sweeney (der BBC-Journalist, d. Verf.) die Beherrschung und begann, den hochrangigen Scientologen Tommy Davis zu beschimpfen, Sohn der Schauspielerin Anne Archer, der ihn während der gesamten Recherchetour verfolgt hatte. Später sagte Sweeney dazu: ›Ich bin angebrüllt und bespitzelt worden. Man ist um Mitternacht in mein Hotelzimmer eingedrungen; ich wurde von prominenten Scientologen als ›bigott‹ beschimpft und von finsteren Fremden durch die Straßen von Los Angeles gejagt (…).«
(Morton, Andrew: Tom Cruise.
Der Star und die Scientology-Verschwörung, München 2008, S. 414)
Eines scheint für alle zu gelten, prominent oder unbekannt: Kinder werden zu fanatisierten Anhängern des Systems, einsetzbar für die Zwecke und Ziele der Organisation. Wie andere, die im Sinn ihrer Ideologie die Welt verändern wollten, setzt auch L. Ron Hubbard bei den Kleinsten an:
»Die Fälle von morgen sind die Fälle der Kinder von heute. Ganze Zivilisationen veränderten sich, weil jemand die Kinder veränderte.«
(Hubbard, Lafayette Ronald: Techniken für Kinder-Prozessing.
In: Ability. Ausgabe 110, East Grinstead 1959)
Zielgruppe Kind
Wie wir von dem bereits Geschilderten ableiten können, werden die meisten der in der Scientology-Organisation lebenden Kinder und Jugendlichen durch ihre Eltern zum System gekommen sein – in ganz unterschiedlichem Alter, mit unterschiedlichen Erfahrungen und abhängig vom Status der Eltern. Der Blick richtet sich zwar in erster Linie auf Erwachsene, aber natürlich auch auf Kinder. Es können jedoch auch durch Kinder – ein besonderes Angebot der Organisation – Eltern, Großeltern und weitere Familienangehörige angesprochen und für Scientology »rekrutiert« werden.
So erscheint es logisch, dass im Konzept der Organisation auch angeregt wird, Beratungszentren für Kinder einzurichten. Wie häufig in der Literatur L. Ron Hubbards wird vermittelt, dass es bereits praktische Erfahrungen mit derartigen Angeboten gegeben hat. Es gibt niemals nur eine Theorie, die Praxis muss unmittelbar folgen – systemkonfom und selbstverständlich.
»Das folgende Material soll als Entwurf für die Einrichtung von Beratungszentren für Kinder dienen. (…) Es sind nur Vorschläge, aber sie gründen sich auf praktische Anwendung und Erfahrung in einem Beratungszentrum für Kinder in Süd-Kalifornien (…) Es hat sich herausgestellt, dass dieses Material dort, wo es angewandt wurde, brauchbar war.«
(Hubbard, Lafayette Ronald: Kinder-Dianetik, Kopenhagen 1983, S. 183)
Damit der scientologische Sinn auch erfüllt ist, sollen in diesen Zentren für die Kleinsten auch »Auditoren« anwesend sein. Man will sich offensichtlich von Anfang an sicher sein, dass die entsprechende Lehre »professionell« im Sinn des Erfinders funktioniert.
»Die Zentren sollten einen oder mehr (vorzugsweise zwei) ausgebildete Auditoren beschäftigen, die sich auf Kinderberatung spezialisieren (sozusagen scientologische Erzieher/Erzieherinnen, d. Verf.). Die auf solche Weise beschäftigten Auditoren sollten die Möglichkeit haben, ihre ganze Arbeitszeit den Kindern zu widmen.«
(Hubbard, Lafayette Ronald: Kinder-Dianetik, Kopenhagen 1983, S. 183)
Ein solches Angebot für die kleinen Menschen in einer Region, einer Stadt oder einem Landkreis funktioniert natürlich nur dann, wenn es gelingt, auch die Eltern von dem »Betreuungsangebot« zu überzeugen. Also völlig
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