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King of the World

King of the World

Titel: King of the World Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Remnick
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Dollar.
    »Johnny, wo ist Ihr Geld geblieben?« fragte der Richter.
    »Ich hab nicht viel davon gekriegt«, sagte Saxton.
    »Warum haben Sie mit dem Boxen aufgehört?«
    »Die haben mich nicht mehr gebraucht.«
    Später unternahm Saxton einen Selbstmordversuch und wurde ins Ancora State Hospital in New Jersey eingewiesen. Er war verrückt geworden. »Ich sollte eigentlich das große Geld von den Fernsehkämpfen gekriegt haben, aber das hab ich nie gesehen«, sagte er zu einem Reporter, der ihn im Ancora besuchte. »Niemand hat mir mehr als ein paar hundert Dollar auf einmal gegeben. Jetzt bin ich hier im Krankenhaus. Das hat das Boxen mit mir gemacht.«
     
    Ende der fünfziger Jahre, als Carbos Schattenmanager Sonny Liston übernahmen, war Carbo in seiner späten, manieristischen Phase. Er war nun so lange so mächtig gewesen, daß man sich allmählich fragen konnte, wann sein Abstieg wohl anfangen würde. »Manchmal kommt’s nicht darauf an, ob man tatsächlich an den Hebeln sitzt«, sagte Kefauver später über Carbo, »sondern ob einer
glaubt
, daß es so sein könnte.«
    In Lokalen wie Goldie Ahearn’s, ein Restaurant in Washington, D. C., hielt Carbo mit allen seinen Managern und diversen Lakaien hof. Das Lokal war gründlich infiltriert von Undercover-Agenten Frank Hogans, eines New Yorker Bezirksstaatsanwalts, der dem organisierten Verbrechen den Krieg erklärt hatte. Bei einem Essen im Goldie Ahearn’s 1957 hatte Carbo den Vorsitz über ein Treffen, auf dem eine ganze Reihe Manager zugegen war: Tony Ferrante, der Manager des Mittelgewichtschampions Joey Giardello, Benny Magliano (alias Benny Trotter), ein Promoter aus Baltimore, Sam Margolis, Blinky Palermos Restaurantpartner aus Philadelphia, sowie ein junger Manager namens Angelo Dundee.Angelo Dundee war der Bruder von Chris Dundee, der sich als der führende Promoter in dem Gebiet um Miami etabliert hatte. Ein paar Jahre später sollte Angelo den größten Boxer seines Lebens bekommen, den größten überhaupt, Cassius Clay.
    Die Beweise, die die Undercover-Agenten nach und nach über die IBC , Norris und insbesondere Carbo zusammentrugen, legten nahe, daß die gesamte Organisation Zeichen des Niedergangs verriet, zunächst noch kleine. Cus D’Amatos prinzipieller Weigerung, mit Carbo zu tun zu haben, mag ein Hauch von Heuchelei angehaftet haben – er war sich nicht zu gut, mit einem verurteilten Buchmacher namens Charley Black befreundet zu sein –, sie zeigte aber auch, daß Carbo nicht unverwundbar war. Bei einem der Essen mit Carbos Managergilde rief Blinky Palermo verzweifelt aus: »Das Dumme mit dem heutigen Boxen ist, daß sich legitime Geschäftsleute in unsere Branche drängen.«
    Im Juli 1958 erhob Hogans Behörde Anklage gegen Carbo wegen »Undercover«-Managements von Boxern und illegalen Kampfabsprachen. In Anbetracht von Carbos Biographie mag diese Anklage, die sich insbesondere auf die illegalen Machenschaften bei einem Kampf im März davor im Madison Square Garden zwischen Virgil Akins und Isaac Logart stützte, unbedeutend erschienen sein. Doch Alfred J. Scotti zufolge, Hogans erstem Stellvertreter, machte dieser Kampf Carbo »ganz eindeutig zum mächtigsten Mann im Boxgeschäft. Er kontrollierte nicht nur die beiden Kämpfer, sondern bestimmte auch, wo und zu welchen Bedingungen der Kampf stattfinden sollte.«
    Carbo mußte die Gefährlichkeit seiner Lage erkannt haben, denn er tauchte sofort unter. Die Polizei tappte im dunkeln, bis sie ihn schließlich im Mai 1959 in Haddon Township, New Jersey, in der Nähe von Trenton aufstöberte.Carbo hatte sich im Haus eines Mobsters versteckt. Als die Zivilbeamten eintrafen, versuchte Carbo in dem Glauben, die Mafia sei nun gekommen, um ihn umzubringen, aus einem der hinteren Fenster zu springen. Er wurde gefaßt und in Handschellen zur örtlichen Polizeikaserne gebracht. Die Beamten riefen Jack Bonomi von Hogans Behörde.
    »Ich sag nichts übers Boxen«, teilte Carbo Bonomi mit, kaum daß er eingetroffen war.
    »Hab ich mir gedacht«, sagte Bonomi. Also unterhielten sich die beiden Männer statt dessen über Baseball.
    »Die Staatspolizisten hatten einen ungeheuren Respekt vor Carbo«, erinnerte sich Bonomi. »Sie fragten, ob sie ihn zum Frühstück einladen könnten. Vermutlich glaubten sie, eine große Berühmtheit vor sich zu haben. Ich mußte ihnen sagen, daß Carbo nicht nur keinen vollen Restaurantservice bekomme, sondern daß er auch noch in Handschellen unter bewaffneter Aufsicht

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