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Kindspech: Tannenbergs achter Fall

Kindspech: Tannenbergs achter Fall

Titel: Kindspech: Tannenbergs achter Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Franzinger
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HCAB. Zusammen mit den anderen Buchstaben ergab sich folgende Reihe:
     
    ESSA RTSRE HCAB
     
    Da Tannenberg sogleich diese kryptischen Lettern in Spiegelschrift umgewandelt hatte, standen unter seinem Kreuzworträtsel zusätzlich die Worte:
     
    BACHER-STRASSE
     
    Das bringt mir aber auch nicht viel: Otterbacher-, Fischbacher-, Siegelbacher-, Schwedelbacher-, Mehlbacher-Straße und noch tausend andere Straßennamen, stellte er enttäuscht fest.
    »Ich hab noch einen kleinen Zusatz für Ihre Rechenaufgabe«, polterte Emmas Entführer in diesen Gedankengang hinein. »Sie erinnern sich garantiert noch an den Swimmingpool im Keller, nicht wahr?«
    »Sicher«, kam es gepresst zurück.
    »Kurz vor 15 Uhr wurde der Wasserhahn geöffnet. Der Schlauch weist einen Durchmesser von exakt drei Zentimetern auf. Um welche Uhrzeit wird der Kellerraum vollständig geflutet sein?«
    Angesichts dieser perversen Aufgabe verstummte Tannenberg. Die Vorstellung, dass Emma in einen Gitterkäfig eingesperrt, hilflos den steigenden Wassermassen ausgesetzt war, brachte ihn an den Rand des psychischen Kollapses.
    »Herr Hauptkommissar, Sie sollten unser Gespräch nicht vorsätzlich in die Länge ziehen und sich lieber am Riemen reißen. Sie gebärden sich ja wie ein Jammerlappen. Das ist richtiggehend peinlich«, suhlte sich der sadistische Entführer in Tannenbergs abgrundtiefer Verzweiflung. »Wissen Sie, der Akku Ihres Handys macht es bestimmt nicht mehr lange. Wir sollten deshalb schleunigst zurück zur Sache kommen. Na, was halten Sie von dieser Rechenaufgabe?«
    »Das kann ich gar nicht berechnen. Mir fehlen entscheidende Angaben«, stöhnte der beurlaubte Leiter des K 1.
    »Ach, das ist ja interessant. Ihr Gehirn scheint noch immer perfekt zu funktionieren. Sie haben recht: Ihnen fehlt ein zentrales Detail zur Lösung dieser interessanten Rechenaufgabe: nämlich die Durchflussgeschwindigkeit. Mit anderen Worten: Wie viel Liter Wasser laufen innerhalb einer Minute aus diesem Schlauch in den Keller hinein?«
    »Und: Wie viel?«
    »Da müssen Sie sich leider noch ein bisschen gedulden. Diese Frage werde ich Ihnen erst später beantworten. Das macht unser kleines Spielchen noch weitaus spannender, finden Sie nicht auch?«
    Tannenberg konnte nicht antworten, seine Kehle war wie zugeschnürt.
    »Zunächst müssen Sie sich wieder auf Wanderschaft begeben. Ich empfehle Ihnen dringend, dabei zu singen. Singen in Gottes freier Natur hebt die Stimmung und lässt auch die Schmerzen erträglicher werden. Was machen denn eigentlich Ihre Schmerzen?«
    »Geht so.«
    »Das Wandern ist des Bullen Lust, das Wandern ist des Bullen Lust, das Wa-an-dern«, tönte es verzerrt aus dem Handymikrofon. »Ach, wie herrlich: Singen befreit Körper und Geist von allen Alltagssorgen. Wie heißt es doch so schön im Volksmund: Wo man singt, da lass dich ruhig nieder, böse Menschen haben keine Lieder.«
    Elender Dummschwätzer!, grollte es in Tannenberg. Während der Erpresser munter weiter drauflosfabulierte, nahm er in Anbetracht der zu erwartenden körperlichen Strapazen zwei weitere Voltaren ein und spülte sie mit dem Rest seines Trinkwasservorrates hinunter. Das Handy weiterhin ans Ohr gepresst, pfefferte er die leere Plastikflasche dem Kugelschreiber hinterher. Im Hintergrund vernahm er plötzlich ein anschwellendes Piepsgeräusch und kurz darauf die undeutliche Stimme des Entführers, der mit jemandem zu sprechen schien.
    »Aber, aber, Herr Hauptkommissar, wie ich gerade gehört habe, werfen Sie nun schon zum zweiten Mal innerhalb kürzester Zeit Müll in den Wald. Das geht so nicht. Ich kann diese Umweltverschmutzung nicht tolerieren. Soll ich Sie bei der Polizei anzeigen?«
    Ein albernes Kichern erklang, das jedoch schnell wieder abebbte. Der Entführer holte hörbar Luft und verkündete in seinen ausströmenden, zischenden Atem hinein:
    »Simon says: Sammle auf der Stelle die Plastikflasche und den Kugelschreiber ein. Begebe dich anschließend auf direktem Wege ins Finsterbrunnertal. Du darfst dort aber erst um Punkt 23 Uhr eintreffen. Keine Minute früher, keine Minute später. Deshalb bleibst du bis 22 Uhr 50 auf dem Parkplatz an der alten Eisenschmelze. Er befindet sich etwa 500 Meter östlich des Naturfreundehauses. Warte dort auf weitere Instruktionen!«
     
     
    18 Uhr 15
     
    Er saß in seinem Arbeitszimmer am Schreibtisch und rieb sich vor Freude die Hände.
    »Nur noch viereinhalb Stunden, dann bin ich endlich am Ziel meiner Träume angelangt«,

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