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King of the World

King of the World

Titel: King of the World Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Remnick
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Muslims nicht verarschte. Ihm gefiel deren Stärke. Er wollte nicht sehen, daß die Nation, besonders in jener Anfangszeit, voll mit allen möglichen ehemaligen Sträflingen war, gewalttätigen Leuten, die einem an den Hals gingen, wenn man ihnen krumm kam.«
    1962 lud Clay dann Captain Sam und einige weitere Muslimsins Fifth Street Gym ein, damit sie ihm bei einigen Kleinigkeiten halfen und ihn geistig unterstützten. Clay hatte die Nahrungseinschränkungen des Islam akzeptiert, und die
Nation
stellte ihm nun Köche zur Verfügung. Einige im Camp, Pacheco etwa, wußten, daß Cassius und sein Bruder Rudy in ihrer Freizeit häufig mit Angehörigen der
Nation
zusammen waren, doch Cassius war nicht erpicht darauf, seine neuen Bekenntnisse hinauszuposaunen. Ihm war durchaus klar, daß die wenigen Weißen, die doch etwas über die Nation of Islam wußten, sie als furchterregende Sekte ansahen, als radikale Muslims mit separatistischen Ideen und kriminellen Mitgliedern. »Ich hatte Angst, ich dürfte nicht um den Titel kämpfen, wenn sie das wüßten«, sagte er viele Jahre später.
    Als Clay zu einer Muslim-Versammlung in der South Side in Chicago ging, fragten ihn ein paar Reporter, ob er Mitglied sei. Clay, der in der Regel gern mit Reportern sprach, betrachtete ihre Hartnäckigkeit nun als Grobheit und ging in die Defensive. Muslims, sagte er, seien sauber und arbeiteten hart, sie betrögen ihre Ehefrauen nicht, sie tränken nicht und nähmen auch keine Drogen. Erneut fragten sie ihn, ob er Mitglied sei.
    »Nein, noch nicht«, sagte er. »Aber so wie Sie mich bedrängen, könnte ich geradezu eines sein. Sie sind nach Gott die saubersten Menschen.«
     
    Cassius Clay teilte sich seine Neigungen geschickt ein. In dem Maße, wie seine Konzentration auf die Nation of Islam wuchs, nahm auch seine Aufmerksamkeit für das Boxen zu. Am 24. Januar ging er nach Pittsburgh, um gegen Charlie Powell anzutreten, einen übellaunigen ehemaligen Football-Spieler. Beim Wiegen piesackte Powell Clay, und zum ersten Mal schien Clay bei einem Kampf wütend zu sein.Clay boxte mit seiner üblichen Kunst-über-Kraft-Einstellung, und zum Glück für Powell war die Sache in der dritten Runde vorbei. Die anschließende Stunde verbrachte Powell damit, in seiner Kabine Blut zu spucken.
    Was Clay betraf, so hatte er mit genügend Topleuten und Nullen geboxt, um die Aufmerksamkeit Sonny Listons zu wecken. Aber einen wirklich Großen hatte er eigentlich noch nicht geschlagen. Archie Moore, der bekannteste seiner Gegner, war wie ein schlapper Wal in den Ring gestiegen. Sonny Banks hatte Clay auf die Bretter geschickt. Der Trick bestand darin, aktiv zu bleiben und immer weiter zu lernen. Die Zeit arbeitete schließlich für Clay. Liston hatte Patterson zwar zweimal demontiert, hatte seinen Höhepunkt als Kämpfer wahrscheinlich aber schon zwei oder drei Jahre davor überschritten. Auch hatte sein Titelgewinn wenig dazu beigetragen, die Lebensgewohnheiten des Champions zu ändern. Liston trainierte nur sporadisch. Zwar hielt er sich den gröbsten Ärger vom Hals, doch er trank und schlug sich die Nächte um die Ohren. Den Versuch, ein Musterbild seines edlen Berufs zu sein, hatte er schon lange aufgegeben.
    Clay vereinbarte einen Kampf mit einem cleveren Boxer namens Doug Jones für März 1963 im Madison Square Garden. Das Ereignis sollte ein helleres Schlaglicht auf Clays Leistungen in Public Relations als jene im Ring werfen. Als der Kampf nahte, traten alle großen New Yorker Zeitungen in einen 113 Tage währenden Streik. Nun lag es an Clay, Jones und dem Garden, den Kampf übers Fernsehen und alle »alternativen« Medien zu promoten, die sie sich nur einfallen lassen konnten.
    »Das ist unfair den vielen Boxfans in New York gegenüber«, beschwerte sich Clay. »Jetzt können sie nichts über den großen Cassius Clay lesen.«
    Clay ging in jede Fernsehsendung, die ihn einlud. Seinklügster Schachzug aber war ein Auftritt im Bitter End, einem Vorposten des Greenwich Village, der bei Folksängern, Komikern und anderen Exponenten des Zeitgeists in war. Es war ein Dichterwettstreit, und Clay trat mit sechs Frauen und einem weiteren Mann auf die Bühne, wobei allerdings klar war, daß der Abend auf ihn allein zugeschnitten war. Robert Lowell oder gar Allen Ginsberg waren gar nicht erst angetreten. Das Ergebnis stand schon vorher fest. Der erste Dichter war ein Herr mit Bart namens Howard Ant, der sein unsterbliches »Sam, the Gambler, Talks to a Losing

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