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Kindspech: Tannenbergs achter Fall

Kindspech: Tannenbergs achter Fall

Titel: Kindspech: Tannenbergs achter Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Franzinger
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Trauergäste schienen keinerlei Notiz von ihm zu nehmen. Urplötzlich nahm der Mann den Kopf zurück und blickte zur Straße hin, genau in Tannenbergs Richtung.
    Dem Kriminalbeamten fuhr der Schreck in alle Glieder. Er schleuderte den Kopf zu Sabrina herum. »Da, da vorne steht …«, stammelte er.
    Tannenberg konnte nicht glauben, was er da gerade gesehen hatte, deshalb blickte er zur Kontrolle abermals durch sein Fernglas. Der Mann stand immer noch an derselben Stelle, hatte nun wieder die Trauergemeinde im Visier.
    »Wen hast du denn erkannt?«
    Der beurlaubte Leiter des K 1 antwortete nicht, sondern drückte seiner Mitarbeiterin den Feldstecher in die Hand. »Schau selbst«, forderte er sie auf und presste seinen Rücken an die Lehne des Beifahrersitzes.
    Sabrina schob die angewinkelten Arme an seinem Oberkörper vorbei. »Wo denn?«
    »Siehst du die Bank vor der Friedhofsmauer?«
    »Moment, ich muss erst scharfstellen. Ja, jetzt hab ich sie.«
    »Rechts daneben befindet sich ein Haselnussstrauch. Hast du ihn?«
    »Ja.«
    »Noch ein wenig weiter. Etwas verdeckt dahinter steht ein Mann. Siehst du ihn?«
    »Ja.«
    Wie auf Kommando blickte der Spanner erneut zum Auto der Ermittler.
    »Das ist doch dieser, dieser …«
    »Richtig, das ist der Stalker, der Hanne belästigt …«
    »Und dich in Johanniskreuz mit einem Knüppel niedergeschlagen hat«, vollendete Sabrina.
    »Genau der ist es.«
    »Wie hieß der noch mal?«
    »Alexander Fritsche.« Tannenberg klatschte sich mehrmals mit der Handfläche an die Stirn. »Verflucht noch mal, an den hab ich überhaupt nicht gedacht.«
    »Wir doch auch nicht, Wolf«, bemerkte Sabrina, während sie weiter den etwa ein Meter achtzig großen, kräftigen Mann im Fokus behielt. »Und was machen wir jetzt?«
    Tannenberg brummte. »Im ersten Moment hab ich gedacht: Den schnappen wir uns sofort.« Er presste die Lippen zu einem schmalen Strich zusammen und schüttelte den Kopf. »Aber das wäre keine sehr gute Idee.«
    »Wieso?«
    »Na, weil wir nur zu zweit sind und der Kerl deshalb relativ einfach türmen könnte.«
    »Aber nicht, wenn wir ihn überraschen.«
    »Nee, nee, Sabrina, das ist mir zu riskant. Stell dir nur mal vor, der zieht plötzlich eine Waffe und wir erschießen ihn in Notwehr. Dann könnte er uns nicht mehr verraten, wo er Emma versteckt hat.«
    Sabrina nickte betroffen.
    Er zeigte mit einem Finger auf die Trauergäste. »Außerdem würden wir bei einer Schießerei diese Menschen gefährden.« Nun streckte er den Zeigefinger in die Höhe und hob dazu die Brauen. »Und die Pressefuzzis würden alles fotografieren. Auf so was warten diese Aasgeier doch nur.«
    »Du hast recht. Also, was schlägst du vor?«
    »Wir warten ab, bis er sich sattgeguckt hat, und dann folgen wir ihm unauffällig. Vielleicht führt er uns ja direkt zu Emmas Versteck.«
    »Das wäre toll.« Sie packte ihren Chef an der Schulter und rüttelte daran. »Wolf, der geht!«
    »Komm, dann gib mir mal das Fernglas.« Während Sabrina das Auto startete, korrigierte Tannenberg die Sehschärfe und nahm Fritsche ins Visier. »Vorläufige Entwarnung, Sabrina«, verkündete er nur ein paar Sekunden später. »Der hat sich eben auf die Bank gesetzt.«
    »Ganz schön cool, der Junge«, bemerkte Sabrina, während sie den Zündschlüssel zurückdrehte.
     
     
    9 Uhr 15
     
    Es dauerte noch gut eine Viertelstunde, bis sich der Stalker von der Bank erhob und lässig zu einem Golf älteren Baujahrs schlenderte, den er am südlichen Rand des Friedhof-Parkplatzes abgestellt hatte. An der Donnersbergstraße setzte er den Blinker und fuhr in Richtung Autobahn. Der silberne Dienst-Mercedes ließ zwei Pkw passieren und folgte dem Golf in sicherem Abstand.
    An der Einmündung der Donnersbergstraße in die Mainzerstraße bog Alexander Fritsche in Richtung Innenstadt ab. In der Nähe des ›Max und Moritz‹ genannten Hochhauskomplexes parkte er seinen Wagen und schlenderte zu dem höheren der beiden Gebäude.
    »Der wohnt hier also immer noch«, sagte Tannenberg in Erinnerung an seinen letzten Fall. Im Zuge der damaligen Ermittlungen hatte er Fritsches Wohnung schon einmal einen Besuch abgestattet. »Damit dieser Mistkerl nicht türmen kann, bleibst du bitte hier unten im Eingangsbereich des Hochhauses«, instruierte er Sabrina. »Ich suche derweil den Hausmeister.«
    Sabrina musste nicht sehr lange auf ihren Chef warten. Nach etwa fünf Minuten kehrte Tannenberg zu ihr zurück, den Hausmeister hatte er im

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