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King of the World

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Titel: King of the World Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Remnick
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Arzt der Maine Athletic Commission Liston als den »fittesten Mann, den ich je untersucht habe«.
    Die Ärzte aus Maine waren anscheinend einen relativ niedrigen Fitneßgrad gewöhnt. Die Wahrheit sah nämlich anders aus. Die Verschiebung hatte Liston aus dem Rhythmus geworfen. Angesichts seiner empfindlichen Psyche und seines fortgeschrittenen Alters war es für ihn unerträglich, das, was er mit dem ersten Training geschafft hatte, über Bord zu werfen und nach Alis Bruch noch einmal von vorn anzufangen. Er trank, zumeist J & B, und blieb die ganze Nacht wach. Die Erfahreneren unter den Ringspezis und Reportern im Camp sahen Liston vor ihren Augen altern.Besonders wenn einer der Sparringspartner, Wendell Newton, in den Ring stieg und Alis Schnelligkeit imitierte, wirkte Liston matt. Was würde er gegen den echten tun? Amos »Big Train« Lincoln tat sein Bestes, um Liston aus seiner Lethargie zu wecken, indem er sich ihm offen darbot, doch es half wenig. Und je weiter es mit ihm bergab ging, desto mehr ließ Liston seine Launen auch an den Reportern um ihn herum aus, was Mark Kram von
Sports Illustrated
zu dem Kommentar veranlaßte: »Liston ist noch immer Liston, sozial primitiv, schrecklich argwöhnisch und der ewige Kindmann.«
    Ein Priester in Listons Camp nannte ihn einen »verletzten Mann, einen gedemütigten Mann«. Gil Rogin, der später Herausgeber von
Sports Illustrated
wurde, hatte für die Zeitschrift, noch als Liston in Massachusetts trainierte, einen ahnungsvollen Artikel geschrieben, in dem er beschrieb, wie Listons Stimmung und Fertigkeiten allmählich zerfielen.
    »Man sieht es in seinen Augen«, sagte einer von Listons Sparringspartnern zu Rogin. »Die sind nicht mehr so furchterregend.«
    »Einmal bist du der Champ, dann sagen deine Freunde: ›Ja, Champ, dich kann keiner auf der Welt schlagen‹«, sagte Liston einmal, als er und Geraldine vom Einkaufen ins Camp zurückkamen. »Dann bist du nicht mehr der Champ, und du bist ganz allein. Danach reden deine Freunde und die Leute, die sich an dir eine goldene Nase verdient haben, nicht mehr mit dir, sondern über dich, und was sie dann sagen, ist nicht mehr das, was sie am Tag davor gesagt haben.«
    Liston wirkte grüblerisch, nachdenklicher und trauriger als je zuvor. In Poland Springs war er die pure Melancholie. Er und Geraldine besuchten einen Friedhof aus dem neunzehnten Jahrhundert unweit des Hotels. Vor einem Grabsteinblieben sie stehen; er war für einen Mann namens Richard Pottle und lautete:
    So leb denn wohl
    Warum soll ich weinen
    Wo dein Schlaf
    Doch ist so stolz?
    Geraldine sagte: »Charles, wir müßten uns mal ein paar Fotos von den Grabsteinen hier besorgen.«
    »Wozu?« antwortete Liston. »Du wirst da schon früh genug und lange genug drin sein.«

KAPITEL 15

DER ANKER-PUNCH
     

     
     
     
     
    Ali gegen Liston. Der Knockout.
     
     
    25. MAI 1965
    Was an Zuschauern kam, strömte in der Dämmerung allmählich in die St. Dominic’s-Halle. Die durchgesagte Zuschauerzahl betrug 4280, doch jedem in der Halle war klar, daß die tatsächliche Zahl bestenfalls bei 3000 lag. Die Bürger von Lewiston und der umliegenden Ortschaften schienen sich mehr für den Trommel- und Trompetenwettbewerb zu interessieren. Die Promoter gaben die Eintrittskarten praktisch kostenlos ab, doch niemand wollte sie haben. Dieser Kampf fand vor den Kameras und der Presse statt. Techniker hatten auf dem Parkplatz Übertragungsmasten errichtet, über die erstmals ein Titelkampf im Schwergewicht nach Afrika und in die Sowjetunion gesendet wurde. Die Western Union stellte eine Reihe von Wohnwagen auf, in denen die Berichte abgeschickt wurden, UPI heuerte die vier schnellsten Läufer vom Bates College an, um sie vom Ring zu den Wohnwagen zu bringen; an dem Abend würden sie schnell sein müssen, doch er sollte auch früh zu Ende gehen.
    Die Paranoia in Lewiston war gestiegen. Sicherheitsleute durchsuchten Handtaschen und Aktenmappen. Als Red Smiths Frau Kate die Halle betreten wollte, durchsuchte ein Polizeibeamter ihre Geldbörse.
    »Da drin finden Sie nichts«, sagte sie. »Meine MP hab ich im Hüfthalter.«
    Jimmy Cannon, noch immer in äußerster Krisenstimmung, berichtete atemlos, daß zwei Beamte der New Yorker Mordkommission die Halle noch am Abend des Kampfs nach Sprengstoff absuchten. »Sie suchten nach Giftgasbomben, die … einem vorbestraften Schläger von der Bostoner Moschee zufolge zwischen die Stahlstangen und Strebengelegt worden sein sollten«,

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