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Kindspech: Tannenbergs achter Fall

Kindspech: Tannenbergs achter Fall

Titel: Kindspech: Tannenbergs achter Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Franzinger
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Doch Mertel hatte ihn dazu überreden können, diese noch mindestens weitere 24 Stunden installiert zu lassen.
    Nach dem Besuch Dr. Schönthalers fuhr der Kriminaltechniker zum Stadtpark und löste seinen Kollegen bei der Telefonüberwachung ab. Er hatte kaum vor den elektronischen Gerätschaften richtig Platz genommen, schon ging der erste Anruf ein. Die 0175er-Nummer zeigte an, dass er von einem Mobiltelefon stammen musste.
    »Kommt Ihnen diese Nummer irgendwie bekannt vor, Herr Krehbiel?«, fragte Karl Mertel ohne irgendeinen Anflug von Hektik.
    Sein Kollege hatte ihm bei einer kurzen Übergabe die Liste der aufgezeichneten Anrufe ausgedruckt. Im Durchschnitt waren etwa fünf Anrufe pro Stunde in der Villa eingegangen. Es handelte sich dabei sowohl um geschäftliche als auch private Telefonate, die zwar allesamt routinemäßig mitgeschnitten wurden, nach einer Überprüfung Mertels nun aber gelöscht werden sollten.
    August Krehbiel, wie immer nobel, aber unaufdringlich gekleidet, blickte auf das grünliche Display und schüttelte den Kopf. »Nein, diese Nummer kenne ich nicht. Ich hab ehrlich gesagt auch nur die Handynummern meiner Familie im Kopf. Ich nehme an, da will jemand meinen Sohn oder meine Schwiegertochter sprechen.«
    Mertel schob den Kopfhörer über die Ohren, drückte die Aufnahmetaste und reichte dem älteren Herrn das Mobilteil.
    »August Krehbiel«, meldete sich der Unternehmer mitsamt seines Vornamens, um möglichen Missverständnissen vorzubeugen.
    Plötzlich ging ein Ruck durch seinen Körper. Er zog die Brauen nach oben, ließ sie dort verharren. Hektisch tippte er mit dem Finger in Richtung des Telefonhörers.
    Mertel fing seinen flackernden Blick auf und nickte mehrmals hintereinander. Durch sein Mienenspiel wollte er ihm signalisieren, dass er selbstverständlich jedes Wort mithörte. Er hob die Hand und ließ sie Kreiselbewegungen durchführen. Damit forderte er Krehbiel auf, das Gespräch so lange wie möglich in Gang zu halten.
    »Eine Million Euro in kleinen, gebrauchten, nicht nummerierten Scheinen. Ja, ja, das hab ich schon verstanden«, sagte Krehbiel betont langsam. »Aber wie stellen Sie sich das vor? Wie soll ich das denn bis 22 Uhr schaffen? Dafür benötige ich mehr Zeit. – Nein, natürlich will ich nicht, dass der Kleinen etwas passiert. Gut, ich versuche es. – Ja, ich wiederhole: Herr Tannenberg soll das Geld in eine Plastiktüte packen und sie im Hauptbahnhof am westlichen Ende des letzten Bahnsteigs … – Ja, des vom Bahnhofsgebäude aus gesehen letzten Bahnsteigs direkt an der Kante auf die Gleisanlage fallen lassen. – Und ich werde Herrn Tannenberg ausrichten, dass er um 15 Uhr hier an meinem Telefon sitzen soll – zwecks weiterer Instruktionen. Warten Sie bitte noch einen Moment. Ich möchte mit dem Mädchen sprechen. Ich will wissen, ob …« Die restlichen Worte verschluckte er, denn der Anrufer hatte die Verbindung bereits unterbrochen.
    Mertel zog den Kopfhörer ab und krauste die Stirn. »Was war das denn eben?«, fragte er an Krehbiel gewandt.
    Der lupfte die Schultern. »Das weiß ich auch nicht. Hab ich mich falsch verhalten?«
    »Nein, Sie waren sehr gut«, lobte Mertel. »Das Entscheidende war, dass Sie auf seine Geldforderung eingegangen sind. Den schnappen wir uns heute Abend, wenn er das Lösegeld abholen will.«
    »Aber warum ruft der Mann hier an, obwohl er doch inzwischen wissen müsste, dass er das falsche Mädchen als Geisel hat?« Er zögerte einen Augenblick und schob nach: »Wenn es denn überhaupt der Entführer war.«
    »Ja, wenn er es war. Was ich nicht glaube.«
    »Und wieso fordert er, dass Ihr Kollege die Tüte mit dem Geld im Hauptbahnhof deponieren soll? Warum nicht ich?« Er schürzte die Lippen. »Das muss ein Verrückter sein. Oder ein Trittbrettfahrer – oder beides in einer Person.«
    »Seh ich auch so. Das macht doch alles überhaupt keinen Sinn.«
    »Leute gibt’s.« Krehbiel schlenderte kopfschüttelnd ein paar Schritte durch den Raum.
    Unterdessen spulte Mertel die Bandaufnahme zurück und spielte sie über den Lautsprecher ab.
    »Am Ende des Gesprächs hatte ich Angst, dass ich einen Fehler mache, wenn ich nach Emma frage. Deshalb habe ich nur ›Mädchen‹ gesagt. Er hat ja auch keinen Namen genannt, sondern nur von ›der süßen Kleinen‹ gesprochen. Ich konnte ja nicht wissen, ob ich mit dem Entführer spreche oder mit jemand anderem«, erklärte August Krehbiel, nachdem er den Mitschnitt angehört hatte.
    »Das war

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