Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Kindspech: Tannenbergs achter Fall

Kindspech: Tannenbergs achter Fall

Titel: Kindspech: Tannenbergs achter Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Franzinger
Vom Netzwerk:
auch für Emma.«
    »Okay, ich komme sofort«, versetzte Tannenberg und wollte gerade barfuß losjoggen.
    »Stopp, stopp! Fast hätte ich etwas Wichtiges vergessen«, quäkte die Stimme aus dem Handy: »Am selben Felsen, an dem damals die Frau hing, haben wir den letzten Teil des Kreuzworträtsels angebracht. Sie müssen es lösen und erfahren auf diese Weise Emmas Aufenthaltsort. Kapiert?«
    »Ja.«
    »Noch etwas: Wir haben ein kleines Handicap für Sie eingebaut.« Ein sadistisches Lachen ertönte. »Es ist wirklich ein Handi-Cap. Wie damals sind an besagtem Felsen zwei Gurte angebracht. An deren Enden befindet sich jeweils eine Handfessel. Sie legen sie beide um Ihre Handgelenke und lassen sie einrasten. Verstanden?«
    »Ja. Aber wie soll ich das Kreuzworträtsel ausfüllen, wenn ich gefesselt bin?«
    »Das werden Sie dann schon sehen. Lassen Sie sich einfach überraschen. Sie dürfen sich dabei aber nicht umdrehen – erst, wenn wir es Ihnen sagen. Ende der Durchsage.«
    Wer ist wir , verdammt noch mal?, pochte es unter Tannenbergs Schädeldecke, während er barfuß loslief.
    Nach knapp fünf Minuten traf er an dem großen Hinweisschild zum Naturfreundehaus im Finsterbrunnertal ein. ›Donnerstag Ruhetag‹ stand darauf geschrieben.
    Damals war auch Ruhetag, schoss es durch seinen Kopf. Alles genau so wie vor sechs Jahren.
    Nachdem er auf den ersten Schotterstein getreten war, bewegte er sich nur noch auf den Fußballen weiter. Auch die Brücke über die Moosalb überquerte er in Storchenmanier.
    Bin mal gespannt, ob die auch diesmal wieder so eine blöde Lichtschranke installiert haben, dachte er, als er den Waldparkplatz erreichte.
    Vorsichtig schaute er sich um, konnte im fahlen Mondschein jedoch kein einziges Auto erspähen. Auch war von den SEK-Beamten niemand zu sehen oder zu hören. Der große, mondbeschienene Felsen, der wie ein überdimensionierter Grabstein in seinem Blickfeld auftauchte, löste ein gespenstisches Déjà-vu-Erlebnis aus, das ihm eiskalte Schauer den Rücken hinunterjagte. Für einen Moment sah er tatsächlich eine junge Frau an dem Felsen hängen. Er schüttelte den Kopf und klatschte sich auf die Wangen.
    Ich darf mich nicht ablenken lassen, ich muss mich voll konzentrieren, rief er sich selbst zur Räson.
    Obwohl er inzwischen nur noch wenige Schritte von dem imposanten, nahezu senkrechten Sandsteinfelsen entfernt war, blieb es um ihn herum weiterhin dunkel und still, kein gleißendes Halogenlicht, kein brummender Generator.
    An den blauen Spanngurten, die im Abstand von etwa einem Meter wie Hosenträger an der Felswand herunterhingen, waren wie angekündigt zwei silberne Handschellen angebracht. Tannenberg trat direkt an den Felsen heran. Die offenen Rundbügel baumelten nun neben seinem Kopf. Er legte sie um beide Handgelenke und ließ sie mit einem metallischen Klicken einrasten. Er lehnte die Stirn an den kühlen Felsen, der auf dieser Nordseite reichlich mit Moos und Flechten überwuchert war. Seine Nasenspitze berührte das fädrige Moos, das würzig nach Walderde duftete.
    Plötzlich vernahm er in seinem Rücken das Geräusch eines fahrenden Autos, das sich von der Straße her zügig dem Parkplatz näherte. Bereits Sekunden später wurde der Felsen in gleißendes Halogenlicht getaucht. Während er das Zuschlagen einer Autotür hörte, lief der Motor des Pkws weiter.
    »Wie ich sehe, haben Sie meine Anordnungen befolgt«, sagte die Erpresserstimme. »Sie dürfen sich nun umdrehen.«
    Tannenberg tat wie ihm geheißen. Die grellen Fernscheinwerfer blendeten ihn so stark, dass er reflexartig den Blick zu Boden senkte. Er hörte ein schleifendes, leicht knirschendes Geräusch, das von einer Stelle schräg hinter dem Felsen herkommen musste.
    Oh Gott, hoffentlich sind das nicht die Kollegen, dachte er und spürte, wie ihm die kalte Hand der Angst ins Genick griff.
    »Und wieder zum Felsen hin umdrehen«, befahl der Mann, dessen Umrisse neben dem linken Autoscheinwerfer nur schemenhaft zu erkennen waren.
    Da seine Arme vor dem Kopf gekreuzt waren, achtete Tannenberg bei seiner erneuten Kehrtwende darauf, dass er sich nicht in die falsche Richtung zurückdrehte. Vor ihm in Augenhöhe befand sich nun eine quadratische Holztafel, die vom Felsenkopf heruntergelassen worden war. Ein stark vergrößertes Kreuzworträtsel war mittig darauf platziert worden. Auf Höhe seiner Handfesseln pendelte ein an einer Schnur befestigter roter Filzschreiber.
    Das war also dieses komische Geräusch,

Weitere Kostenlose Bücher