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Kindspech: Tannenbergs achter Fall

Kindspech: Tannenbergs achter Fall

Titel: Kindspech: Tannenbergs achter Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Franzinger
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sonderlich beunruhigt. Schließlich war er auf alle Eventualitäten vorbereitet, hatte für jede nur denkbare Entwicklung ein Alternativszenario entworfen. Eine Pressemeldung hatte ihn darüber hinaus auf eine interessante Idee gebracht. Sie verlieh seinem perfide ausgetüftelten Plan noch ein wenig mehr Würze. Es war schon erstaunlich, wie gut die Presse über die aktuelle Lage der Dinge unterrichtet war.
    Die akribisch durchgeführte Lageanalyse war die Pflicht gewesen, nun kam die Kür – und zwar ihr erster Teil.
    Er griff die Packung mit den Psychopharmaka, drückte eine Tablette heraus und legte sie auf die Zunge. Mit einem Schluck heißer Schokolade spülte er den bitteren Geschmack aus seinem Mund.
    Genüsslich suhlten sich seine Augen auf der Titelseite: ›Sonderbeilage: Spektakuläre Kindesentführung in Kaiserslautern‹ war dort in leuchtend roten Lettern zu lesen. Den überregionalen Teil der Zeitung würdigte er keines weiteren Blickes. Die ausgesprochen erfreulichen und sehr detaillierten Informationen befanden sich samt und sonders in der separaten Beilage. Er konnte sich daran gar nicht sattsehen.
    »Tannenberg suspendiert. Kriminaldirektor Eberle nun Leiter der Ermittlungen. Suche nach Täter läuft auf Hochtouren – bislang aber erfolglos. Motiv: Rache an Tannenberg? Oder steckt ein Triebtäter hinter der Entführung? Ist Emma tragisches Opfer einer Verwechslung geworden? Sollte eigentlich Ann-Sophie Krehbiel entführt werden? Immer noch keine Lösegeldforderung eingegangen«, las er sich selbst vor.
    Woher die das alles bloß wissen, es wurde doch eine Nachrichtensperre verhängt, dachte er amüsiert und blätterte weiter. »Tannenbergs Todesanzeige veröffentlicht. Von zweitem Tatfahrzeug auch weiterhin keine Spur. Wo ist die kleine Emma? Bevölkerung dringend um Mithilfe gebeten.« Mehrmals hintereinander las er diese Schlagzeilen. Sie verschafften ihm ein unglaubliches Gefühl der Genugtuung, einen regelrechten Euphorie-Kick.
    Schmunzelnd legte er die Sonderbeilage zur Seite. Nun konnte er sich endlich in aller Ruhe einem weiteren zentralen Bestandteil seines ritualisierten Tagesablaufs widmen: der Lösung des in der Zeitung abgedruckten Kreuzworträtsels. Heute Morgen war er nicht mehr dazu gekommen.
    Für den Eintrag der Buchstaben in das Rätselgitter benutzte er stets seinen alten Schulfüller. Er hatte ihn vor vielen Jahren bei einem Umzug gefunden. Damals hatte ihn seine Frau Hals über Kopf verlassen. Nach dieser gravierenden menschlichen Enttäuschung war er in eine andere Stadt gezogen und lebte fortan allein.
    Er hatte sich im Laufe seines Lebens schon mit vielen Kreuzworträtseln beschäftigt, aber die in der Pfälzischen Allgemeinen Zeitung abgedruckten mochte er am liebsten. Sie waren derart einfach, dass sie jeder Trottel lösen konnte. Schließlich bestand der Sinn und Zweck dieser kinderleichten Rätselaufgaben nicht darin, den Lesern eine intellektuelle Herausforderung zu bieten, sondern sie zum Anruf einer teuren Hotline-Nummer zu nötigen. Mit dem Lösungswort auf den Lippen wurden sie dort in einer minutenlangen Warteschleife gehalten und um mehrere Euros erleichtert.
    »Unbestimmter Artikel mit drei Buchstaben – was könnte das nur sein?«, fragte er in seine Küche hinein. Nachdenklich warf er einen Blick an die Decke. »Hei-ei-ei, ist das so schwer. Es will mir einfach nicht einfallen«, scherzte er. » Ein fach nicht ein fallen.« Er klatschte in die Hände und frohlockte: »Jawohl, ich hab’s: ein.«
    Grinsend trug er die drei Buchstaben in die Kästchen ein und füllte in rekordverdächtiger Geschwindigkeit die restlichen leeren Felder aus. Dann malte er langsam die einzelnen Buchstaben in die nummerierten Kreise des Lösungswortes. »S-O-M«, summte er die erste Silbe mit geschlossenen Lippen. Dann sperrte er den Mund weit auf und ließ die zweite folgen, »M-E-R.« Er klatschte in die Hände. »Ach Gottchen, wie originell!«
    Nun folgte der Kür zweiter Teil: Er klemmte die Sonderbeilage unter den Arm und schlurfte zu einem Raum, der von der Küche aus gesehen hinter seinem Arbeitszimmer lag. Obwohl das Babyfon die ganze Zeit über keinen einzigen Ton von sich gegeben hatte, warf er beim Passieren des Arbeitszimmers routinemäßig einen Blick auf den Monitor. Das kleine Mädchen lag schlafend in seinem Gitterbettchen.
    Alles in Ordnung mit der Kleinen, dachte er bei sich. Ist ja auch wichtig, schließlich habe ich noch einiges mit ihr vor.
    Er ging zur

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