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Kindspech: Tannenbergs achter Fall

Kindspech: Tannenbergs achter Fall

Titel: Kindspech: Tannenbergs achter Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Franzinger
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Fließgeschwindigkeit, was wiederum bedeutet, dass …« Den Rest ließ er absichtlich unausgesprochen. Er weidete sich stattdessen genüsslich an den voller Verzweiflung ausgestoßenen, animalischen Geräuschen seines Gesprächspartners.
    Tannenberg schluckte so hart, dass er laut schmatzte. Dabei stöhnte er wie ein verendendes Tier. »Bitte, bitte, drehen Sie den Wasserhahn zu«, bettelte er schluchzend. »Ich tue auch alles, was Sie wollen.«
    »Das machen Sie doch sowieso. Wissen Sie auch, warum? Weil Sie gar keine andere Wahl haben, als weiter das zu tun, was Simon befiehlt. Das Schicksal des armen kleinen Mädchens liegt nämlich ausschließlich in Ihrer Hand. Sie allein entscheiden, ob Emma jämmerlich ertrinken wird oder vielleicht doch noch rechtzeitig gerettet werden kann. Das hängt ganz von Ihren Fähigkeiten und Ihrer Kooperationsbereitschaft ab.«
    »Was muss ich tun, um sie zu retten?«, keuchte der Kriminalbeamte.
    »Ganz einfach: Sie müssen nur weiterhin mitspielen und die gestellten Aufgaben zu Simons vollster Zufriedenheit erledigen. Bei der nächsten Station unserer kleinen Schnitzeljagd wird Sie wieder ein schönes Rätsel erwarten.«
    »Okay«, kam es Tannenberg gepresst über die Lippen. »Und wie lautet die nächste Aufgabe?«
    »Die Wolfskaut ist Ihnen ja sicherlich ein Begriff. Das ist die Stelle, an welcher der Legende nach im 17. Jahrhundert der letzte Wolf des Pfälzer Waldes erlegt wurde.«
    »Ja.«
    »Dann hören Sie jetzt gut zu.« Der Anrufer räusperte sich. »Simon says: Begebe dich zur Wolfskaut, klettere auf den Gedenkstein und heule dort zehnmal laut wie ein einsamer Wolf. Genau zehnmal – und zwar mit Blickrichtung Kaiserslautern.«
    »Muss ich dort wieder nach einer Plastiktüte suchen?«
    »Hat Simon etwas Derartiges befohlen?«, kam es scharf zurück.
    »Nein«, bemerkte Tannenberg kleinlaut. »Aber wo ist da ein Rätsel?«
    »Die Wolfskaut ist keine Station, sondern nur ein kleiner Zwischenstopp, um ihre Stimmung ein wenig aufzuheitern. Sie gehen mir nämlich viel zu verkrampft an die Sache heran. Ich denke, wenn Sie etwas entspannter wären, würde Ihnen unser Spielchen bedeutend mehr Spaß bereiten.«
    »Das glaub ich kaum«, grollte Tannenberg.
    »Nun, denn.« Der Entführer legte eine Kunstpause ein, um dem Kommenden größere Wirkung zu verleihen. »Simon says: Begebe dich anschließend zur Weltachs, suche dort ein kleines Schatzkästlein und löse die gestellte Aufgabe. Du hast Zeit bis 18 Uhr.«
    Warum so lange?, fragte sich der Kriminalbeamte, nachdem die Verbindung unterbrochen worden war. Drei Stunden für eine Strecke von … Wie weit ist es von hier aus zur Weltachs? Er krauste nachdenklich die Stirn. Zehn Kilometer bestimmt. Oh je, und dann auch noch bei dieser Affenhitze. Hoffentlich verlaufe ich mich nicht wieder. Obwohl, in diesem Waldgebiet kenne ich mich wenigstens besser aus als hier.
    In dieser Gegend war er früher oft mit seinem Vater und seinem Bruder zum Heidelbeerpflücken, Schlittenfahren und Pilzsammeln unterwegs gewesen. Zudem war ihm der östliche Stadtwald von seinen letzten Fällen her noch bestens in Erinnerung geblieben.
    Er steckte das Handy ein und joggte los.
     
     
    15 Uhr 35
     
    Seit vielen Stunden hatte Emma nichts mehr getrunken.
     
    ich hab großen Durst
    und Hunger
    warum kommt der Mann nicht?
    ich hab so oft nach ihm gerufen
    mein Bauch tut mir weh
    ich hab Durst
    da unten ist Wasser
    viel Wasser
    aber ich kann nicht hin
    da ist das Gitter
    und die Decke
    das Wasser plätschert
    ich bin so müde
     
    Bald darauf fiel Emma in einen tiefen Schlaf.
     
     
    15 Uhr 45
     
    Total ausgepumpt traf Wolfram Tannenberg an der Wolfskaut ein. Keuchend schleppte er sich zu den drei riesigen Buchen, wo der Gedenkstein stand. Er begann, am ganzen Körper zu zittern. Er hatte das Gefühl, von Tausenden kleinen Nadeln gepiekst zu werden. Er sah blitzende Sternchen, die auf der dunkelgrünen Buchenrinde herumhüpften. Dann wurde ihm schwarz vor Augen. Sein Oberkörper sank nach vorne über den verwitterten Findling, er würgte und erbrach sich.
    In seinem Gehirn spielten sich derweil chaotische Szenen ab. Völlig aus dem Zusammenhang gerissene Erinnerungsfetzen wirbelten wild durcheinander. Zuerst wurde ihm auf seiner inneren Leinwand eine tiefe Grube eingespielt, in der ein Wolf gefangen war und gerade von einem Jäger erschossen wurde. Dann bekam er wie in einem Kaleidoskop die MMS-Fotos aus Emmas Verlies präsentiert. Und zu guter Letzt

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