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Kindspech: Tannenbergs achter Fall

Kindspech: Tannenbergs achter Fall

Titel: Kindspech: Tannenbergs achter Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Franzinger
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durchgearbeitet.« Sie führte den Zeigefinger an ihren Mund, legte die Lippen so darauf ab, als ob sie ihn küssen wollte, und saugte kurz daran. »Der Frauenmörder Lars Mattissen. Das war vielleicht ein Irrer. Der hatte seinen Opfern Speisepilze in die Kehle gesteckt und die Leichname auf Sandsteinfelsen abgelegt.«
    »Wie auf einem Altar. Und er hat sie mit Waldschmuck dekoriert«, fügte ihr Mann bei.
    Sabrina wiegte den Kopf ein paarmal hin und her. »Wenn es tatsächlich stimmt, dass Rache der Grund für Emmas Entführung ist, dann muss hier irgendwo in dieser Akte die Lösung zu finden sein. Oder zumindest der Ansatz einer Erklärung für solch ein verrücktes Tatmotiv.«
    Michael brummte. »Ich weiß nicht, Schatz. Irgendwie krieg ich das alles nicht auf die Reihe. Vielleicht ist diese Entführung nur ein raffiniertes Ablenkungsmanöver eines skrupellosen Erpressers, mit dem er den Druck auf Wolf und seine Familie ins Unerträgliche steigern will.« Nach einem bitteren Lachen fügte er an: »Was er ja wohl auch geschafft hat.«
    »Du meinst, dass es dem Entführer von vornherein nur um das Lösegeld ging?«
    »Ja, warum eigentlich nicht?«
    »Aber dann hätte er doch die kleine Ann-Sophie Krehbiel entführen müssen. Von dieser steinreichen Familie hätte er die Million oder sogar noch mehr erpressen können.«
    »Und was ist, wenn er vorhin gelogen hat?«
    »Ich verstehe nicht, was …«
    »Nehmen wir mal an«, fiel ihr Michael ins Wort, »er hat, obwohl er das Gegenteil behauptet, doch das falsche Mädchen entführt. Und nachdem er die Verwechslung bemerkt hat, versucht er nun, trotzdem an sein Geld zu kommen. Schließlich hat er ja immer noch sein Faustpfand.«
    Sabrina hatte es offenbar die Sprache verschlagen. Irritiert krauste sie die Stirn und schob eine Haarsträhne hinter ihr Ohr.
    »Na, was meinst du denn zu meiner Theorie?«
    »Ich weiß nicht, was ich davon halten soll.« Sie dachte noch einen weiteren Moment darüber nach, dann sagte sie: »Sicher, diese Möglichkeit existiert durchaus. Aber bringt uns deine Theorie wirklich weiter?«
    »Wieso denn nicht?«
    »Weil Wolf bereits versucht, das Lösegeld aufzutreiben. Eigentlich ist es doch egal, ob das ganze Drumherum nur eine Finte des Entführers ist oder nicht. Es geht um die Beschaffung der Million und die Freilassung Emmas.« Sie schluckte hart, räusperte sich und packte Michael an der Hand. »Hoffentlich tut er ihr nichts an.«
    Der junge Kommissar seufzte. »Sollten wir nicht doch besser Eberle informieren? Dann könnten wir gemeinsam mit dem SEK die Geldübergabe überwachen und uns dem Täter an die Fersen heften. Der würde uns sehr wahrscheinlich direkt zu ihrem Versteck führen. Das würde Emma weit mehr bringen als diese verrückte Einzelkämpferaktion, die nur eine einzige Option besitzt: nämlich die Hoffnung , dass der Entführer Emma freilässt.«
    »Ach, Michael, ich schwanke doch auch andauernd hin und her. Ich weiß doch auch nicht, was das Richtige ist. Ich meine, das Beste für Emma.« Mit leidender Miene sog sie die feuchtkühle Kellerluft ein. In einen Stoßseufzer hinein fuhr sie fort: »Aber erstens haben wir Wolf fest versprochen, niemandem etwas zu sagen, und zweitens ist das Risiko nicht von der Hand zu weisen, dass der Täter gerade wegen einer breit angelegten Polizeiaktion in Panik gerät und durchdreht. Schatz, stell dir vor, wir hätten eine kleine Tochter und die wäre in den Fängen dieses Schweinehundes.«
    »So eine Scheißsituation«, fluchte Kommissar Schauß. »Das ist wie die Wahl zwischen Pest und Cholera.«
    Unterdessen blätterte Sabrina in der Fallakte herum. »Wir müssen alles versuchen, jede Spur verfolgen, auch wenn sie sich am Ende als falsch erweisen sollte.«
    Ihr Mann nickte mit zusammengepressten Lippen.
    »Wir brauchen unbedingt noch mehr Informationen über diesen Lars Mattissen. Über seine Familie, seine Freunde und so weiter.«
    Die junge Kommissarin öffnete den Ordner und entnahm ihm eine Klarsichthülle, die unter anderem die Ernennungsurkunde des Frauenmörders zum Akademischen Rat an der Universität Kaiserslautern enthielt.
    »Da auf dem Begleitschreiben steht die Telefonnummer des Fachbereichs Biologie«, sagte sie, während sie ihrem Mann den Ordner reichte. »Vielleicht stimmt die Nummer ja noch. Rufst du bitte dort an und erkundigst dich bei seinen damaligen Arbeitskollegen nach Mattissen: Wissen Sie etwas über seine Freunde und Bekannten? Hatte er eine feste Freundin oder

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