Kings of Cool: Roman (German Edition)
mich das angeht«, sagt Stan.
»Das verstehst du nicht?«
»Nein.«
»Dann will ich's dir erklären«, erwidert John. »Wenn der Doc redet, wird er nicht nur die Namen von Dealern und Kunden preisgeben – er wird auch die Namen seiner Investoren nennen.«
Stan wird ein kleines bisschen blass, und sie beide wissen, warum. Er und Diane haben einen Teil des Geldes, das sie nach dem Brand des Bread and Marigold Bookstore von der Versicherung bekommen haben, in die Association investiert.
Da er den großen Kokszug schon einmal verpasst hatte, wollte Stan nicht zulassen, dass er ein zweites Mal ohne ihn aus dem Bahnhof fuhr. Von dem Koksgeld bezahlten sie das Haus, das hübsche neue Leben, den bescheidenen Weinkeller.
Stan und Diane sind Teilhaber. Mit dem Tagesgeschäft haben sie nichts zu tun, auch nicht mit der Jahresplanung, aber wenn wichtige Entscheidungen anstehen, müssen sie gefragt werden.
Und den König vom Thron zu stoßen ist eine wichtige Entscheidung.
»Was willst du von mir?«, fragt Stan.
»Dein Okay.«
»Wozu?«
John starrt ihn an.
»Oh«, macht er, als er begreift.
John äfft ihn nach. »Oh.«
Stan sitzt da, starrt die ordentliche Reihe von Büchern im Regal an. Bücher, die angeblich auf alles eine Antwort bereithalten.
»Niemand verlangt, dass du irgendwas tust«, sagt John. »Nick's einfach nur ab.«
»Und wenn nicht?«
»Dann gehst du volles Risiko«, sagt John.
Stan guckt betroffen. »Ich hätte nie gedacht ...«
»Was?«
Stan druckst rum, »dass ich jemals in so was reingezogen werde.«
»Wer hätte das schon gedacht, Stan?«, fragt John. »Wenn du mit Diane drüber reden willst –«
»Nein«, sagt Stan schnell. »Lass sie da raus.«
John zuckt mit den Schultern. Dann: »Und?«
»Tu, was du tun musst, John.«
John nickt und steht auf.
Love and Peace , denkt er.
Er steht schon in der Tür, als er Stan sagen hört: »Als du Sex mit meiner Frau hattest, John. Hat es ihr gefallen?«
»Ich hatte Sex mit Diane?«, fragt John.
Ich muss wohl stoned gewesen sein.
Das waren die Siebziger, Stan.
155
Kim ist erstaunt, ihn zu sehen.
»John«, sagt sie, »was für eine wunderbare Überraschung.«
In einem Tonfall, der deutlich macht, dass es zwar eine Überraschung, aber keinesfalls wunderbar ist.
Dass sie nicht mehr das Mädchen ist, das er aus der Höhle kannte.
Oder der Drogenkurier mit dem Kokain am Körper.
Oder die Möchtegern-Debütantin, die irgendwem auf einer Party einen bläst.
Sie ist eine wohlhabende, junge, geschiedene Frau, die ihr früheres Leben weit hinter sich gelassen hat. Der Umstand, dass sie einen Teil ihrer Abfindung in dasselbe Unternehmen investiert hat, in dem auch John tätig ist, macht sie nicht mit ihm gemein.
Er ist Drogendealer.
Sie ist Geschäftsfrau.
»Ich will dich nicht lange aufhalten«, sagt John.
Er musste lachen, als er an einem Wachhäuschen mit Sicherheitskräften vorbeifuhr, um zu ihrem Haus in Emerald Bay zu gelangen. Jetzt steht sie vor ihrer Haustür, sieht cool aus, blond und wunderschön mit ihrem Sommerkleid und dem Schmuck.
Ihre Hoheit Prinzessin Grace.
Komm wieder runter, denkt er.
Ich hab Koks verkauft, um mir mein Haus leisten zu können.
Du deine Pussy.
Oder mit den Worten von Lenny Bruce: »We're all the same cat.«
»Was kann ich für dich tun?«, fragt sie.
»Es geht um den Doc.«
»Den Doc?«
Erinnerst du dich an den Doc – er hat mit deiner Mutter gefickt, als du danebengelegen hast? Er hat dir Kokain auf den Unterleib kleben lassen und dir zum Einstieg in die Gesellschaft verholfen? Er hat aus deiner kleinen Investition ein kleines Vermögen gemacht?
Der Doc?
»Ist er krank?«, fragt sie, anscheinend wieder im Besitz ihrer geistigen Fähigkeiten.
»Könnte man so sagen«, erwidert John.
Er rattert alles noch mal runter.
Kim kapiert schneller als Stan.
Und ist entschiedener.
»Ich bin dem Doc nichts schuldig«, sagt sie und beugt sich rüber, um die Arbeit der mexikanischen Gärtner am Blumenbeet in Augenschein zu nehmen. »Eigentlich kann ich mich kaum noch an ihn erinnern.«
Aber genau wie Stan ruft auch sie ihm noch etwas hinterher, als er schon am Gehen ist.
»John?«
»Ja?«
»Komm nie wieder her«, sagt Kim. »Und sollten wir uns jemals in der Öffentlichkeit –«
»Schon verstanden«, sagt John.
Es sind die Achtziger.
156
Ja, okay, er hat die Okays, aber
was jetzt?
Sich die Erlaubnis holen ist das eine ...
Sie sind Surfer Schrägstrich Drogendealer.
Keine
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