Kings of Cool: Roman (German Edition)
Arbeitsflächen aus Granit haben, und er hat sie bei seinen Chefs abgeliefert, die sich daneben fotografieren ließen, während er pflichtbewusst für die Ausbildung der Kinder gespart und seine Frau Rabattmarken gesammelt hat, weil's im Paradies, falls es eins gibt, bestimmt auch teuer ist.
Dennis sieht, dass er im Gesicht ein bisschen älter wird, das Haar ein bisschen dünner, der Bauch nicht mehr so straff. Er weiß, dass seine Reflexe langsamer werden, sein Gedächtnis nicht mehr so verlässlich funktioniert, dass er vielleicht schon mehr Kalenderseiten abgerissen hat, als noch vor ihm liegen.
Vielleicht war das leichte unzufriedene Zwicken Angst. Vielleicht nicht. Vielleicht war es einfach nur Unzufriedenheit.
Egal ...
Man muss wissen, dass Dennis Informationen hortet. Weil er das für richtig hält, und weil er viel Arbeit in den Aufbau seines Netzwerks gesteckt hat. Seine Informanten gehören ihm, er teilt sie mit niemandem, genauso wenig wie die Informationen, die sie ihm geben. Damit macht sich Dennis bei seinen Kollegen nicht gerade beliebt, aber das ist ihm scheißegal – sein Lebensplan sieht nicht vor, dass er sich mit seinen Kollegen anfreundet, sondern dass er über sie hinauswächst, und dann können sie ihn sowieso nicht mehr leiden.
Dennis' Modus operandi besteht also darin, seine Informanten so zu bearbeiten, dass sie ihm Informationen liefern, bis die Beweise für eine Festnahme reichen, und diese Festnahme dann so zu inszenieren, dass sie die bestmögliche politische und karriereförderliche Wirkung erzielt.
Deshalb fährt er persönlich hin, als ihm einer seiner VIs – »vertraulichen Informanten« (Dennis hat dem Begriff vertraulich eine ganze neue Bedeutung verliehen) – von einer abgeschiedenen kleinen Ranch weit draußen im East County in der Nähe von Jamul erzählt.
Der Lone Ranger.
Oder auch »Lone Stranger«, wie man ihn im Büro nennt.
(Undercoveragenten sind sowieso meist Einzelgänger, sie vertrauen niemandem – Paranoia ist eine Überlebensstrategie.)
Sans tonto (wie Paku sagen würde, zumindest in ihrer französischen Phase).
Nur mal einen Blick drauf werfen.
Solo-Observierung.
Dennis hat Eier, dicke, stahlharte Dinger, deshalb fährt er mutterseelenallein in die Wüste, parkt seinen Wagen auf einer Anhöhe mit Blick auf die Ranch unten und richtet sein Nachtsichtgerät auf das Haus.
Es ist ein Bargeldlager.
(Das ist mal ein Ausdruck, was?)
Die Dealer bringen ihre Kohle hin, damit sie gezählt, sortiert und für einen relativ kurzen Ausflug über die Grenze gestapelt wird. An jedem x-beliebigen Abend befinden sich Hunderttausende oder Millionen von Dollar in dem Haus.
Dennis wirft einen Blick darauf und weiß, das könnte die Festnahme werden, die alles für ihn verändert.
Was er nämlich außerdem durch sein Fernglas sieht, ist
Filipo Sánchez.
Die Nummer drei des Baja-Kartells.
73
Die Nacht ist unheimlich und grün.
Durch Chons Nachtsichtgerät.
Horrorfilmgrün.
Er rollt nach seinem Team aus dem TP z
(Transportpanzer)
und läuft auf den Gebäudekomplex aus zweistöckigen Betonbauten zu, wo sich laut Angaben der Kollegen vom CIA die al-Qaida-Honchos eingebunkert haben.
Er presst den Kolben der M 14 an seine Schulter, hält sie schussbereit, während die C 4-Sprengladungen das Tor aus den Angeln reißen und das Team einfällt.
Chon hat sich ein Photo des AQ -Arschlochs, Ziel Nummer eins, ins Gedächtnis gebrannt.
Mahmud el-Kassani.
Wo bist du, Mahmud?
74
Dennis kennt Filipo – und wie, er hat ein Bild von Filipo ans Nachrichtenbrett in seinem Büro gepinnt. Er kennt die Namen von Filipos Frau und seinen Kindern, er weiß, welche fútbol -Mannschaft er unterstützt und dass er die Spiele der Padres über Satellitenfernsehen abonniert hat. Es muss ein wichtiges Geldversteck sein, wenn Filipo das Risiko auf sich nimmt und über den Stacheldraht steigt, wahrscheinlich ist er hier, um zu kontrollieren, um sicherzugehen, dass auch das ganze Geld in den Süden wandert, dass nichts davon verloren geht und in andere Himmelsrichtungen verschwindet.
Normalerweise würde Dennis das Haus ein paar Wochen lang überwachen und dann an seine Vorgesetzten übergeben, damit die dann die Lorbeeren abgreifen, doch jetzt überlegt er, ob er den Dienstweg nicht lieber überbrücken soll. Der für San Diego zuständige Hauptkommissar steht kurz vor der Pensionierung, und mit einem Volltreffer wie diesem hier könnte sich Dennis auf dessen freien Stuhl
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