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Kings of Cool: Roman (German Edition)

Kings of Cool: Roman (German Edition)

Titel: Kings of Cool: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Don Winslow
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ihren Kaffee und schaut aus dem Fenster.
    Auf Johns Haus.
    Sie tut, als wäre sie noch unentschlossen, aber sie weiß längst, was sie tun wird. Diane ist zu ehrlich, um sich lange etwas vormachen zu können. Zu ehrlich, um sich nicht einzugestehen, dass sie sich durch ihre Eifersucht im Recht sieht, weil sich Stan so leicht zu einem Phantasiefick mit der kleinen Kellnerin hatte überreden lassen und es dann doch nicht durchgezogen hat.
    Sie stellt den Becher auf die Anrichte, geht zur Tür raus.
    Es ist ein warmer Frühjahrsmorgen.
    Sie klopft an Johns Tür.
    Es kommt ihr vor wie eine Ewigkeit, aber dann macht er auf.
    Die Haare vom Schlaf zerzaust, sein Jeanshemd aufgeknöpft.
    Er ist barfuß.
    In der Hand hält er einen Kaffeebecher.
    »Hi«, sagt er.

88
    Stan und der Doc treffen sich im Harbor Grill.
    Kim bedient sie.
    »Gehst du auch mal nach Hause?«, fragt der Doc.
    »Ich hab mir Zusatzschichten geben lassen.«
    Charles Jourdans.
    150 Dollar.
    So viel wird sie nicht verdienen, egal wie viele Zusatzschichten sie schiebt. Sie nimmt die Bestellung auf und geht in die Küche.
    »Und, hast du nachgedacht?«, fragt der Doc.
    »Diane und ich haben darüber gesprochen«, sagt Stan.
    »Und?«
    Stan zögert.
    Er ist sich der Tatsache bewusst, dass ihn Diane (irrational, unfair) verachtet. Sie verachtet ihn, weil er nicht mit einer anderen Frau Sex haben will. Die noch nicht mal eine Frau ist, sondern ein Teenager.
    Das ist völlig bescheuert, aber er fühlt sich entmannt.
    Und er ist wütend, weil er weiß, dass Geld es besser machen würde, mit dem Geld bekäme er seine Eier zurück, jedenfalls mit den Summen, von denen hier die Rede ist ...
    »Wir sagen Nein«, sagt Stan.
    »Okay, cool«, sagt der Doc.
    Stan sieht, dass er das für alles andere als cool hält.
    Der Doc hält ihn für eine Pussy.
    Aber Stan hat pro und contra abgewogen. Das Geld wäre toll, aber man muss es gegen das Risiko abwägen, erwischt zu werden und Jahre im Gefängnis zu verbringen, vielleicht sogar einem mexikanischen Gefängnis, und dann sind da auch noch ethische Gründe ...
    »Nicht, dass wir das Angebot nicht zu schätzen wüssten«, sagt Stan.
    »Klar«, sagt der Doc.
    Die Kellnerin bringt das Essen, und sie essen mehr oder weniger schweigend, führen ein gezwungenes, halbherziges Gespräch.
    Der Doc ist erleichtert, als Stan aufsteht und sagt, dass er den Laden aufmachen muss.
    »Ich übernehm die Rechnung«, sagt der Doc.
    »Nein, lass mich ...«
    »Ich mach schon.«
    Stan bedankt sich und geht.
    Die Kellnerin kommt mit der Rechnung, legt sie auf den Tisch und sagt: »Ich übernehm das.«
    »Wie bitte  – was?«
    »Ich mach das«, sagt Kim. Nur einmal, aber  –
    Ich mach's.

89
    »Die ist noch ein Kind«, sagt John.
    »Du warst auch ein Kind.«
    »Das ist was anderes.«
    »Wieso?«
    »Da ging's um Gras«, sagt John. »Das ist Koks. Dafür wandert sie in den Knast.«
    Der Doc schüttelt den Kopf. »In den Jugendstrafvollzug. Das Schlimmste, was ihr passieren kann, ist, dass sie ein paar Monate in den Kinderknast wandert.«
    Doc weiß das, verdammt noch mal, er hat selbst im Jugendgefängnis gesessen. Er weiß, dass sie vielleicht als Kind einfährt  – aber nicht mehr als Kind rauskommt. Für die Mädchenbanden und die Lesben wird sie nicht mehr sein als Frischfleisch.
    »Sie hat's mir angeboten«, sagt der Doc abwehrend. »Ich hab sie nicht gefragt. Jedenfalls weiß ich jetzt wieder, wer sie ist.«
    »Das ist super«, sagt John. Er fragt nicht nach, ist ihm egal.
    »Erinnerst du dich an Freaky Frederica?«, fragt der Doc.
    »Nein.«
    »Als du noch in der verdammten Höhle gelebt hast, Superhirn?«, hilft ihm der Doc auf die Sprünge. »Das ist ihre kleine Tochter.«
    John kann sich nicht an sie erinnern.
    »Sie wird einfach aussehen wie irgendein Teenager mit falschem Pass«, sagt der Doc. »Sie wird mit den Wimpern ihrer blauen Augen klimpern und einfach so durchspazieren.«
    »Ach ja?«, fragt John. »Und was, wenn nicht, Doc? Was, wenn sie geschnappt wird? Meinst du, sie hält die Klappe und sitzt ihre Zeit ab? Die verpfeift uns sofort.«
    Das Schlimmste ist, denkt er, dass wir's noch nicht mal merken werden. Die geben ihr das Koks zurück und schicken sie los, direkt zu uns.
    Eskortiert von ein paar Bullen.
    Der Doc hat das alles längst bedacht. »Unser mexikanischer Zulieferer stoppt die Zeit, wenn sie über die Grenze geht. Wenn sie nicht glatt durchkommt, fahren wir sofort zum Flughafen und entspannen uns eine Weile

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