King City: Stadt des Verbrechens (German Edition)
Wade.
»Jetzt kommen sie aber, Sarge, Sie zertrümmern sie, erschießen sie und jagen sie in die Luft, seit Sie hier sind«, entgegnete Billy. »Ist ihr Hund, als sie ein Kind waren, mal von einem Auto überfahren worden?«
»Ich habe nur ein Auto in die Luft gejagt«, sagte Wade.
»Und Ihr eigenes haben Sie mit einem Kreuzschlüssel zertrümmert«, bemerkte Charlotte.
»Hat er?«, fragte Billy.
»Gleich draußen auf der Straße. Pete hat es mir erzählt«, sagte Charlotte. »Da besteht ohne Frage irgendein psychologischer Zusammenhang.«
»Dann haben Sie etwas, worüber Sie zu Hause nachdenken können«, sagte Wade und stand auf. »Und jetzt verschwinden Sie hier. Sie beide. Wir sind fertig für heute.«
»Technisch gesehen hat meine Schicht noch gar nicht begonnen«, entgegnete Charlotte.
»Und meine ist noch nicht zu Ende«, sagte Billy.
»Wir nehmen uns heute Nacht frei«, erklärte Wade.
»Und was ist, wenn etwas passiert?«, wollte Charlotte wissen.
»Das wird es nicht«, sagte er.
»Duke Fallon könnte vorbeikommen, um Sie zu erschießen«, gab Billy zu bedenken.
»Vielleicht tut er das«, sagte Wade. »Aber nicht heute Nacht.«
In dem Moment kam Mandy zur Tür herein. Sie trug drei Tortenkartons vor sich her.
»Dad und ich dachten, nach allem, was ihr heute durchgemacht habt, könntet ihr etwas Süßes vertragen«, sagte sie. »Hier ist für jeden von euch eine Apfeltorte.«
Wade fragte sich, was die Leute in Darwin Gardens so sehr an Torten liebten. Sie schienen einen großen Teil der örtlichen Kultur auszumachen. Bei Duke, Mandy, Pete und Mrs Copeland hatten die Torten wie ein Allheilmittel gewirkt, wie eine Metapher, ein Zeichen der Zuneigung und sogar wie eine Art Währung.
»Vielen Dank«, sagte Charlotte und nahm sich den obersten Karton. »Das ist sehr nett.«
Dann ging sie, und Billy nahm sich die zweite Schachtel.
»Ich habe gehört, dass eure Apfeltorte ein Aphrodisiakum sei«, sagte er.
»Keine Ahnung«, erwiderte Mandy. »Ich hab so was nie gebraucht.«
»Ich nehme alles mit, was ich kriegen kann«, sagte Billy, nickte Mandy zum Dank zu und ging ebenfalls.
Nun waren Wade und Mandy mit der letzten Torte allein. Sie hielt ihm den Karton entgegen.
»Und was ist mit dir, starker Mann?«, fragte sie. »Brauchst du in dem Bereich ein bisschen Unterstützung?«
Wade ging an ihr vorbei und schloss die Tür ab. Dann trat er hinter sie, umfasste ihre Brüste und flüsterte ihr ins Ohr, was er mit ihr vorhatte, all die Dinge, die er bis zum Morgen mit ihr zu tun beabsichtigte. Sie stellte den Karton auf einen Schreibtisch, lehnte sich gegen ihn und legte ihren Kopf auf seine Schulter.
»Nein«, flüsterte sie mit rauer Stimme in sein Ohr. »Brauchst du nicht.«
Tom Wades zweite Woche in Darwin Gardens war weitaus weniger ereignisreich als die erste. Er und seine beiden Officer nahmen einige Leute fest. Wegen Graffitischmierereien, dem Besitz von Betäubungsmitteln und dem Handel damit oder wegen ungebührlichen Benehmens in der Öffentlichkeit. Aber es gab keine Raubüberfälle, Schießereien, Vergewaltigungen, Morde oder andere schwere Verbrechen, um die sie sich kümmern mussten.
Wade nahm an, es kam daher, dass sich die Menschen in Darwin Gardens noch in einer Art Schockzustand befanden und nicht sicher waren, wie sie all das interpretieren sollten, was geschehen war, was sich verändert hatte und was das für die Zukunft bedeutete.
Obwohl er wusste, dass Timo auf Dukes Befehl hin aus dem Turm geworfen worden war, würde Wade nicht mit Sicherheit klären können, ob es sich dabei nicht vielleicht auch um einen Unfall oder einen Selbstmord gehandelt hatte.
Doch alle kannten die Wahrheit.
Jeder in Darwin Gardens war überzeugt – zumindest laut Mandy –, dass die brutale Hinrichtung von Timo dazu dienen sollte, die Menschen einzuschüchtern und jedem deutlich zu machen, welche Macht Duke besaß und wozu er fähig war.
Außerdem hatte Duke es sich nicht leisten können, eine Invasion der Polizei zu riskieren oder dass jemand ihr in die Hände geriet, der so viel über seine Geschäfte wusste.
Wichtiger aber noch war, dass Duke ein Exempel statuierte, um seine Position in der neuen Hierarchie von Darwin Gardens zu festigen, zu der nun auch Tom Wade gehörte, dem es innerhalb von wenigen Tagen gelungen war, sich Respekt zu verschaffen und eine gewisse Autorität aufzubauen.
Die Leute wussten, was Wade für sie getan hatte. Sie wussten es, weil sie es selbst gesehen
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