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Kindspech: Tannenbergs achter Fall

Kindspech: Tannenbergs achter Fall

Titel: Kindspech: Tannenbergs achter Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Franzinger
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Wirklichkeit um nichts anderes als um die Million, dachte der junge Kommissar.
    Er trug Jeans und ein eng geschnittenes, marineblaues T-Shirt, welches seinen athletischen Körper plakativ zur Geltung kommen ließ. Er klappte den Aktenordner zu, pflückte einen Bleistift aus der Utensilienbox und begann, damit herumzuspielen. Sein nachdenklicher Blick wanderte den linken Arm hinauf zu seinem sonnengebräunten, prallen Bizeps. Schmunzelnd ließ er ihn ein paarmal auf und ab hüpfen.
    Plötzlich verdüsterte sich seine Miene. Ein Gedanke hatte sich gerade wie ein tiefschwarzer Schatten auf sein Gemüt gelegt. Es war kein neuer Gedanke, er nagte bereits seit einiger Zeit an ihm herum. Michael befand sich in einer Zwickmühle, aus der er keinen Ausweg wusste. Auf der einen Seite hatten er, seine Frau, Mertel und der Gerichtsmediziner Tannenberg uneingeschränkte Unterstützung zugesichert, ihm regelrecht Vasallentreue geschworen. Auf der anderen Seite beging er dadurch, dass er Kriminaldirektor Eberle und der Staatsanwaltschaft wissentlich entscheidende Informationen vorenthielt, ein Dienstvergehen.
    Besonders die Tatsache, dass er dem beurlaubten Kommissariatsleiter direkt zuarbeitete, konnte gravierende Disziplinarmaßnahmen mit sich bringen. Im Extremfall stand dadurch sogar sein Job auf dem Spiel. Und das ausgerechnet in einer Situation, in der die materielle Absicherung des jungen Paares besonders wichtig war. Die beiden hatten sich nämlich vor ein paar Wochen dazu entschlossen, eine Familie zu gründen. Und zwar eine, die aus mindestens drei Kindern bestehen sollte.
    So ein Scheiß!, fluchte er in Gedanken. Wenn das rauskommt, können wir unsere schöne Familienplanung vergessen. Und meine Karriere kann ich dann wohl endgültig an den Nagel hängen. Sicher, Wolf hat versprochen, alles auf seine Kappe zu nehmen. Aber eigentlich nutzt mir das auch nicht viel. Wie soll ich mein Verhalten denn rechtfertigen? Es ist und bleibt ein Dienstvergehen!
    Und die Gefahr, dass Kriminalhauptmeister Geiger oder Tannenbergs Sekretärin Wind von diesen geheimen Machenschaften bekommen würden, steigerte sich mit jeder Stunde, die die Entführung weiter andauerte. Diese beiden K-1-Mitarbeiter standen sich nämlich bezüglich ihrer Neugierde in nichts nach. Im Gegensatz zu Geiger war zwar von Seiten Petra Flockerzies nicht zu befürchten, dass sie ihrem Chef vorsätzlich in den Rücken fallen würde. Aber trotzdem wäre sie ein äußerst unzuverlässiger Kantonist, denn die feiste Sekretärin konnte für gewöhnlich weder ihre Emotionen noch ihr Mundwerk im Zaum halten.
    Man muss sie nur gehörig unter Druck setzen, dann verplappert sie sich garantiert, sinnierte Michael Schauß. Und darin ist der Hollerbach ja erwiesenermaßen Experte.
    Sabrinas Anruf riss ihn aus seinen düsteren Grübeleien. Nachdem sie vor etwa einer Stunde Tannenbergs Wohnung verlassen hatte, war sie mitsamt der Mattissen-Fallakte im Keller ihrer Dienststelle im Archiv verschwunden. Dort hatte sie sich in die Ermittlungsakte vertieft, und dort hatte sie auch Mertels Anruf mit den Neuigkeiten erreicht.
    Als Michael in dem mit Regalen vollgestopften, angenehm kühlen Archivraum erschien, schaute er sich zunächst verstohlen um. »Bist du allein?«, wisperte er.
    »Keine Angst, Mischa, die Luft ist rein«, beruhigte ihn seine Frau. »Komm, setz dich zu mir. Von hier aus hat man die Tür optimal im Blick.«
    Michael Schauß nahm neben Sabrina an einem kleinen, wackeligen Holztisch Platz. Die junge Kommissarin hatte ihn so geschickt platziert, dass jeder Eindringling sofort bemerkt werden konnte.
    »Ich habe Wolf nur ein paar Minuten in den Ordner reinschauen lassen und ihn dann gleich wieder mitgenommen«, erläuterte sie flüsternd ihr Vorgehen. »Er wollte ihn noch länger behalten, aber das geht doch nicht. Wir müssen sehr auf der Hut sein, dass uns keiner einen Strick aus unserem außerdienstlichen Engagement drehen kann.« Sie warf ihm einen verschwörerischen Blick zu. »Schließlich dürfen wir gerade jetzt unseren Job nicht aufs Spiel setzen.«
    »Außerdienstliches Engagement. Das ist wirklich eine sehr wohlwollende Bezeichnung für ein gravierendes Dienstvergehen«, versetzte Michael mit gedämpfter Stimme. »Klingt richtig schön unbedenklich.« Seine Frau hatte ihm damit aus der Seele gesprochen. Dankbar drückte er ihr einen zärtlichen Kuss auf die Wange.
    Mit Blick auf den dicken Aktenordner vor sich erklärte Sabrina: »Ich habe ihn intensiv

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