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Kings of Cool: Roman (German Edition)

Kings of Cool: Roman (German Edition)

Titel: Kings of Cool: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Don Winslow
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sind. Mike, Glen, Duane, Ron, Bobby  – die ganzen Association-Jungs trauen sich gegenseitig nicht mehr über den Weg, streiten sich um Gebietsrechte, um Kunden, um Zulieferer. Jungs, die sich früher mal dieselben Wellen geteilt haben, teilen sich keine Koksgeschäfte.
    Und die Drogenfahnder lieben das. Sie leben vom Teilen-und-Herrschen, für sie ist das wie Brot und Butter. Und jetzt haben sie den Doc drangekriegt?
    »Wir wissen nicht, ob's stimmt«, sagt John.
    »Können wir's drauf ankommen lassen?«, fragt Bobby. »Die Sache ist doch die, selbst wenn's diesmal nicht stimmt, dann beim nächsten Mal. So wie der Doc drauf ist, ist die Frage nicht ob , sondern wann . Und das weißt du, John.«
    John antwortet nicht.
    Die letzte Welle des Sets rollt unter ihnen durch.

148
    Ein Psychotherapeut in Laguna ist wie ein Fischer in SeaWorld.
    (Chon wird so etwas später als Target Rich Environment bezeichnen).
    Wirft man in diesen Gewässern seine Netze aus, sind sie schneller voll mit zappelnden, glitschigen und nach Luft schnappenden Kreaturen, als man sagen kann: »Und wie fühlst du dich dabei?«
    Das ist die Frage, die Diane jetzt einer Frau stellt, die ihr gegenüber auf dem Sofa sitzt (nicht liegt).
    Nach der Wikingerbestattung des Bread and Marigold Bookstore fanden Stan und Diane, dass die Gesellschaft eher mit Reich und Lowen als mit Marx und Chomsky von ihren Übeln geheilt werden kann.
    Also gingen sie wieder zur Uni ( UC Irvine, und wenn das mal keine Ironie der Geschichte ist, dann seid ihr noch nie in Irvine gewesen) und wurden
    Psychotherapeuten.
    Stan und Diane bauten schon bald eine Klientel aus Gestrandeten Sechziger-Jahre-Typen, Acid-Opfern, schrillen Feministinnen, verstörten Männern, manisch Depressiven (damals noch nicht bipolar ), Drogenabhängigen, Alkoholikern und ein paar Menschen auf, die von ihren Müttern tatsächlich nicht geliebt wurden.
    Es ist leicht, sich über Stan und Diane lustig zu machen, aber es stellt sich heraus, dass sie wirklich gute Psychotherapeuten sind, und sie helfen Menschen. Wenn auch vielleicht nicht der jungen Frau, die jetzt gerade bei Diane in der Praxis sitzt und ihre Scheidung verarbeitet (ihre erste, aber wahrscheinlich nicht die letzte).
    »Ich weiß nicht, ob du ihr überhaupt helfen kannst«, hatte Stan am Vorabend beim Essen gesagt. »Diese Art von narzisstischer Persönlichkeitsstörung lässt sich fast gar nicht behandeln. Es gibt keinerlei pharmakologische Empfehlungen und Schematherapie schafft nur neue Probleme.«
    »Ich hab mich eher an kognitive Techniken gehalten«, erwiderte Diane und nippte an dem ausgezeichneten Roten, den Stan mitgebracht hatte.
    Sie haben sich ein schönes, geordnetes Leben aufgebaut, seitdem Diane ein bisschen mit John McAlister aus der Reihe getanzt ist und Stan den Laden abgefackelt hat. Dank der Versicherungskohle konnten sie sich ein Haus in dem früher als Dodge City bekannten Stadtteil kaufen, wo sie wohnen und arbeiten. Sie haben Freundschaften mit anderen »Pärchen« geschlossen und laden sich gegenseitig zu selbstgekochten Gourmet-Menüs ein. Stan ist zum Weinkenner avanciert und hat einen kleinen, aber sehr fein bestückten Weinkeller.
    Ihr Leben ist nicht spannend, aber dafür ist es frei von Chaos.
    »Und, haben die kognitiven Techniken Wirkung erzielt?«, fragte Stan trocken in Bezug auf Dianes schwierige Klientin.
    »Bislang nicht«, erwiderte sie.
    Jetzt sitzt sie da und versucht sich auf die neueste Variante von Kims Geschichte zu konzentrieren  – wie sie in einer wohlhabenden, wenn auch emotional distanzierten Familie aufwuchs, was dazu führte, dass sie sehr jung ihren Traumprinzen heiratete, der einfach nur eine Art Ersatz für ihren abwesenden Vater war, der sie aber weder versteht noch zu schätzen weiß und mit dem sie sexuell keine Nähe herstellen kann, egal wie sehr sie sich bemüht, und Diane denkt nur  –
    Ich will ein Baby.

149
    John nimmt ein Teppichmesser und zersticht systematisch die Reifen des BMW .
    Dann dreht er sich zu Taylor um und sagt: »Geh jetzt.«
    »Das ist mein Wagen«, sagt sie.
    Ein neuer silberfarbener 528i.
    »Den hab ich dir gekauft«, erwidert John.
    »Das heißt aber noch lange nicht, dass du ihn einfach kaputt machen darfst.«
    John zuckt mit den Schultern  – anscheinend heißt es das doch. Er hat den BMW gekauft, er hat den Porsche 911 gekauft, der daneben steht, er hat die Dreier-Garage gekauft, in der außerdem der 54er Plymouth Wagon parkt, und das Haus in

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