King City: Stadt des Verbrechens (German Edition)
hatten. Und es hatte ihnen gezeigt, was für ein Mensch er war, nicht nur durch die Art und Weise, wie er dem Gesetz Geltung verschaffte, sondern auch dadurch, wie er lebte.
Dabei hatte es auch nicht unbedingt geschadet, dass er sich Duke Fallon in den Weg gestellt hatte und trotzdem lebend davongekommen war.
Die große Frage, auf die es noch keine Antwort gab, bestand nun darin, ob Duke Fallon und Tom Wade in Darwin Gardens leben konnten, ohne die Bewohner zu zwingen, sich für eine Seite zu entscheiden und dadurch einen offenen Krieg heraufzubeschwören.
Wade hatte keine Antwort darauf.
Er konnte nur seinen Job machen und darauf hoffen, dass alles irgendwie funktionieren würde.
Also nutzte er die relative Ruhe und ließ sich von Charlotte und Billy dabei helfen, die Wache in Ordnung zu bringen. Die beiden Anfänger murrten, weil sie zu Renovierungsarbeiten herangezogenwurden, anstatt sich Polizeiaufgaben widmen zu dürfen, aber Wade war der Überzeugung, dass gerade auch diese Arbeit wichtig war. Er wollte ihnen vermitteln, dass die Wache ihnen gehörte und hoffte, dass sich dieses Gefühl auch auf ihr Revier ausdehnen würde. Während es in der Wache immer besser aussah, hatte er es noch nicht geschafft, eine Glaserei dazu zu bewegen, nach Darwin Gardens zu kommen und die Scheiben auszutauschen, und langsam verlor er die Geduld.
Zwischen seinen Schichten konnte Wade viel schlafen, oft neben Mandy und immer in seinem Bett, niemals in ihrem. Er wusste nicht einmal, wo sie wohnte und hatte sich bisher auch nicht die Mühe gemacht, danach zu fragen. Auch schien Mandy wegen seinem mangelnden Interesse an ihrem Leben nicht im Geringsten beleidigt zu sein. Anscheinend machte ihn seine Bereitschaft, sie so zu nehmen, wie sie war, und einfach anzunehmen, was sie ihm geben wollte, nur noch attraktiver für sie.
Es war eine gute Woche und sie verging schnell. Bevor er sich versah, war es Samstag. Er gab den gemieteten Explorer zurück, holte seinen Mustang aus der Werkstatt und fuhr nach New King City, um den Tag mit seiner Tochter zu verbringen.
ACHTUNDZWANZIG
Dieses Mal hatte er nicht das Gefühl, aus einem Albtraum zu erwachen, sondern eher, ein Doppelleben zu führen. Eines in Darwin Gardens und das andere in New King City, und die King’s Crossing Bridge war für ihn zur Brücke zwischen diesen beiden Welten geworden.
Ein wirklich gutes Gefühl war es, wieder in seinem eigenen Auto zu sitzen. Er zelebrierte es, indem er sich seine Neil-Diamond-CD anhörte, und es war ihm nicht einmal peinlich. Jeder, dem das peinlich war, sollte ihn mal kreuzweise. Mit offenem Fenster bog er in die Einfahrt ein, während
Solitary Man
aus den Lautsprechern plärrte.
Wade stieg aus dem Wagen und ging zur Eingangstür. Brooke öffnete und zog einen Koffer auf Rollen hinter sich her. Unter dem Arm trug sie einen Schlafsack.
»Hey«, sagte Wade. »Was ist das denn alles?«
»Ich verbringe das Wochenende bei dir«, erklärte sie. »Ich bin sicher, du brauchst ein bisschen Hilfe beim Auspacken.«
»Ganz langsam«, entgegnete Wade. »Ich habe dir gesagt, dass ich darüber nachdenken werde. Aber ich habe noch nichts entschieden.«
»Ich schon«, meinte sie.
»Darüber müssen wir erst mal mit Mom sprechen.«
»Nicht ich, du«, sagte sie und ging an ihm vorbei zu seinem Wagen. »Ich warte im Auto.«
Er blickte ihr nach und war wieder mal hin- und hergerissen zwischen Stolz und Verärgerung. Aber er begriff allmählich, dassihre Teenagerzeit – ganz besonders, sobald sie anfangen würde, mit Jungs auszugehen und ihren Führerschein zu machen – für ihn zum Höllenritt werden würde.
Wade drehte sich um und ging ins Haus. Dort hatte sich, seit er ausgezogen war, nicht wirklich etwas verändert. Auch früher schon war ihm, was die Einrichtung anging, abgesehen von der Garage, kein Mitspracherecht eingeräumt worden. Der einzig vertraute Teil in diesem Haus, der fehlte, war er selbst.
Er fand Alison in der Küche. Sie saß am Tisch und trank einen Kaffee.
»Du hast mir nicht gesagt, dass du in Darwin Gardens wohnst«, kam sie sofort zur Sache.
»Und du bist wütend auf mich, dass du es zuerst von Brooke erfahren hast«, erwiderte er und ließ sich ihr gegenüber nieder. »Das tut mir wirklich leid und ich kann es dir nicht verdenken, dass du ärgerlich bist. Ich werde mir Mühe geben, mehr über alles mit dir zu reden. Versprochen.«
Sie nickte. »Hast du sie eingeladen, das Wochenende bei dir zu verbringen?«
»Nein,
Weitere Kostenlose Bücher