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Kindspech: Tannenbergs achter Fall

Kindspech: Tannenbergs achter Fall

Titel: Kindspech: Tannenbergs achter Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Franzinger
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konnte er sich selbst dabei beobachten, wie er auf einem Motorroller sitzend und von Förster Kreilingers Geländewagen verfolgt an diesem geschichtsträchtigen Ort vorbeiknatterte.
    Nachdem er sich ein wenig erholt hatte, spülte er mit ein paar Schlucken Wasser den üblen Geschmack aus seinem Mund. Entsetzt betrachtete er die Flasche. Sie war fast leer. ›Wolfsbrunnen‹ schoss es ihm durch den Kopf. Doch bereits Sekundenbruchteile später verwarf er den Gedanken. Zwar befand sich in unmittelbarer Nähe der Wolfskaut tatsächlich eine kleine Quelle, die aber aufgrund der wochenlangen Trockenheit inzwischen ebenfalls versiegt war.
    Wie von ›Simon‹ gefordert, kletterte er auf den Sandsteinfindling und heulte zehnmal laut wie ein einsamer Wolf.
    »Was für eine beschissene Symbolik«, zischte er in ein bitteres Lachen hinein.
    Bevor er sich wieder auf den Weg machte, zog er seine staubigen Lederschuhe und die Socken aus und inspizierte eingehend seine arg malträtierten Füße. An mehreren Stellen waren sie stark gerötet, an beiden Fersen hatten sich Blasen gebildet, und der linke Knöchel war geschwollen. Eine Verletzung, die er sich beim Abstieg vom Kleinen Humberg zugezogen hatte und die trotz der eingeworfenen Schmerzmittel das Joggen ziemlich beschwerlich gemacht hatte.
    Er folgte der Wandermarkierung mit dem gelben Strich, überquerte das schmale Asphaltsträßchen, das den Schwabshof mit dem Hungerbrunnen verband, und hielt sich dann in östlicher Richtung. Nach etwas mehr als zwei Kilometern traf er an der ›Stall‹ genannten Kreuzung von B 48 und L 504 ein.
    Bei seiner unfreiwilligen Schnitzeljagd hatte er bereits mehrere Orte passiert, die er während der Ermittlungsarbeit im Rahmen seines ersten Falls als Leiter der Kaiserslauterer Mordkommission schon einmal angelaufen hatte.
    Warum, verdammt noch mal, muss ich das alles noch einmal durchmachen?, hatte er sich jedes Mal aufs Neue gefragt – und war stets zum selben Ergebnis gelangt: Es hat wohl etwas mit dieser verfluchten ›Duplizität der Ereignisse‹ zu tun, zitierte er mehrfach Dr. Schönthalers Worte.
    Noch über eineinhalb Stunden bis zum nächsten Anruf, stellte er erleichtert fest. In einem Anflug von Übermut ergänzte er: Dieser elende Mistkerl hat vorhin nur von einem Kreuzworträtsel gesprochen. Na, das werd ich ja wohl locker schaffen.
    Aber vielleicht ist es diesmal ja gar kein normales Kreuzworträtsel, sondern so ein schweres, so eins wie die, die in der ZEIT abgedruckt werden . ›Um die Ecke gedacht‹ heißt das, glaub ich. Verdammt, die hab ich doch noch nie rausgekriegt.
    Oder vielleicht ist es ja auch gar kein Kreuzworträtsel, sondern ein anderes, zum Beispiel so ein neumodisches – ›Sodoko‹, oder wie sich das nennt. Davon hab ich überhaupt keine Ahnung. Ja, da weiß ich noch nicht mal, was man überhaupt tun muss, um es zu lösen. Verdammt, irgendeinen Grund wird es dafür geben, dass er mir so viel Zeit eingeräumt hat.
    Ächzend schleppte er sich den steilen Berg zur Weltachs hinauf. Obwohl er völlig außer Atem war, als er an dem imposanten Naturdenkmal eintraf, begann er sofort mit der Suche nach einem ›Schatzkästlein‹, wie der Entführer das versteckte Objekt genannt hatte.
    Zehn Minuten später wurde er circa drei Meter von dem Sandsteinmonument entfernt fündig: Unter einem Laubberg entdeckte er eine mit einem Plastikdeckel verschlossene Kaffeedose, deren Inhalt ihn zutiefst verwirrte: Sie enthielt eine silberne Bärenfigur, ein Feuerzeug, eine Ansichtskarte und ein Notizbüchlein, das mit dem Begriff ›Logbuch‹ beschriftet war.
    Verdutzt schlug er es auf und stöberte darin herum. Auf jeder Seite sah er kryptisch anmutende Schriftzeichen und Zahlenreihen. Zunächst verstand er überhaupt nichts. Erst, nachdem er die verschiedenen Einträge durchgelesen hatte, ging ihm ein Licht auf: Er war aus purem Zufall auf ein sogenanntes ›Geocaching-Ziel‹ gestoßen, das Teil einer Art moderner Schatzsuche war, bei der offensichtlich das GPS-Navigationssystem eine zentrale Rolle spielte. Bei den nebulösen Daten handelte es sich anscheinend um Koordinaten, welche auf die jeweiligen Zielorte dieser Schnitzeljagd verwiesen.
    Er legte die nach gemahlenem Kaffee duftenden Utensilien wieder zurück in die Dose, verschloss sie und versteckte sie am selben Ort, an dem er sie zuvor gefunden hatte. Dann begab er sich zu einer Holzbank, von der aus man einen spektakulären Fernblick auf die in einer Senke eingebettete

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