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Kindspech: Tannenbergs achter Fall

Kindspech: Tannenbergs achter Fall

Titel: Kindspech: Tannenbergs achter Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Franzinger
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Barbarossastadt werfen konnte.
    Doch nach solchen Eindrücken stand Tannenberg gegenwärtig nicht der Sinn. Mit verkniffenem Gesicht grübelte er angestrengt darüber nach, an welchen Stellen er wohl noch nach dem Schatzkästchen suchen könnte. Er umkreiste die beiden aufeinandergestapelten dicken Felsplatten und kehrte kopfschüttelnd zu seinem Ausgangspunkt zurück.
    Verzweifelt schaute er auf seine Armbanduhr. Der kleine Zeiger begann bereits, an der Fünf zu knabbern. Panik erfasste ihn. Sein hektischer Blick hüpfte unkontrolliert durch die Gegend. Plötzlich entdeckte er auf dem Stamm einer Eberesche eine frisch in die Rinde eingelassene Vertiefung. Sie stellte einen Pfeil dar, der direkt nach unten auf den mit unzähligen Steinen und Felsen gespickten Waldboden zeigte.
    Tannenberg machte einen Satz hinüber zu dem weitverzweigten Wurzelwerk, das an dick aufgequollene Adern einer gut durchbluteten Männerhand erinnerte. Er trat mit dem Fuß an die Wurzeln und zerrte an ihnen. Die dritte Wurzel gab nach und offenbarte ihr Geheimnis: Unter der nur in die Erde hineingesteckten, morschen Wurzel lagerte eine Plastiktüte.
    Tannenberg riss sie heraus und öffnete sie. Abermals enthielt sie eine Pappschachtel. Wie angekündigt, musste er sich diesmal lediglich mit einem einzigen Rätsel herumplagen. Es war erneut ein Kreuzworträtsel, diesmal aber eines, das es wirklich in sich hatte. Der Umfang betrug etwa das Zehnfache des letzten. Es handelte sich um ein ganzseitiges Buchstabenrätsel, wie es mehrmals im Jahr an Weihnachten, an Ostern und im Sommer in der Pfälzischen Allgemeinen Zeitung abgedruckt war.
    Das eigentlich Fatale an dieser Knobelaufgabe war jedoch nicht deren beträchtlicher Umfang, sondern die Tatsache, dass auf der gesamten Seite nicht ein einziger Buchstabe rot umrahmt war. Somit war Tannenberg gezwungen, jedes einzelne Kästchen zu beschriften.
    Er raufte sich die Haare, kniete vor der Bank nieder, legte die Zeitung auf die Sitzfläche, zückte einen Kugelschreiber und begann konzentriert mit dem Ausfüllen der leeren Quadrate. Als er etwa die Hälfte des Kreuzworträtsels gelöst hatte, versagte der Kugelschreiber seine Dienste. Wütend schleuderte er den Kuli in hohem Bogen den Hang hinunter.
    Gott sei Dank hat mir Frau Krehbiel zwei Kulis mitgegeben, atmete er erleichtert auf, nachdem er die Funktionstüchtigkeit des anderen Schreibgeräts überprüft hatte.
    Viertel vor sechs hatte er den Großteil der Kästchen mit Buchstaben beschriftet, doch an zwei Stellen hakte es gewaltig. Die gesuchten Begriffe bezogen sich auf außereuropäische Flüsse, antike Götter, Opern und chemische Elemente – allesamt nicht unbedingt ausgesprochene Spezialgebiete Tannenbergs.
    Er grübelte und fluchte im Wechsel, doch es half nichts: Etwa 15–20 Kästchen blieben leer.
     
     
    18 Uhr
     
    »Na, wie sieht’s aus?«, meldete sich die Entführerstimme. »Dieses Sommerrätsel war ein ziemlich dicker Brocken, nicht wahr?«
    »Das kann man wohl sagen.«
    »Aber Sie konnten es lösen?«
    »Ja.«
    »Vollständig?«
    »Ja«, flunkerte Tannenberg.
    Er hatte sich zu dieser Notlüge deshalb entschlossen, weil er ansonsten befürchten musste, aufgrund der unbeschrifteten Buchstabenfelder möglicherweise eine Regelverletzung begangen zu haben. Und dieses Risiko wollte er nicht eingehen.
    »Schön. Das werden wir am besten gleich mal überprüfen.«
    Tannenberg fuhr der Schreck in alle Glieder. Einen Augenblick lang stockte ihm der Atem.
    »Links unten in der Ecke befindet sich der Nullpunkt des Koordinatenkreuzes«, sagte der unbekannte Anrufer in das Schweigen hinein. »Sie wissen, was ich meine?«
    »Ja.«
    »Gut. Also, dann machen wir das jetzt einfach wie früher beim Schiffeversenken. Ich gebe die Koordinaten vor, und Sie umkreisen den betreffenden Buchstaben. Klar?«
    »Klar«, antwortete Tannenberg. Sein Puls raste, und er spürte seinen Herzschlag im Halse pochen.
    »Waagrecht acht, senkrecht vier. Dort befindet sich der erste gesuchte Buchstabe. Bitte mit der Ziffer zehn beschriften«, sagte der Mann in einem unerwartet höflichen Ton.
    Der Leiter des K 1 fuhr mit dem zitternden Zeigefinger die angegebenen Koordinaten nach, bis er den gesuchten Kreuzungspunkt gefunden hatte. »H«, sagte er.
    »Richtig. Weiter: zweiundzwanzig waagrecht, achtzehn senkrecht.«
    Nachdem alle vier Buchstaben umkreist und mit Ziffern versehen waren, fiel Tannenberg ein riesiger Stein vom Herzen. Die gesuchte Kombination lautete:

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