Kindswut
lachte meckernd und wischte Krümel von der Tischplatte. »Schau mich an! Ist das teuer?« Er sah aus wie aus der Mülltonne gezogen.
Der Summer ertönte. Ich drückte die Türe auf. Martha und Ludwig wohnten ganz oben im Dachgeschoss. Es war mir ein Rätsel, wie Ludwig im Suff die sechs Stockwerke hochkam. Es sei denn, Martha trug ihn, was ich ihr durchaus zutraute.
Ich schnaufte wie eine Lokomotive, als ich ankam. Martha stand in der Türe. Sie war im Morgenmantel und hatte feuchte Haare.
»Komm rein.« Anscheinend hatte sie gerade geduscht. Ihre Haut war noch nass unter dem dünnen Seidenstoff und ihr Po zeichnete sich ab. Die Bewegungen der kleinen, wohlgeformten Backen waren aufreizend. Ludwig saß noch nicht am Küchentisch für das erste Bier.
»Ludwig kommt gleich.« ›Gleich‹ hieß, es würde noch etwas dauern. »Kaffee?« Ich nickte. Sie schüttete Kaffeebohnen in eine Kaffeemühle und begann zu mahlen, indem sie die Mühle zwischen ihre Schenkel klemmte und die Kurbel drehte. Dabei bewegte sich ihr Becken. Der Morgenmantel rutschte beiseite und gab ihre Knie frei. Die Knie bewegten sich ebenfalls. Martha sah mir dabei ganz verloren in die Augen, als masturbierte sie mit der Kaffeemühlenkurbel und die ganze Welt um sie herum war versunken. Es gab nur eins: Sie und die drehende Bewegung ihrer Hand.
»Was führt dich her?« Sie schaute mir immer noch verloren in die Augen und der Kaffee war auch noch nicht fertig gemahlen. Ich sah sie auf dem Rücken und mit geöffnetem Morgenmantel lockend vor mir auf dem Küchentisch liegen. Da stand aber nur die Flasche Bier, die Ludwig gleich trinken würde. Ich musste mich zusammenreißen und fixierte Marthas linkes Ohr, das aber auch samt Kopf einen sanften Rundschwung im Rhythmus der drehenden Hand beschrieb. Mein Auge wanderte weiter durch die offen stehende Küchentüre zum Flur und mein zielloser Blick verfing sich an dem schwarzen Regenschirm, der halb geöffnet an der Garderobe hing. Ich sah die drehende Hand Marthas jetzt nicht mehr, auch nicht ihre sanften kreisenden Bewegungen oder ihre bloßen Knie, auf dem linken war eine dünne, weiße Narbe, aber ich hörte immer noch das Geräusch der mahlenden Kaffeemühle, und mein Verlangen nahm keinen Abbruch, im Gegenteil, das mahlende Geräusch feuerte es an. Ludwig tauchte am Flurende im Nachthemd auf. Er gähnte und ging ins Badezimmer, wo er anhaltend und laut furzte. Der Kaffee war jetzt gemahlen. Martha erhitzte Wasser in einem Wassererhitzer, öffnete die Bierflasche auf dem Tisch und stellte ein Glas daneben. Sie stand ganz dicht bei mir und ich spürte ihre Haut. Ich durfte meine Hand nicht unter den Morgenmantel schieben. Sie war völlig unberührt von meiner Wollust, ich hütete mich, auch nur einen Tropfen aus mir zu lassen, sie holte aus einem Regal eine French-Press-Kaffeemaschine, schüttete den gemahlenen Kaffee hinein und goss das kochende Wasser auf. Ludwig kam in die Küche. Er setzte sich an den Küchentisch, schien mich gar nicht wahrzunehmen, es erfolgte das Biertrinkritual. Er trank, bis das Glas leer war.
»Jetzt fühle ich mich viel besser.«
Martha schenkte aus der fast schon leeren Flasche nach. Ludwig trank wieder, diesmal brauchte er nur eine Hand. Langsam formulierte sich das Kasperlelächeln um seinen schmallippigen Mund und er schaute mich an. »Was treibt dich denn hierher?« Er war nüchtern. Er hatte einen ganz klaren, offenen Ausdruck in den Augen. So kannte ich ihn kaum. Martha servierte den Kaffee. Ich nahm Kondensmilch dazu. Ich trank. Der Kaffee war stark und würzig mit einem leichten Schokogeschmack.
»Hast du Kakao dazugemacht?«
»Nein. Er schmeckt so.« Sie knüpfte den Gürtel ihres Morgenmantels neu. Die beiden sahen mich an.
»Ich war auf der Beerdigung des Herrn Maibaum und wurde entführt, kurz bevor ich die Grabrede halten konnte.« Sie schauten mich unbeeindruckt an. »Ich kam erst gar nicht dazu, die Rede zu halten.« Sie reagierten nicht. »Normal ist das ja wohl nicht.« Ich hätte auch über das Liebesleben von Regenwürmern berichten können. Sie taten keinen Mucks. Ausdruckslosigkeit in den Gesichtern auf der ganzen Linie. Ich wurde wütend. »Jetzt hört mal zu, ihr beiden Süßen. Ich verlange eine Erklärung!«
»Was denn für eine Erklärung?«, rang sich Ludwig eine Antwort ab.
»Du hättest selbst zu dieser Beerdigung hingehen können, um deine Rede zu halten. Stattdessen hast du mich geschickt. Warum?« Ich erinnerte mich an Ludwigs
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