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Kindspech: Tannenbergs achter Fall

Kindspech: Tannenbergs achter Fall

Titel: Kindspech: Tannenbergs achter Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Franzinger
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ausgesprochen, was jedem der Anwesenden als Schreckensszenario im Hinterkopf herumspukte.
    »Bitte, lieber Gott, mach, dass unserem kleinen Spatz nichts passiert«, kam es gepresst aus Margots Mund. Sie wurde von einem neuerlichen Weinkrampf überfallen.
    Auch Tannenberg wurde von seinen Gefühlen übermannt. Seine Mundpartie zuckte, die Augen wurden feucht. Er wandte sich ab und tupfte sich die Tränen aus den Augenwinkeln. »Was sollen wir denn anderes tun? Wir müssen doch alles versuchen.«
    »Wäre es nicht vielleicht doch besser, wenn du deine Kollegen informieren würdest?«, bemerkte sein Bruder. »Damit die versuchen, den Entführer bei der Geldübergabe zu schnappen?«
    »Heiner, noch nicht mal mit mehreren Hundertschaften könnten wir die Bahnstrecke von hier nach Saarbrücken absichern. Das sind mehr als 60 Kilometer. Wer weiß, an welcher Stelle ich das Geld aus dem Zug werfen soll. Außerdem bekäme dieser Drecksack garantiert Wind von dem Polizeieinsatz.« Der Tonfall seiner Stimme drückte immer stärker werdende Verzweiflung aus. »Und das würde in seinem perversen Spiel eine gravierende Regelverletzung darstellen!«
    »Was ist mit einem Peilsender?«
    »Nein, Heiner, auch das ist viel zu gefährlich. Wenn er den entdeckt, dreht er vielleicht durch. Wir können solche Risiken nicht eingehen. Emmas Unversehrtheit hat allerhöchste Priorität. Dieser Irre hat uns vorhin sehr deutlich zu verstehen gegeben: Die kleinste Regelverletzung führt zum sofortigen Spielabbruch. Du weißt, was das bedeutet. Willst du etwa die Verantwortung für diese Eskalation übernehmen?«
    Sein älterer Bruder schüttelte den Kopf.
    »Wir haben leider keine andere Alternative, als das zu tun, was er will. Lass uns lieber überlegen, wo wir den Restbetrag herbekommen können.«
    »Das ist kein kleiner Restbetrag, mein lieber Wolf, es handelt sich um 600.000 Euro«, gab sein Bruder zu bedenken. »Wer sollte uns denn so viel Geld leihen? Selbst bei einer Kollekte unter unseren besten Freunden käme wohl nur ein Bruchteil dieser Summe zusammen, wenn überhaupt. Denn bei Geld hört bekanntlich die Freundschaft auf.«
    Mit Blick zu Dr. Schönthaler ergänzte er: »Löbliche Ausnahmen bestätigen nur die Regel. Zudem bezweifle ich, dass die Banken bei deiner Hypotheken-Idee mitspielen würden. Das sind doch allesamt geldgierige Bürokraten. Die wollen zuerst verbriefte Sicherheiten sehen, bevor sie auch nur einen Cent herausrücken. Ohne Grundbucheintrag werden wir wohl kaum einen müden Euro sehen.«
    Tannenberg fasste sich mit beiden Händen ins Genick, schloss die Augen und stöhnte auf: »Dann werde ich mich jetzt wohl so schnell wie möglich zu unserer Bank begeben müssen. Und wenn das nicht klappt, kann uns wohl nur noch ein Wunder helfen.«
    Margot erhob sich ächzend und schlurfte mit hängendem Kopf aus der Küche.
     
     
    10 Uhr 55
     
    Sabrina saß neben dem Telefon und wartete ungeduldig auf einen wichtigen Anruf. Sie hatte den Kopf auf die eine Hand gestützt, während die klar lackierten Fingernägel der anderen auf der Tischplatte herumtrommelten. Plötzlich wurde die Türklinke heruntergedrückt. Sie zuckte zusammen.
    »Zum Glück bist du es«, seufzte die junge Kommissarin erleichtert, als sie den Eindringling als ihren Ehemann identifiziert hatte. »Allmählich wird mir wegen unseres Alleingangs immer mulmiger zumute.«
    »Ich fühle mich auch nicht besonders wohl in meiner Haut.«
    »Aber, was sollen wir denn anderes machen? Wir können Wolf doch nicht hängen lassen.«
    »Nein, Schatz, das machen wir ja auch nicht. Wie kommst du in Rostock voran?«
    »Gar nicht«, brummelte sie zurück. »In diesem Standesamt herrscht vielleicht ein Chaos, kann ich dir sagen.«
    »Wieso?«
    »Erst stürzt ihr Computersystem ab. Und als es dann endlich wieder funktioniert, fällt der guten Frau ein, dass die Daten von Lars Mattissen darin gar nicht gespeichert sind, sondern irgendwo in einem alten Archiv vor sich hingammeln.«
    »Sucht sie dort wenigstens?«
    »Sie hat es mir jedenfalls vor einer halben Stunde fest versprochen.« Energisch ergänzte sie: »Und will dann sofort hier anrufen.«
    »Hast du in Hamburg mehr Glück gehabt?«
    »Ja, das Einwohnermeldeamt hat mir die fraglichen Daten ruckzuck geliefert. Das konnten sie, weil sie ihre alten Aktenbestände inzwischen elektronisch abgespeichert haben. Danach hat eine Gerlinde Mattissen gemeinsam mit ihrem Sohn Lars am 1. Juni 1959 eine Wohnung in Altona bezogen. Und im

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