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Kings of Cool: Roman (German Edition)

Kings of Cool: Roman (German Edition)

Titel: Kings of Cool: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Don Winslow
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unter die Nase reiben will, und sind umso verbissener hinter einem her  – die anderen, die man eingekauft hat, wollen nicht, dass man damit rumprotzt, weil ehrliche Bürger jemanden sehen, den sie für einen Drogendealer halten, und sich fragen, warum die Cops nichts mitkriegen, wenn's selbst ihnen schon auffällt.
    Die Cops auf deiner Gehaltsliste sehen außerdem, dass du einen Schlitten für 300000 Dollar fährst, und kommen unter Umständen auf die Idee, dass du ihnen nicht genug zahlst.
    So was macht man nicht.
    Der Doc sieht Johns Missfallen und sagt: »Hey, wir tragen das Risiko, wir sollten die Vorzüge genießen, oder? Sonst können wir gleich Versicherungen verkaufen.«
    »Es gibt Grenzen, Doc.«
    »Das ist aber auch kein Toyota«, erwidert der Doc und zeigt auf den Porsche.
    John merkt, dass es keinen Sinn hat sich zu streiten  – der Doc ist voll drauf. Allmählich wird das zum Problem, er schnieft sein eigenes Produkt weg wie ein Staubsauger. Und das macht ihn unvernünftig, unberechenbar und anfällig für Fehler. Vielleicht wurde er wegen eines solchen Fehlers verknackt, denkt John. Vielleicht stimmt es ja.
    Es ist ein Problem  – John und der Doc sind nicht nur zusammen im Drogengeschäft, ihnen gehören gemeinsam auch ein Restaurant, eine Bar und zwei Wohnhäuser. Wenn der Doc einfährt, reißen sich die Bullen alles unter den Nagel.
    Sie gehen durch den Yachthafen, dann über eine Brücke auf den langen, schmalen Anlegesteg.
    »Taylor ist schwanger«, sagt John.
    Der Doc sagt: »Man hat inzwischen rausgefunden, wie es dazu kommt.«
    »Sie nimmt die Pille.«
    »Das erzählt sie dir.«
    »Willst du sagen, sie hat sich absichtlich schwängern lassen?«
    »Willst du behaupten, dass es nicht so war?«, sagt der Doc. »Hör auf.«
    »Was?«
    »Werd erwachsen.«
    John weiß, was er meint. Ein anderer Ausdruck für Baby ist Unterhalt. Jeden Monat ein fetter Scheck, 18 Jahre lang. Taylor wäre nicht die erste Frau, die die Pille deshalb vergisst.
    »Nein«, sagt John, »sie will abtreiben.«
    »Sie will, dass du sie davon abhältst«, sagt der Doc.
    »Du kennst Taylor nicht.«
    (»Ich muss an meine Karriere denken«, hatte Taylor gesagt. »Ich kann nicht fett und aufgedunsen bei einem Casting auftauchen.«
    John wollte erwidern: Welche beschissene Karriere? Sechs Sekunden bei Mannix, und seit einem Jahr hast du nirgendwo mehr vorgesprochen , aber er konnte nicht schon wieder Streit gebrauchen.
    Man muss aussteigen, solange man Oberwasser hat.
    Jedenfalls hat sie die Klinik schon angerufen und sich einen Termin geben lassen. Sie hat es ihm nur gesagt, weil sie a) das Geld brauchte, um die Abtreibung zu bezahlen, und weil es b) schön wäre, wenn er sie danach abholen und nach Hause bringen würde. Worauf er nicht besonders scharf ist, aber er wird es machen.)
    »Okay.« Der Doc grinst.
    Sie gehen weiter über den Anlegesteg. Von hier haben sie einen ausgezeichneten Blick  – sie können jeden sehen, der ihnen folgt und die Bullen bräuchten ein Wahnsinnsmikro, um auf die Entfernung mitzuhören.
    »Also, worum geht's wirklich?«, fragt der Doc. »Du machst dir doch nicht bloß in die Hose, weil deine Freundin einen kleinen Kasper in der Trommel hat.«
    John stellt erstaunt fest, dass er nervös ist. Er muss seinen Mut zusammennehmen, um zu fragen: »Gibt es etwas, das du mir sagen willst, Doc?«
    »Was zum Beispiel?«
    »Zum Beispiel, dass die dich einkassiert haben?«
    »Wovon zum Teufel sprichst du?«, lacht der Doc.
    Plötzlich findet John, dass er verdruckst wirkt. Man kann über den Doc sagen, was man will, aber verdruckst war er nie. Geradeheraus, direkt, immer er selbst.
    John findet die Situation total ätzend. Er sagt: »Wenn du ein Problem hast, lass uns drüber reden. Wir finden eine Lösung.«
    Der Doc lacht.
    »Wie großzügig von dir, Junior. Aber spar dir das für jemand anders. Mir geht's gut.«
    »Tatsächlich?«
    »Woher hast du den Scheiß?«, fragt der Doc. »Mit wem hast du geredet? Mit Ron? Mit Bobby?«
    John antwortet nicht, aber der Doc kennt die Antwort.
    »Pass auf«, sagt er, »wenn ich nicht gewesen wäre, hätten die Arschlöcher Koks nicht von Cola unterscheiden können. Ich war der Erste auf der Party. Verdammt, ich hab die Party geschmissen, und jetzt wollen sich die Gäste mein Haus unter den Nagel reißen.«
    Leuchtet irgendwie ein, denkt John. Wenn sie den Doc schlecht machen, kommt er in so was wie eine Drogenquarantäne  – die Leute machen keine Geschäfte

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