Kings of Cool: Roman (German Edition)
unerreichbar für sie bleiben wird.
Die meisten Mädchen von der Dana Hills High haben Geld, kommen überall hin und sind vor allem tierisch arrogant, die werden sehr schnell spitzkriegen, dass Kim in einem Trailer lebt und ihre Mutter putzen geht.
Sie möchte nicht, dass sich ihre Tochter schämt, und außerdem ist sie stolz auf sie beide, sie ist stolz auf sich , denn sie ist eine unabhängige Frau, die alleine klarkommt (gerade so, aber immerhin).
Kim ist klug, Kim könnte aufs Community College gehen, vielleicht sogar vier Jahre mit einem Stipendium, wenn sie nur ein bisschen mehr lernen würde, aber Kim interessiert sich nur für Modezeitschriften und den Spiegel.
Freddie versucht ihr das zu sagen, aber Kim hört nicht.
Und wenn, dann würde sie ihrer Mutter entgegnen, dass man sich nicht über die Treppe nach oben kämpft, man nimmt den Fahrstuhl.
Aber auch dafür braucht man die richtigen
Schuhe.
84
Stan nimmt Diane den aufgerollten Dollarschein aus der Hand –
oh, Eve –
beugt sich über den Tresen im Bread and Marigold Bookstore und zieht das Pulver in die Nase.
Der Doc grinst ihn an. »Und?«
»Wow.«
Diane grinst schon, weil ihr der Doc, ganz der ritterliche Gentleman, die erste Line angeboten hat. In ihrem Gehirn summt und brummt es, und fleißige kleine Bienchen arbeiten sich schnell in ihre Pussy runter.
Der Doc revanchiert sich gerne – Stan und Diane haben ihn auf Acid gebracht, jetzt tut er ihnen seinerseits einen Gefallen mit dem Koks. Er ist mit John und einer Kostprobe vorbeigekommen.
Fair bleibt fair.
Freundschaft bleibt Freundschaft.
Und Geschäft bleibt Geschäft.
Es ist gut fürs Geschäft, die Betreiber des Bread and Marigold Bookstore mit einer kostenlosen Probe auf das neue Produkt aufmerksam zu machen, denn auch wenn der Buchladen nicht mehr das ist, was er mal war, so ist er doch immer noch ein Nervenzentrum der Gegenkultur (sprich Drogenkultur).
Der Doc kommt damit zur rechten Zeit.
Stan hat sowieso schon nach etwas Neuem Ausschau gehalten.
Er hat keine Lust mehr, Hippiekram zu verkaufen, hat Angst, in einer untergehenden Kultur hängenzubleiben, und um die Wahrheit zu sagen, Diane ist ihm auch ein bisschen langweilig geworden.
Und er ihr.
Aber was ist mit Politik?
Der Revolution?
Die sie glaubten gewonnen zu haben, als Nixon
der Überfeind
die böse Stiefmutter
und wenn wir ehrlich sind, der Sündenbock
(sie sind beide in der Religion, in der sie erzogen wurden, bewandert genug, um zu wissen, dass der Bock alle Sünden des Volkes auferlegt bekam und er aus der Stadt getrieben wurde)
zurücktreten musste?
Der Krieg endete
und Jimmy Carter kam.
Jimmy Carter.
Der Jimmy mit der Lust im Herzen.
Diane will keine Lust im Herzen, sie will welche in ihrer Pussy, in ihrer Muschi, und es ist schon eine Weile her, seitdem sie mit Stan welche verspürt hat. Es ist okay ... ganz nett ... aber ...
nett?
Das Komische ist, selbst in der Zeit der freien Liebe – als sich die Leute umeinander wanden wie die Würmer in der Kaffeedose im Hinterzimmer des Buchladens – hat sie nicht mitgemacht. Stan auch nicht. Sie aus Zurückhaltung; er, so vermutete sie, aus Angst vor Krankheiten.
Jetzt fragen sich beide, ob ihnen vielleicht was entgangen ist.
Außerdem macht ihnen das Geld zu schaffen.
Früher machte man sich nichts draus.
Es war bourgeois .
Aber jetzt scheinen alle welches haben zu wollen.
Und zu haben.
Der Doc zum Beispiel.
Taco Jesus hat jetzt mehr als bloß Tacogeld, und er wirft auch nicht mehr damit um sich. Er kauft sich Klamotten, Autos, ein Haus, die Sachen stehen ihm gut, und Diane fragt sich, sie kann nicht anders –
Ob sie gerade irgendwas verpassen –
Ob sie etwas verpasst haben –
Als würden sie am Ufer eines Flusses stehen und zusehen, wie die Zukunft an ihnen vorbeifließt und jetzt –
Stan sieht sie an, als würde er dasselbe denken, aber sie überlegt, ob er mit ihr am Ufer steht oder vor ihr vorbeitreibt und ob sie das überhaupt interessiert.
Sie dreht sich um und sieht John »eine Line ziehen« – wie man jetzt sagt. Alle Spuren seiner jugendlichen Niedlichkeit sind verflogen – jetzt ist er schlank, muskulös und stark, und plötzlich wird ihr klar, dass sie zehn Jahre – ein Jahrzehnt – älter geworden ist, denn dieser Junge, dieses Kind, das auf seinem Skateboard herumrollte und Joints verkaufte, ist jetzt ein junger Mann. Und reich ist er auch, wenn man den Gerüchten
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